May the torque be with you.


Donnerstag, 28. November 2013

Fazit Motorrad

Fazit Motorrad:
Natürlich ist es kein Pappenstiel, auf einer 250er mit Gepäck in 21 Tagen 6300 km auf nur rudimentär vorhandenen Straßen zurückzulegen.
Aber das wäre es mit einem anderen Motorrad genau so wenig und so gab es viele Momente, in denen ich die Leichtigkeit und Luftigkeit dieser kleinen Räuber zu lieben gelernt habe.
Ich will es mal anders darstellen und ein paar Vorurteile ausräumen.

Geringe Durchschnittsgeschwindigkeit:
Also wenn du nicht gerade über die Autostrada bolzt oder dich im Kampfmodus auf jeder noch so schönen Passstraße der gebotenen wunderbaren Aussicht berauben willst, dann muss man sich eingestehen, dass man mit der 250 ca. genau 0,nix langsamer ist als mit einem 100 kW Bike.
Einzig Überholen im dichten Verkehr ist eine Angelegenheit, die man etwas sorgfältiger planen sollte. Nach meiner Erfahrung  aus dieser wie auch anderen  Reisen sind  Faktoren wie Wetter, Straßen- und Verkehrsbedingungen und die eigene Kondition viel entscheidender und letztlich bestimmender für die Länge der Tagesetappen.

Platzangebot:
Nun, dies ist definitiv einer der Schwachpunkte einer 250er Enduro. Außer einem kleinen Tankrucksack und ca. 50-70 Liter Gepäcksack lässt sich kaum weiteres Gepäck verstauen. Zelt, Schlafsack und Kochgeschirr finden sinnvoll eher keinen Platz auf solch einem Motorrad. Das liegt weniger an der Konstruktion –gerade die CRF bietet da schon genug Reserven- sondern eher an der hecklastigen hohen Gewichtverteilung. Es macht wenig Sinn, ein 145 kg Motorrad mit 70 kg Gepäck zu beladen.
Man beraubt sich einfach der Vorteile dieser Motorradklasse. Daher halte ich auch die Montage von Koffern für wenig geeignet, den Reisespaß zu vergrößern. Man muss sich vorher sicher sein was man möchte. Will ich in den Bergen komfortbefreit übernachten, dann muss ein kleiner Schlafsack genügen. Will ich mir ein Land ansehen, aber nicht auf den Luxus einer Pension verzichten, dann bin ich mit der kleinen Enduro optimal bedient.

Ergonomie:
Die Sitzposition (Kniewinkel, Ellenbogen, Schulter) sollte passen. Der Lenker muss hoch genug sein, um im Stehen fahren zu können und neben dem Tank muss Platz für die Knie bleiben.
Man sitzt auf einer Enduro in der Regel recht aufrecht. Das muss auf langen Etappen nicht unbedingt von Vorteil sein. Die Möglichkeit, die Sitzposition in eine leicht nach vorne gebeugte Position zu variieren, sollte durch das Gepäck nicht verhindert werden.
Vibrationen sind bei der CRF kein Thema. Selbst bei Marschgeschwindigkeit Tacho 120 spürt man vom Motor recht wenig. Schätze mal, dies ist auch der Grund, warum die Reisegeschwindigkeit sich nicht von meinen Erfahrungen mit 650er Einzylindern unterscheidet.  Das Geräusch ist allerdings deutlich hochfrequenter. Im Gegenzug muss man sich keine Gedanken um die Haltbarkeit des Triebwerks machen. Denn im direkten Vergleich zu den bekannten großvolumigen luftgekühlten Einzylindern wird man eine CRF durch Dauervollast niemals zerstören. Ja, und dann ist da noch der über die 6300km Distanz nicht messbare Ölverbrauch. Da kann eine XT oder Domi schon mal 3 Liter durchblasen.
Das Fahrwerk bleibt auch jenseits der 100 stabil, wobei eine leichte hochbeinige Maschine auf äußere Einflüsse natürlich stärker reagiert als ein 6 Zentner Tourer. Und bei derben stürmischen Verhältnissen sollte man den Lenker schon mal etwas beherzter anfassen und sich den Einflüssen entgegenstemmen.

Die Sitzbank:
Der erste Eindruck täuscht nicht, es handelt sich eher um den String-Tanga unter den Motorradsitzmöbeln.
Brauchst Du in der S-Bahn eher zwei Sitzplätze (ausgenommen der Mainzer Modellbauversion einer S-Bahn) oder empfindest bereits die Sitzbank eines Carrera 4 für puren Sadismus, dann wirst du mit diesem String nicht klarkommen. Knackst Du aber mit deinen Pobäckchen im Advent Nüsse (nein keine Kokosnüsse), dann wirst du das Ding abmontieren und durch eine Kohleschaufel ersetzen.  
Von solchen Extremen abgesehen, sollte der normal leidensbereite Hintern ab dem zweiten Tag mit dem roten Sitzbalken gut klarkommen. Bei Tagesetappen um die 10 Stunden ist eine weiche üppig gepolsterte Sitzbank auch nicht das Richtige und steigen dann noch die Temperaturen, bist du schnell froh, nicht zu viel von deiner Alabasterhaut am Gesäß durch die Sitzbank abzudecken und so der kühlenden Konvektion zu entziehen.
Mit 75-80 kg wird es in der Regel nicht gelingen, die Sitzbank der CRF bis auf die Karkasse durchzusitzen und somit halten sich die Druckstellen an deinem Allerwertesten in Grenzen.
Ich kann die Sitzbank also eingeschränkt  empfehlen. Verbesserungspotential sehe ich primär darin, sie im Mittelteil etwas breiter und sogar noch etwas härter zu gestalten.

Reichweite:
Den kleinen 7,7 Liter fassenden Tank hielt ich anfangs für einen schlechten Witz. Im Normalbetrieb hat er sich dennoch als dicke ausreichend gezeigt, denn mit Verbräuchen von maximal 3,6 Litern (Autobahn annähernd Dauervollgas) bis deutlich unter 3 Litern (Landstraße im Urlaubsmodus) bewegt sich der Spritkonsum auf einem geradezu lächerlich niedrigen Niveau. Verlässlich 240 km schafften wir auf dem Rumänientrip, bevor wir wieder an die Säule mussten.
Oder anders gesagt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wir haben fast 500€ Spritkosten dadurch gespart, dass wir unsere Vierzylinder auf der Koppel haben grasen lassen und mit den Fohlen ausgeritten sind.

Würden wir es wieder tun:
Aber hallo!
Die Planung unserer 6000 km Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Albanien und dann mal sehen Tour in 2014 ist schon weit fortgeschritten.

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