May the torque be with you.


Sonntag, 22. Dezember 2013

Fazit Leute Leute nur zusammen sind wir viel


6300 km in drei Wochen abreißen ist schon an sich eine ziemliche Belastung.
Auch der Umstand, diese Strecke in fünf verschiedenen Ländern und dem Allerbesten, was osteuropäischer Straßenbau an Überraschungen für einen bereithält, bewältigen zu müssen, trägt nicht gerade zur Stressregulierung bei.
Hat man dann auch noch unter 14 Tagen ständiger Dürreperiode (Gewitter, Landregen, Dauerregen durchzogen von vereinzelten Schauern) zu leiden, kann so ein Trip schnell mal die zwischenmenschlichen Beziehungen schwieriger gestalten.
Oder kurz gesagt.
Willst du so was mit deinem Partner machen, um wieder enger zueinander zu finden und/oder eine leicht angeschlagene Beziehung zu reanimieren,
vergiss es.
Tank lieber voll und fahr gleich zum Anwalt.

Nach meiner Einschätzung funktioniert so eine Reise mit unterschiedlichen Motorrädern und unterschiedlichen Erwartungen nur dann, wenn man sich auch sonst super versteht und die Eigenheiten des Anderen zu tolerieren, schätzen und lieben gelernt hat oder sich völlig egal ist.
Die Drei haben es mir da sehr einfach gemacht, wofür ich mich hier mal bedanken möchte.



Auf solch einer Reise kann sich so manches Wesen ein wenig verändern.

Der Eine entdeckt unerwartet seine feminine Seite


Der oder die Andere den verfrühten Winterschlaf


So eine Reise ist aber der perfekte Weg
Freundschaften zu festigen.


sich über Kleinigkeiten zu freuen


gemeinsam schön zu sein oder einfach schön gemeinsam zu sein


 sich auch mal schweigend zu verstehen


 oder grundlos zu lachen


nachzudenken
ohne zu grübeln


seinen Freunden was anzubieten


rauszufinden, dass wir nur zusammen viel sind





 gemeinsam einen Weg zu beschreiten


 gemeinsam den Bauch einzuziehen


 abzuschalten und zu wissen, dass einer auf einen achtet


 gemeinsam der Dummheit entgegenzutreten


 oder sich ähnlich zu sehen


 


Das machen wir sicher nochmal.





 


Mittwoch, 18. Dezember 2013

Tag 16 "die aus dem Wald kommen"

Tag 16  "Sie kommen aus dem Wald"
Etappe: Curtea de Arges - Kreuzung 70/67c (Eingang Transalpina) (226 km)
Beschreibung: Landschaftlich wie fahrerisch sehr reizüberflutete Etappe mit den üblichen Hindernissen und .............



Der Sonntag beginnt eben so spät wie fettig.



Der Wirt hatte uns ja schon gestern Abend gebeten, nicht zu früh aufzustehen, da die gute Frau, die sonst das Frühstück macht, an diesem Morgen nicht kommen könne und er es vielleicht nicht ganz so früh in die Küche schafft.
Endlich mal eine Anforderung, die wir am Tag 16 unserer Reise problemlos umsetzen können.
So leicht ist's dann doch nicht, denn der merkwürdige gelbe Ball am Himmel, der in dünnen hellen Fäden durch das Rollo ins Zimmer strahlt, hat schnell meine Neugier geweckt und mich aus der Koje vor die Tür gelockt. Die Luft aus den Bergen zieht eisig kalt durchs Tal. Die Strahlen des gelben Balles fühlen sich sonderbar und  unbekannt auf der Haut an.
Ein guter Zeitpunkt für einen kleinen einsamen Spaziergang.
Verdammich....Chance verpasst...
der zweite Sonnenschein hat es gerade vor die Tür geschafft.


Die beschauliche Runde runter zum Fluss tut wirklich gut. Seit Sibiu ziehe ich das rechte Bein nach. Es muss noch 7 Tage halten.


Der Tag beginnt also extremst untypisch und sonderbar. Wir sind uns nicht schlüssig, ob es ein gutes Zeichen ist, dass die Sonne über den Gipfeln scheint.....
dort in der Ferne, wo die Kaparten uns erwarten....
oder lauern.
Vermutlich werden wir gegen Abend den Fuß der Transalpina erreichen. Diesen einzigen Weg nach Norden, der uns durch die einst schier undurchdringlichen Kaparten wieder Richtung Heimat bringen will.
Also nochmal hindurch, durch die feindliche Wildnis, vorbei an Wölfen, die mit den Bären am Wegesrand um die karge Nahrung ringen ...
die Touristen.....
..............................
dort aus dem Fenster werfen. :-))

Kaum zu glauben, aber wir frühstücken in der Sonne auf der Veranda vor dem Hotel. Wir müssen nicht mit der Karte und dem Wörterbuch jonglieren. Alles, was wir bestellen und sei es so was ausgefallenes wie Omelette Schinken/Käse ohne Käse, wird geliefert und sogar für Extrawürste wird gesorgt. Kaffee gibt's auch satt, den muss man sich aber holen gehen, da der arme Wirt die Küche und den Service tatsächlich alleine managen muss.



Die Lust zu packen und uns aufs Motorrad zu setzen, steht uns ins Gesicht geschrieben. Aber es gibt leider keinen Plan B mehr, denn es ist noch ein weiter Weg bis zur Mosel und wir wollen ja nochmal in die Tatra.
Unser Weg zur Transalpina bringt uns an so manchem schönen Punkt vorbei.............






und natürlich an dem ein oder anderen Lokal.



So mancher Weg führt über Brücken, über die schon der Kaiser flanierte,
um dann im Nichts zu enden.


Die Strecke, die wir uns ausgearbeitet haben, ist spitzenklasse und macht irre Laune, auch wenn wir nicht so recht übern Berg gefunden haben. Das Terrain ist für die Vierfüße wieder mal ne Nummer zu derb und irgendwie hab ich auch immer weniger Lust, mir im Wald eine Suhle zu graben.
Das Umfahren funktioniert gut und selbst die kleinen Stücke Hauptstraße sind superschön. der Weg am unteren Teil des Sees (Transfagarasan) ist sehenswert, wobei durch die vielen Autos vielleicht eher nicht am Wochenende zu empfehlen.






Das Picknick als kleines Amuse-Gueule am frühen Nachmittag hat sich schnell etabliert.
Wobei es neben den landesüblichen Leckereine auch immer Cremewurschti für Lutz gab.
Ich hab bis heute nicht rausgefunden, ob er das Zeug eigentlich mochte oder nur gegessen hat, da es eben immer gekauft wurde.
Die Cremewurschti hier waren jedenfalls grottig und wir dekorieren die Landschaft damit, um Tiere anzulocken und zu fotoknipsdingsen.
Aber es kommen keine und für  die Asphaltschwalben, die hier auf den Parkplätzen jagen, ists noch zu früh.




Unerwartet früh gegen sechs erreichen wir die Kreuzung und somit den Eingang zur Transalpina. Leider finden wir hier nicht wie erwartet eine breite Auswahl an Unterkünften.
Dafür finden wir eine breite Auswahl an Gipsys, die hier zu Hunderten die Straßen in Beschlag nehmen. Wir tänzeln mit den Motorrädern durch die Menschenmassen. Überall am Straßenrand stehen über Hunderte von Metern Abwrackprämien-PKW und Lieferwagen. Getankt wird aus Plastikflaschen. Eine riesige Menge von Pilzen und Beeren wechselt gegen Bündel von Geldscheinen den Besitzer. Einige der Fahrzeuge werden den Heimweg nicht antreten. Wir werden sie morgen piratisiert am Straßenrand wiederfinden.
An allen Ecken wird gegrillt und vereinzelt auch Musik gemacht. Ein Riesen-Happening und wir etwas ungelenk mittendrin.
Auch auf dem Aufweg zur Transalpina findet sich kein Hotel. Wir müssen zurück. Nochmals durch das Zigeunerfest.
Das Wetter hat sich in alter Tradition etwas zugezogen, aber noch regnet es nicht. Wir kehren bei der ersten Unterkunft 300 Meter vor dem Gipsylager (Obrasia Lotrolui) ein. Zum Glück gibt es noch Zimmer. Die sind nicht gerade preiswert, aber sehr sauber und modern. Und Essen wird es auch noch geben. Auch wenn wir den Plan, draußen zu sitzen, verwerfen müssen. Es ist für September schon verdammt kalt.


Schnell findet man hier ähnlich gekleidete Freunde


So müssen Trophäen aussehen



Was gabs sonst noch???
Helgas KAWA zickt den ganzen Abend schon rum.
Wir müssen auf einem Parkplatz neben der Hauptstraße halten und so wies hier aussschaut geht hier nachts ganz schön die Post ab.
Und zwar die Schneckenpost.
Die KAWA wird es wohl noch bis Heim schaffen.

Irgendwie haben wir es heute versäumt, reichlich Fotos zu machen. Vielleicht ist es die Tatsache, dass wir uns bereits auf dem Rückweg befinden, die uns das Fotografieren vermiest hat.
Dabei gabs schon ein paar bemerkenswerte Dinge.
Helga hat Obst am Straßenrand gekauft. Sie hat sich die Früchte ausgesucht und die gute Frau hat sie dann einzeln gewogen. Dabei stand der Preis, glaube ich, schon von Anfang an fest.
Touris Ausland 5 Lei.
Aber sehr sehr nett und die Kinder interessiert, aber sehr höflich.

Was nicht vergessen werden darf
Die überwiegend dunkelhäutigeren Menschen, die auf der Straße das verkauften, was sie im Wald gesammelt hatten, leben auch genau in diesem Wald. Sie wohnen in improvisierten Zelten aus Ästen und Nylonbahnen. Sie leben dort mit ihren Frauen und Kindern. Man sieht sie nur wenn sie am Straßenrand stehen und ihre Waren anbieten oder morgens in der Frühe, wenn sie aus dem Nebel am Waldrand hervortreten um an den wenigen Brunnen, wie hier an unserer Unterkunft, frisches Wasser in Kanistern und Eimern zu füllen und es in den Wald zu tragen.


Sonntag, 15. Dezember 2013

Tag 15 "Sie mögen Tochitura?"

Tag 15 "Sie mögen Tochitura?"

Etappe: Vale Dorului - Curtea de Arges (250km)
Beschreibung: Supergeile Ausfahrt über unbewaldete Höhen und durch unüberhöhte Wälder bei sonnigstem Sonnenschein.


Eigentlich ist es wie immer. Man mus nur die Augen aufhalten, dann sieht man auch die Zeichen. Stehen um acht in der Nacht keine Autos vor dem Hotel, dann hat das sicher einen Grund und der lautet "zu" oder "Schei...nbar mindergut"
In dieser Baracke hier ist es aber sehr speziell gewesen. Irgendwie bin ich hin und her gerissen, ob die Vorfälle nun einer Absicht oder einfach Unvermögen zuzuschlagen sind.
Da war z.B. die Sache mit den Flaschenweinen. Ich wollte den Merlot aus der Auslage. Der war aber alle. Der Souvignon auf Nachfrage auch. Irgendwann sagte die Bedienung dann, dass die Flaschen nur Deko wären. Da war die Zeit, dies lustig zu finden, schon lange vorbeit.

Merken!
Nie buchen!


Jedenfalls begann der Morgen sonnig und, was das Hotel anging, in etwa so, wie der Abend geendet hatte.
Frühstück sollte es ab acht geben, aber der Speisesaal war abgeschlossen. Gegen halb neun war das Problem behoben und wir konnten bestellen. Na ja zumindest mit gewissen Einschränkungen.
Das Omelette mit Schinken und Käse war nicht ohne Käse zu bekommen.
Das Omelette Natur gabs dafür nicht mit Schinken.
War aber auch egal, denn am Schluss kamen eh nur 3 statt vier Omelettes.
Dies, werte Leser, ist normalerweise der Moment, in dem der eigentlich grundentspannte Homo Saarpiens (Urvolk aus dem Saargau) seine Flinte durchlädt und seine Bestellung samt Kellner in die Küche bläst. Die Flinte war noch zum Trocknen auf dem Balkon und so bezahlten wir und machten uns auf den Weg.


Was wollen uns diese Blicke fragen?
Wohlan, wann gibts was zu futtern und Kaffee is auch alle?!

Ich liebe es wenn Wege derart Beschildert werden.


Landschaftlich war der Exkurs auf den Berg, den wir ohne dieses Hotel vermutlich nicht entdeckt hätten, der Burner.
Hoch, weit, sonnig, nicht zu heiß, lange Offroad-Passagen, lecker Kaffee und Essen, hier gab es einfach von allem, was wir suchten, mehr als genug.


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Nach einem Kaffee müssen wir dann doch raus aus dem Berg und weiter nach Westen. Wir meiden weiterhin jede Hauptstraße und müssen lernen, dass nicht jede Straße in einer Karte auch zu einem Ziel in unserem Kopf führt. Die Reste der Dürreperiode haben das Hinterland noch immer fest im Griff. Oft sind es nur wenige Kilometer, die für die beladenen Vierzylinder und teilweise auch für uns zu unpassierbaren Hindernissen werden.






Auch Brücken beweisen sich als Quell ewiger Freuden.





Und so verliert man schnell ein zwei Stunden, wenn man die vermeintliche Abkürzung über den Berg nicht passieren kann.
Aber Umwege erweitern die Ortskenntnis und es gibt noch viel zu entdecken.



Und ab und an kann man auch noch was für die Werkstatt zu Hause lernen.







Die Dorfdisse hingegen scheint mir nicht so empfehlenswert.
Insgesamt wirkt die Gegend nun wieder ärmlicher. Wir passieren die ein oder andere Gipsysiedlung, die unvermittelt aus dieser schönen Landschaft bunt und schrill herauspoppen.



Wir halten an einem Park und ich setze mich in ein Geschäft ab, um die Anderen mit einem Picknick zu überraschen. Es gibt Käse, Salami und Cremewurschti mit Brot und Antipasti in der Sonne. Das Leben kann so gut sein.

Die Strecke von Targoviste nach Campulung entpuppt sich als Auenlandkulisse. Ein Bach schlängelt sich durch die idyllischen sattgrünen Wiesen dem Talverlauf folgend vorbei an Pferden und Fohlen.

Das einheimische Handwerk bietet seine Holzschnitzereien am Wegesrand feil.


Wir drehen nochmals auf Nordkurs, denn es gibt da noch einen Teil, der mir wegen eines Tankrucksackes bisher verborgen blieb.


Hier fällt es uns auch leicht, eine gute Bleibe für die Nacht zu finden.
Faktisch von Straßenrand aus werden wir von dem Wirt einer Pension freundlich empfangen.
Die Zimmer sind groß mit modernen Bädern. Das Wasser auf Anhieb superheiß und klar. Es gibt Abendessen, so lange wir wollen, und man muss auch nicht um Getränke betteln.
Die Karte hat ein paar echte Schmankerl zu bieten. Zum Beispiel Tochitura in gaaaaanz spezieller Ausprägung.
Eigentlich schade, dass wir so müde sind.