May the torque be with you.


Mittwoch, 9. September 2020

Korsika 2020 - Man trägt Maske

 Jep, es geht schon wieder los.


Zwar hält Korsika wacker orange und drei Tage nach Verlassen des Festlandes sogar rot im französischen Coronaspiegel, aber nach 6 Monaten Vorfreude hätte uns außer einem eingestellten Fährbetrieb nichts davon abhalten können, auf die Insel überzusetzen.

Dennoch spürt man die Corona Maßnahmen an jeder Ecke. An der Grenze zu Italien wurde überhaupt nicht kontrolliert, was uns dann in sensationeller Zeit Chiasso passieren ließ. In Genua im Hafen wird zwar Fieber gemessen, aber ich hatte so den Eindruck, dass das Gerät nicht ausgeschlagen hätte, wenn man auf den Motorblock gezielt hätte.

Egal, wir sind auf der Fähre und wenn die nächste Woche den Betrieb einstellt, dann bleibe ich halt bis November in Korsika. Auf der Insel selbst ist dann alles wie zu Hause. Der Tourist trägt dieses Jahr Maske. Allerdings nicht ganz so flächendeckend wie erwartet und auch der Abstand in Cafes und Restaurants ist hier mit Abstand geringer als in den Lokalen in Deutschland.

Genug coroniert und ab auf die Fähre. Wir hatten die Nachtfähre und die war gefühlt ziemlich leer. Anders als sonst durften wir nicht auf dem unteren Deck mit den Autos im Kreis fahren, sondern mussten rückwärts einige 100 Meter rückwärts in die Fähre. Was das sollte, hat sich mir zwar nicht erschlossen, den Puls der Männers mit Anhänger am Wagen aber nach oben getrieben. Überhaupt wirkte die Moby Zaza etwas kleiner als die anderen Schiffe der Flotte, mit denen wir schon unterwegs waren. Da Kabine verpflichtend zu buchen war, gab es auch kaum Glücksritter, die auf den Gängen, den Kinderspielplätzen oder in den Treppenhäusern ihr Nachtlager eingerichtet hatten. Viel Platz also, um alte Freunde zu herzen.


Die Kabine war für 4 Personen ausreichend groß und nachdem Vieralle durchs Bad waren, erwartete uns der Tag so.


Den ersten Kaffee gab es auf der Fähre und von da ging es dann bei St. Florent direkt an den Strand. 

Zeit für Frühstück.

Gegen Mittag erreichen wir dann Algajola, wo wir uns eine schöne Ferienwohnung  für die erste Woche ausgesucht (Lutz hat die gefunden und ist ab sofort auch Unterkunftsbeauftragter der Reisegruppe) haben. 


Also Moppeds ausladen und auf zu großen und auch kleinen Abenteuern.









Dienstag, 1. September 2020

Akku-Blog First Kontakt E-Core EVO AM 2 Ausstattung und Fahrgefühl.

Die Ausstattung des Bikes kann sich wirklich sehen lassen und überrascht mit ein paar kleinen Spezialitäten.

Neben dem innovativen Akku-Konzept und letztlich 750 Wh (das ist das was so ein normaler Warp-Kern liefert) gibt es auch noch  Monkeylite an Vorbau und Sattelrohr. Somit sitzt die Beleuchtung meines Gravelbikes in 2 Minuten an dem neuen MTB und saugt seine Energie aus dem Warp-Kern.


Ok, superleicht geht anders, wird der Purist nun einwerfen, aber superpraktisch und superschick für 150 Gramm mehr lasse ich mir gefallen. Gerade weil ich ja in den Alpen bei jeder zweiten Tour auch durch einen dunklen nassen Tunnel muss.


Als Gabel kommt die bockstabile Fox 36 in der dickwandigeren e-Bike Variante zum Einsatz. Der Abstand zu meiner alten Suntours SCR ist ungefähr so groß wie von der starren Gabel meines alten Rock-Hopper-Competition zur XCR.


An der Einstellung muss ich noch feilen, noch federt sie mir zu schnell aus und verspringt gerne mal. 
Hinten dann wieder Fox und diesmal annähernd optimal für meine bescheidenen Fahrkünste.

Ansonsten gibt es Shimano XT so weit das Auge reicht.  Vierkolbensättel zieren die Bremsanlage. Im Modelljahr 2020 wurde auch die kleine Scheibe hinten durch was vernünftiges, der Preisklasse angemessenes, ersetzt.
Das bedeutet aber auch, adieu blau gebremste Stahlscheiben. Steckachsen und 12-fach Kassette sind auch dabei.


Die Sattelstütze ist eine vom Lenker aus verstellbare Limotec DP01. Noch weiß ich nicht so recht mit umzugehen, aber wir werden sicher auch noch Freunde.

 

Der Sattel überzeugt eher durch Komfort als durch sein unwiderstehliches Design. Nach meinem ersten Eindruck könnte er etwas weiter nach hinten oder der Vorbau etwas länger sein. Die bequeme Sitzposition irritiert mich etwas und ich muss mal die Bein-Knie Position genau checken.


Vollfette Felgen für..



vollfette Reifen. Auch hier wurde aus dem vollen gefräst, 27,5 x 2.8 aus dem Hause Schwalbe ist nicht gerade eine Billigpelle. Biher dachte ich immer oberhalb von 2,6 Zoll wird es nur affiger aber nicht besser. Da muss ich nochmal drüber nachdenken.


Das Ganze dann auch noch Tubeless Ready, da freut sich das Bastlerherz auf launige Stunden in der winterlichen Garage.
Die Pedale wirken billig, aber da hat ja eh jeder so seine Favoriten und ich hab da auch schon eine Idee.


Wie fährt sich die Kiste nun aber?

Ich nehm's mal vorweg
und es tut mir auch leid für alle Sparfüchse 

"leider geil"

Der Motor ist schon eine krasse Umstellung. Der Bosch Performance und Performance CX  wirken erstmal deutlich kräftiger. Objektiv sind die Unterschiede aber nicht so groß wie der erste Eindruck vermittelt.
Der Unterschied liegt nach meiner ersten Einschätzung darin, dass der Bosch dich eher versucht mitzuziehen, während man beim Shimano deutlich mehr selbst investieren muss, damit er ordentlich unterstützt. Wenn man mehr Bosch Charakter im Shimano will, dann kann man über die APP die Unterstützung und das Drehmoment hochschrauben. Will ich aber erstmal nicht, ich will an meinem eckigen Tritt arbeiten und das geht so erstmal am Besten.

Das Fahrwerk, das kenne ich schon vom Motorrad-Trial ist etwas wo man nicht sparen sollte. Während alle immer auf die Leistungsdaten vom Motor achten, wird schnell vergessen, was wirklich schnell macht- gute Stoßdämpfer. 
Ungemähte Wiese mit Traktorspuren, da hebe ich nichtmal den Po vom Sattel. Bodenwellen, Wurzeln und Felskanten da zittern die Bandscheiben jetzt nicht mehr.
Druck aufs Vorderrad, da muss ich noch üben. Das Vorderrad wird schnell leicht und steigt schon mal etwas mehr als geplant.
Auch wenn der Motor weich ansprechend eingestellt ist, bin ich noch zu ungeschickt um in lose geschotterten Steillagen anzufahren. Da gibt es doch noch eine Menge neu zu lernen.
Den Lenker habe ich um je 1,5 cm gekürzt, nachdem ich auf einem Singletrail im Moselfels an einem Baum hängengeblieben bin. Jetzt passt es auch eher zu meinen Schultern. 

Das grooooße Manko diese MTB ist aber leider auch unübersehbar.

Wenn man mal eine Passage nicht schafft, ist es sehr schwer dem Rad dafür die Schuld zu geben.

 


Akku-Blog ** E-Core for Hardcore BULLS EVO AM 2 neu im Blauen-Haus

Jep, nach dem Alpenscramble und dem Chaberton-Abenteuer war irgendwie klar, dass es zu meinem tapferen Dynamics Hardtail in absehbarer Zeit ein Upgrade geben würde.

Im Auge hatte ich ein, gegen Jahresende im Preis gesenktes, Fully aus der 4000€ Klasse. Motor soll ein Shimano Steps e8000 werden. Nach zwei Pedelecs mit Bosch-Antrieb suche ich ein Konzept, das meinen Tritt weniger negativ beeinflusst. 
Dummerweise wurde dieses Jahr die anvisierte Preisklasse scheinbar komplett abverkauft und
Mitte August find ich mich, zumindest in den großen Fahrradcentern in Koblenz und Umgebung, in einer Welt leerer Fahrradständer und Regale wieder.  
Auch im Netz sah der Markt recht abgegrast aus. Nachlässe von 5-8 grünen Scheinen, Fehlanzeige. Ab und an einen Blick auf Stadlers Resterampe brachte auch kein Ergebnis. 
Das änderte sich, als ich Reifen für mein 25 Jahre altes Specialized  brauchte und da plötzlich vier recht interessante Bulls Exponate ziemlich einsam in der Auslage grasten.
Es waren E-Core EVO AM und EM Modelle. Knappe 2000€ im Preis gesenkt, aber mit rund 4500€ eigentlich über meinem Budget. Wer kauft eigentlich MTB's für 6500€? Selbst 4,5 k€ finde ich schon fast dekadent.
Erstmal nochmal drüber schlafen und nachdenken, wobei es eigentlich wenig abzuwägen gab. 
Klare Ansage, für 500€ mehr als geplant, stößt man mit den beiden EVOs in eine ganz andere Liga vor (zur Ausstattung dann später mehr). 
Aber brauch ich das? Eigentlich will ich doch nur weniger Schläge auf den alten Bandscheiben.
Eigentlich haben wir die Woche drauf wegen dem anstehenden Urlaub keine  Zeit über, aber einfach mal bei Stadler im Industriegebiet vorbeischauen und probesitzen schadet ja sicher nicht. 

Dabei fiel dann das EN Modell gleich von der Wunschliste, da das Ding aus meiner Sicht eine sicher coole Downhill-Maschine darstellt, ich aber eher was breiter aufgestelltes aus der Cross-Country-Ecke suche. Außerdem hat die Dämpferkonstruktion des AM auch Platz für die Trinkflasche gelassen.

Der 44er Rahmen ist so wenig gestreckt, dass man fast schon zu bequem darauf sitzt. Jetzt kommt auch der erste Verkäufer und glänzt mit Fachwissen vom Feinsten. 
"...blabla beide Modelle unterscheiden sich nur durch die Federelemente.....Rababa .....750 Wh Akku ist dabei... Blablabara..."
Moment!!!!  Mal von der krassen Fehleinschätzung zu den Eigenschaften der beiden Räder abgesehen, wie jetzt - beide Riegel sind mit dabei? Der zweite kostet normalerweise rund 500 Okken extra. Der Verkäufer bleibt hart bei seiner Feststellung: 750 Wh - beide Akku Riegel dabei.

Ok, jetzt gibt es kein Zurück, das ist jetzt einfach zu verlockend. Schnell machen wir einen Vertrag und das Bike soll sogar heute noch gegen 19:00 Uhr fertig werden. Perfetto, dann kann ich noch einkaufen gehen. Ich bin noch keine 50 Meter tief im Supermarkt verschwunden, da klingelt schon das Telefon.

"Ähh.... mit dem Akku......", ich tue mal, als wenn ich überrascht wäre, "äh....na ja...den haben wir nicht im Haus, aber wir bestellen den und den gibt es natürlich wie vereinbart dazu....nur eben erst nächste Woche"
Ach, sieh an. 
Wie gesagt das Bike, also das da



ist für den Preis ein Traum. Einfach nix billig dran und schön verarbeitet.
Fangen wir bei den Akkus an. Wie gesagt, das Rad hat zwei Akkufächer links wie rechts, für einen jeweils 375 Wh großen Akku.


Das nennt sich dann Twin-Core und nirgendwo im Netz ist erklärt, wie das Laden und Entladen dann tatsächlich funktioniert. Nacheinander, parallel oder gar chaotisch im Raum-Zeit-Kontinuum? Egal, es kommt von Shimano, also funzt es auch. Na ja, es kommt von BMZ und hat eine gewisse Reifezeit gebraucht, bis es funzte. Jetzt hoffe ich mal, dass der CAN-Bus an meiner Maschine jetzt auf "yes, we can dauerhaft" gestellt ist.

Eigentlich würden mir die 375 Wh reichen. Mehr hat mein alter 400'er Bosch Akku auch nicht mehr zu bieten und der reicht ja noch locker für den Monte Jafferau. 
Vorteil, hat man nur einen Riegel eingeschoben, spart man 2,2 kg Gewicht und kann im leeren Einschub Werkzeug usw. verstauen.
Dafür bekommt man eine Blende mitgeliefert, die dank eines alten Fahrradschlauches (ich glaube der war aber doch neu) 


allerlei Utensilien klapperfrei aufnehmen kann. Packt man da 6 Riegel Militärschoki rein, dann kommt man mindestens so weit wie mit dem zweiten Akku und hat noch Platz für ReifenPilot.

Was es sonst noch so alles an der Kiste zu bestaunen gibt, schreibe ich die Tage mal nieder. Und verrate auch wie es sich fährt.

 










Montag, 10. August 2020

Chaberton 2020 -----A View To A Kill

"Meeting you with a view to a kill. 

Face to face, in secret places. Feel the chill."


Mit etwas Abstand auf die 10 Stunden am Chaberton zurückblickend, geht mir der alte Duran Duran-Song nicht mehr aus dem Kopf.
Das war schon eine aufregende Geschichte. Und wie unerwartet früh das Abenteuer losgehen sollte.

Eigentlich war der Chaberton als Ziel nicht unbedingt gesetzt, aber als sich das gute Wetter festsetzte und auch der kalte Wind, der mich noch am Jafferau begleitete, abrupt endete, hatte ich plötzlich irre Lust auf "quäl dich, du Luder". Oder anders gesagt, mir laufen die Jahre davon, also noch einmal alles geben und dann darauf zurückblicken können.
Zur Strecke! Vor 4 oder 5 Jahren war ich schon mal oben, hatte ich mich aber etwas verfahren und mit einem technischen Defekt lange herum gequält. Der Fehler würde mir dieses Jahr nicht unterlaufen und somit sollten die 
2000 Höhenmeter und 
28 km Streckenlänge trotz langer
Trage- und Schiebepassagen
problemlos zu meistern sein.
Es sollte anders kommen, aber der Reihe nach.

Tief und fest hab ich verschlafen und so ist es schon fast 10 Uhr, als ich Fenils erreiche. Die Parkplätze sind erstaunlich leer und ich mache schon mal 25 Höhenmeter gut, weil ich am oberen Ende parken kann.
Die Piste bis zur Alm ist in gutem Zustand und es kurbelt sich flott über die ersten Kilometer. Leider ist der Brunnen trocken. Da ich nur 1 Liter Wasser mit bei habe, hätte ich mir da gerne noch einen Schluck gegönnt.

Der Weg wird nun steiler und ruppiger und endet bereits ziemlich früh zwischen km 4 bis 6. Da hat ein Erdrutsch die gesamte Straße im Bogen über 30 Meter verschüttet bzw. in die Tiefe gerissen.
Die Masse ist extrem locker und jeder Schritt wird von herab rieselndem Schotter begleitet.


Oben über die Mauerreste ergibt sich eine 20 cm breite geschotterte Spur, an deren Ende man von der Mauer hüpfen kann und einem 7 cm breiten Sims bis zum Schotterfeld links außen entlang folgen kann.
Die letzten beiden Schritte zum Schotterfeld sind stark geneigt. Ohne Rad in der Hand kommt man ganz gut rüber, zurück sogar noch leichter. Nur mit dem Rad auf den Schultern ist es arg gefährlich.



Ich schaue mal, wie weit ich mit dem Rad auf der Schulter komme. Schon der Einstieg in der Ecke ist grenzwertig und ich schaffe es bis zur Mauer, bevor es mich fast in die Tiefe reißt. Hier komme ich so nicht weiter. Ich versuche, die Stelle über den Weg zum Lac Desert zu umfahren.


Nach 3 km muss ich aber einsehen, dass auch dieser hübsche Trail nur an der Scharte empor führt, aber nicht darüber .
Also nochmal zurück. Die Passage sieht immer noch nicht besser aus, aber wenn ich das Rad zerlege, könnte ich unten durch die Scharte steigen und über das Schotterfeld wieder nach oben. Mal sehen, was der zerfressene Oberschenkelknochen dazu sagt. Ein letzter Blick aufs Handy. Bella Italia, ich hab hier volles Netz.
Also Räder raus, Akku ab und das Ding geschultert. 
Nach einem Tritt ins unerwartet lockere Gestein ging es dann auch flotter runter als erwartet. Dafür ging es ziemlich zäh nach oben. Zwei Schritte vor, einen zurückrutschen. Grrrr.



Eine halbe Flasche Wasser später ist es dann vollbracht, wobei ich die leichten Räder und den Akku oben rum getragen habe. Da die nicht so sperrig sind, konnte man das riskieren und für den Rückweg hab ich auch schon eine andere Idee, wie ich da kräftesparender drüber komme.


Da hier mit Sicherheit weder Bagger noch Raupe vorbei kommen, sieht der weitere Weg auch ziemlich  naturbelassen aus. Überall liegen kindskopfgroße Steine auf dem Weg und ca. 20 Muren, über die man drüber muss. Dann erreicht man endlich die bekannte Stelle, an der schon so viele Motorradfahrer umkehren mussten. So mit eingehängtem Fahrrad sieht es gar nicht so schlimm aus, aber tatsächlich ist nur das 15 cm breite Stück am Fels gerade. Danach neigt sich der Weg schnell zum Abgrund und ist somit unbefahrbar.



Keine 20 Meter weiter hat die Natur einen weiteren Sperrriegel platziert. Aber auch der lässt sich "ertragen".


Wo wir gerade das Tragen geübt haben, werden wir es nun perfektionieren. Denn das folgende Stück zum Colle dello Chaberton (den französischen Namen hab ich gerade nicht parat) ist gewissermaßen eine Schiebung. Es ist steil, der Untergrund von Wasserrinnen durchzogen und weich, der Weg selbst oft nur zu erahnen. Aber man kann nix falsch machen außer aufgeben!
Ab dem Col bleiben noch zwei Schluck Wasser und ich schiebe die letzten Schokokekse in den trockenen Mund. Es ist schon vier Uhr. Die Sonne knallt mir seit 5 1/2 Stunden auf den Deetz. Jetzt kann die Sonnenmilch mal zeigen, was sie taugt.
Ab dem Pass kann man gut 90% des verbleibenden Weges fahren. Das ist auch wichtig, denn die ersten ca. 1400 Höhenmeter mit ihren Spezialeinlagen haben ganz schön ausgezehrt. Mit Tour- bzw. Sporteinstellung am Velo geht es die letzten letzten km den Berg hinauf.
 

Keine Frage, bei diesem Wetter ist es jede Anstrengung wert, hier hoch zu kommen. Die Aussicht ist mehr als grandios und es erfüllt einen tiefste Zufriedenheit.


Es ist schon nach fünf, als ich mich wegen zunehmendem Wassermangel auf den Weg zurück ins Tal mache.
Es geht flott hinab und nach vielleicht 80 Minuten finde ich mich an bekannter Engstelle wieder.
Die liegt jetzt Gott sei Dank im Schatten.
Razzi Fazzi das Rad zerlegt und dann die neue Technik probieren.


Da ich von hier aus an der Mauer nicht runter sondern hoch muss und die Spalte zwischen den Steinen als Griff nutzen kann, gelingt es recht gefahrlos, die Sachen auf der Mauer abzulegen. OK, mit dem Rahmen auf dem Rücken ist der schmale Sims immer noch nicht so wirklich schick, aber deutlich weniger anstrengend als der Weg unten durch das Schotterfeld.

Tatsächlich kostet mich die Stelle keine 15 Minuten und dann geht es mit Volldampf ins Tal. Ich hab schon den Geschmack von Weizenbier auf der Zunge, als mich plötzlich eine unbekannte Macht in einen Salto zwingt.
Ein erhebender, fast majestätischer Anblick, wie sich das Rad scheinbar schwerelos über dir in den Himmel erhebt und in der Abendsonne glitzert und funkelt, bevor du mit dem Rücken die Erde berührst (also aufschlägst) und den Inhalt deiner Lungen geräuschvoll in die Umwelt entlässt.

Schuld war ein plötzlich stark entlüftetes Vorderrad in der Anbremszone einer Kehre.


Die Schäden am Rad waren überschaubar, die am Körper sickern in ein Taschentuch, bis das Pflaster endlich kleben bleibt. Doof nur, dass der Schlauch so fetz ist, dass er sich nicht reparieren lässt. Noch 2-3 km bis zum Auto und zum Weizenbier. 
Fanculo tutto! (ist Italienisch und bedeutet ungefähr Schîsdrüfé). 
Ich lass mich auf der Felge ins Tal rollen.

Fast 10 Stunden war ich unterwegs.
10 Stunden, die ich sicher nicht so schnell vergessen werde.
Alles tut weh und ich rieche nach Pumakäfig und Waschbär ganz hinten.

Muss man das haben?

Hm...
hast du lieber mit Big Jim oder Ken gespielt?



Sonntag, 9. August 2020

Monte Jafferau---- Vanilla Ice Ice baby too cold too cold

 Okay, wegen dem Wetterumschwung und der damit verbundenen Flucht aus dem Wallis, habe ich jetzt einen ganzen Tag Urlaub verloren und einen ganzen Tag Reiseerfahrung mit Wohnwagen gewonnen.

Erkenntnis:

Der Ducato zieht das Ding überall hin, hoch und durch.

Leider ist es nicht immer so ganz legal.

Schîssdrüfé, wie wir Franzosen sagen. L'heure sonne pour les courageux.

Der Tunnel ist keine gute Idee da videoüberwacht, aber der Pass passt ganz gut, solange einem kein völlig verzweifelter Stadtmensch entgegenkommt. Die Aussicht war genial, denn kaum muss ich hier mal nicht mit dem Motorrad drüber, gibt es auch kein Schneeregen.

Der Weg ging also ungefähr aus dem Wallis über den Pass von Martigny nach Chamonix dann über den Col de la Madeleine (keine gute Idee, aber ich wollte eine alte Freundin besuchen) zum Galibier, um dann über Briancon nach Bardonecchia zu gelangen.

Es dauerte ca. 4 Stunden länger als gedacht und so verbrachte ich die Nacht weit oben im Val des Pres in der Einsamkeit, gut bewacht von diesem netten Gesellen.


Mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages machte ich mich dann auf nach Salbertrant auf den Campingplatz und während Andere ihre Frühstücksbrötchen abholen wollten, blockierte ich italienisch gelassen die Rezeption mit meinen Stellplatzwünschen. Bella Italia.

Gegen halb elf ging es dann schon auf das Radel und weil ich nicht an der Hauptstraße langradeln wollte, entschied ich mich in Salbertrant für den GTA Wanderweg. Das hatte durchaus so seinen Reiz, aber leider auch erstmal wenig mit entspanntem Radeln zu tun.

Irgendwann gelangt man dann wohltemperiert auf die alte Militärpiste.



Stetig geht es weiter voran auf der erstaunlich gut vorbereiteten Piste.

Nach einer Weile erreicht man die Galleria dei Saraceni. Der Tunnel ist nach der Instandsetzung im vorderen Bereich gut aufgearbeitet worden. Von der Decke rieselt kein Beton, der Boden ist fest und eben. Das Wasser folgt der Drainage aus dem Tunnel in einer seitlichen Rinne.

Lampe ist natürlich obligatorisch und ich kann nur davon abraten, es mit dem Handy in der Hand zu versuchen, denn ab der Biegung in der Mitte der Galleria, wird es plötzlich kalt, nass mit Regen von der Decke und der Untergrund wird schlechter.

Vor allem das letzte Wasserloch hat es in sich. Die Passage ist über 20 cm tief und es hat größere Steine unter dem Wasser versteckt. Also gut den Lenker festhalten.



Am anderen Ende lohnt es sich eine Weile in der Sonne zu trocknen und den Blick auf den Monte Dingsbums-Bianco zu genießen.

Es geht weiter voran und mit jedem Meter Höhe wird es trotz maximaler Sonnenbestrahlung kälter. So viel kälter, dass ich schon die Jacke überziehen muss, denn der Wind bläst einem die kalte Luft unter das Trikot.

Oben am Kamm, kurz bevor man über eine lange Strecke dem Wind ungeschützt ausgesetzt ist, kann man am Horizont bereits das Fort sehen.


Haut wie Gans ziert nicht nur Arme und Beine, sondern auch die Knochenhaut. Die Muskeln sind zäh und ich hab schon keine rechte Lust mehr. Hey, ich bin halt mehr der mediterrane Typ, wie sich vielleicht rumgesprochen hat. Das hier ist Norwegen Polarkreis.

An der Kaserne am Fuße der Festung will ich nochmal Kekse einwerfen und auftauen. Keksing hat funktioniert, wärmer wurde es aber nicht und weil ich ja gleich durch die Kälte nochmal runter rollern muss, schenke ich mir die letzten 150 Meter.


Noch einen Blick durch 4 Fenster und ab geht's über die Passage nach Bardonecchia in den warmen Schoss des Susa Tales.

48 km 1800 Höhenmeter. Akku 2 Striche über.

Eine schöne Tour und die Festung ist morgen dran, wenn ich mit der Enduro ein wenig spielen gehe.










Dienstag, 4. August 2020

Wa Wall Wallis da geb ich mir die Kanton

Ja wer hätte das gedacht, kaum braucht man kein Hotel mehr und kein Restaurant, schon wird die "teure" Schweiz richtig sexy.
Da ich eh fast immer an Martigny vorbeitucker, war der Lac de Mauvoisin (+30 km) als Ziel gesetzt.
Die Reise an Bern vorbei war zwar eine Tortur, aber letztlich ging ich mit einer Stunde Verspätung in Martigny von der Autostrada. Von da an ging es länger als erwartet Richtung Grand St. Bernhardino aber dann letztlich doch nach links wech ins Unbekannte.

Als ich mit dem Gespann die Straße gänzlich ausfüllte und auch die Passage durch die Häuser nur noch knappe 2,5 Meter breit war, hatte ich wenig Hoffnung, dass ich hier noch richtig bin.
Aber tatsachlich lag der Indianer-Campingplatz quasi unter der Staustufe. Sehr beruhigned, dass die seit 1958 dicht hielt.
Der Camping ist gelebte Anarchie, genau mein Ding.


Kaum verschwindet die Sonne hinter den Bergen, schwelen überall die Lagerfeuer. Ich kann die heute noch im Schrank riechen.

Was soll ich sagen - zwei Nächte 41 €! Das zahl ich in Bern für den Cafe mit nix außer Grande Vue de Mc Donalds.

Es geht früh ins Bett, denn die 9 h bei 34 Grad ohne Klima haben reichlich ausgezehrt. Und morgen wird es hart werden, sehr hart......

Tatsachlich ist es halb neun, als ich erwache. Also habe ich faktisch 2x Schlafen hinter mir gelassen.
Bei dem Gedanken an 45 km und 12000 Höhenmeter sieht das Fahrrad irgendwie gar nicht so sexy aus. Egali (wie wir Schweizer sagen) es wird Zeit, noch ist es kühl und Akkusparen ist angesagt.



Der Start ist brutal. Ab der Ausfahrt vom Camping geht es direkt steil bergan. Die Brücken sind ein guter Grund zu halten und die Umluft durch lautes Hecheln zu erwärmen.


Es gibt immer einen guten Grund, halt zu machen und in die Gegend zu knipsen.
Nach ca. 120 Km (gefühlt) erreicht man den Zugang zur Staumauer.
Die Tunnel waren eigentlich der Grund, warum ich auf den See aufmerksam wurde.
Da hat ein Motorradmagazin mal wieder Wege gezeigt, die man mit dem Motorrad gar nicht (und wenn ich das schreibe, meine ich wirklich nein niemals unbedingt nicht) fahren darf.
Also der hier geht ja noch. Doch der Tunnel gabelt sich, links zur Staumauer rechts in den Himmel.



Also links endet dann hier bei den beiden netten Herren


und wenn man über die Staumauer weiter fährt gelangt man zu den Tunneln der linken Seeseite, die für Radfahrer aber in einer Sackgasse enden.


Der erste Tunnelabschnitt ist noch beleuchtet. Danach geht es ungesehen in die Dunkelheit mit feuchten Böden und Decken.


Hält man sich im ersten Tunnel rechts, dann sieht man die Staumauer das erste mal von hinten wieder. Und zwar ungefähr hier.


 Das Gute,  die Tunnel sind überwiegend beleuchtet, aber es geht knackig nach oben.
Die Konstrukteure hatten sicher ne kaputte Wasserwaage, denn so richtig Sinn macht das so auf Anhieb nicht.

Es geht wirklich episch lange durch den Berg hindurch.


Ach ja, fällt mir gerade ein. Warum das Wasser in der Schweiz so gut gelaunt ist, sollte schnell erklärt sein. Es darf nämlich über Bergrutschen wie diese hier rechts, den Berg herunter rutschen und dann über diese Wildwasserbahn ab in den See.
Da sprudelt es ohne CO2 garantiert.



Dann ist der See passe, aber die Tour noch leider lange nicht zu Ende.
Ziel ist ja Cabane de Chanrion, was dummerweise nochmal einige hundert Meter höher liegt.


Auf Papier liest sich das immer viel lockerer, als es sich dann tritt. Dafür ist es mies ausgeschildert. Man orientiert sich am Besten an der Pont du Lancet, die man als Gitterkonstruktion ab und an erblicken kann. Alle anderen Fußüberquerungen sind falsch.
Der Weg führt um den Mont Durand und dann steil nach oben. Leider war der Akku nicht ganz voll, als ich losgefahren bin. Jetzt könnte ich mehr Unterstützung gut brauchen. Hatte ich schon berichtet, dass ich wieder mal Futter und Wasser vergessen habe. Grrrr.
Aber der Tapfere wird ja bekanntlich stets entlohnt und am Ziel erwartet mich ein grandioser Blick auf das wegen Umbau geschlossene Rifugio.
Das hätte es in Italien nicht gegeben.

Egali! Huumoor isch wenn du trotzschdem lachschd. (altes Schweizer Sprichwort)
Auf dem Rückweg zum See kreuzt man so manchen Bach. Einen hab ich ausgesoffen.
Man sieht es am Seepegel, der jetzt deutlich abgesunken ist.


36 Grad und es wird noch heißer..... Vielleicht sollte ich mal duschen.



Mit dem letzten Anstieg der Rückfahrt, gibt dann auch der Akku auf. Fast perfekt es fehlen nur 200 Meter.
Danach Schussfahrt durch die Tunnel zurück zum Stausee-Restaurant. Kaffee ist alle. Begleitet vom Klingeln meiner Radglocke und dem Quieken meiner Bremsen schieße ich abwärts durch die Tunnel und lande völlig ausgepowert aber glücklich auf der Staumauer.

Was für ein geiler Tag.