Tag 5
Etappe: Zdiar (SK)- (HU)- SatuMare (RO)
355km
Beschreibung: Hat jemand Feuchtgebiete gelesen...........
Weniger
aufregende Etappe aus den Feuchtgebieten der Tatra in die plötzlich
sehr sonnigen Ebenen Ungarns bis zur Rumänischen Grenze. Eine weniger
attraktive Verbindungsetappe mit doch sehr schönen und trockenen
Momenten.
Ich glaube in dieser Nacht ist die Entscheidung
in mir gereift, dass wir auf dem Rückweg hier nochmal vorbei müssen, um
alles das zu bewundern, was wir Nebel leider nicht betrachten durften.
Es
ist schon hell als ich die Gehörstopfen
aus den Ohren pople. Ich bin es nicht gewohnt zu viert in einem Raum zu
schlafen und brauchte auch wirklich mal ein Mützengeschäft voll Schlaf.
jetzt habe ich Gehörgänge so groß wir die von Micky Maus und kann genau
hören,wie noch immer der Regen auf das Dach unserer Suite prasselt.
Geh noch
mal in die Badewanne rufen meine Bandscheiben. Ich folge meinem Magen.
Eine gute Entscheidung, denn bei diesem kaltnassen Wetter kann das Frühstück
nicht üppig genug sein und wahrlich, die wissen hier zu frühstücken.
Der
Kaffee ist türkisch, stark und süß. Die Pumpe arbeitet auf MaxLoad.
Es wird Zeit sich auf den Weg zu machen. Ich ändere den Kurs auf Süd und
gegen Mittag befahren wir die ersten trockenen Straßen seit drei Tagen.
Sie führen uns durch Ungarns sandig, staubige Ebenen. Heute werden wir
Satu Mare erreichen, egal wie, denn hier in Ungarn ist nur ein großes Nichts.
Mir ist warm und langweilig als sich aus dem sandigen Nichts ein Turm erhebt.
Mein innerer Entdeckerdrang lässt mich die Absperrungen überwinden
mit der Geschmeidigkeit des Wetterfrosches erklimme ich die Leiter
um zu den versprochenen dicken Glocken
zu gelangen.
Recht
spät entdecke ich den elektrischen Glockenantrieb und da es nur noch 7
Minuten bis zur vollen Stunde waren steige ich schnell aus dem Turm zum
gedeckten Picknick-Tisch
Es geht weiter durch das flache Land. Die einzige Abwechslung bietet ein Bauer, der seine Felder kalkt und bei
dem starken Wind eine mehrere Kilometer lange Wolke mit sich zieht. Das
Knirschen zwischen den Zähnen wird uns noch bis an die rumänische Grenze
begleiten.
Dann liegt sie vor uns und mit ihr, wie
eine böse Ahnung, eine dunkle Gewitterwolke.
Was hat man uns alles berichtet
über die Abfertigungsgebahren an rumänischen und ukrainischen Grenzposten.
Soll ich schon mal einen 10€ Schein in meinen Reisepass stecken????
Wir stehen noch nicht richtig in der Schlange,
als das Gewitter loslegt. Einer der Grenzer hat uns gesehen und sofort
energisch in eine zweite Box hinein gewunken.
Die ist nämlich überdacht
und so werden wir nicht nass.
Nun genießen wir die ungeteilte Aufmerksamkeit des Grenzpersonals. Unsere Maschinen werden genau gemustert
und nebenbei die Reisepässe betrachtet. Zweites nehm ich halt mal so an.
Dann kommt Helgas große Stunde. Unbedingt will sie einen Stempel in den Ausweis und ich glaube sie hat solange darauf
bestanden, bis der freundliche Grenzer etwas belustigt die Pässe eingesammelt
und sie zu seinem Kollegen ins Gebäude getragen hat.
Genug Zeit um ein
Bild zu machen. Ich habe die Cam gerade in der Hand, als ich von einem
anderen Grenzer unmissverständlich gebeten werde, das zu unterlassen. Na
gut, ich kenn das ja mit dem Photographierverbot zur Genüge, bin dann aber
doch verblüfft, als mich der Grenzer zu sich ruft, mich neu ausrichtet
und verständlich macht, dass ich doch wenn schon bitte in Richtung Rumänien
knipsen soll, da es doch viel schöner ist als Ungarn.
Seltsamerweise will keiner der Herren ein Geschenk oder
etwas vergleichbares von uns. Vermutlich sind die recht jungen Beamten
noch neu und unerfahren und wissen noch nicht recht, was wir von ihnen erwarten.
Ich stelle die Uhr eine Stunde vor.
Ich hoffe wegen der Aktion mussten die ganzen,
völlig abgemeldeten Autofahrer nicht zu lange warten. Wir hatten jedenfalls
unseren Spaß und einen ersten Stempel im Ausweis.
Das Gewitter verschwindet ebenso schnell,
wie es aufgezogen ist. Obgleich es schon gegen sieben Uhr ist explodiert
die Temperatur und die Membranen sind am Limit.
Kein Grund zu meckern, ich wollte es doch warm.
Wir erreihen Satu Mare.
Selbst für italienerprobte
Fahrer ist der Verkehr in rumänischen Städten die reinste Anarchie. Eine
Hochzeitsgesellschaft blockiert den 3-Spurigen Kreisel um den Park in der
Innenstadt von Satu Mare.
Der Schleier der Braut schwebt noch einige Meter
hinter dem Cabrio über dem Asphalt. Wir schauen uns das Treiben eine Weile
an, denn wir müssen noch frisches Geld bunkern und dann schleunigst ein
Hotel suchen.
Überhaupt
sollten uns die Vollsperrungen von Straßen und Innenstädten durch
Hochzeitsgesellschaften bis zum Wochenende begleiten. Dabei bestechen dir Rumänien durch das Tragen unglaublicher HighHeels und teilweise grenzwertiger Oberbekleidung.
Furchtbar diese kurzen Röcke und engen Kleider.
Wir suchen nicht lange, das erste große
Hotel (Hochhaus) bietet uns für 50€ mit Frühstück auch einen kostenlosen
Abstellplatz für die Motorräder. Eine gute Wahl, wie sich noch zeigen sollte,
denn unsere Unterkünfte liegen im 5. Stock weit über den Dächern und der
Hitze der Stadt und wir genießen später, viel später, viele Flaschen Wein
später die Aussicht über die Stadt.
Satu Mare hat uns wirklich gefallen. Wir
sind noch durch den Park spaziert und haben uns dann ein Lokal gesucht,
das auch leichte Speisen auf der Karte hatte.
Mir ist nach Salat. Und zwar dem mit Hähnchen.
Ich muss allerdings akzeptieren, dass
so ein grüner Salat, wie er durch meinen Kopf geistert,
sich so garnicht
mit den kalorienbewussten rumänischen Salatitüden decken mag.
Noch verwirrter ist jedoch meine Göttergattin,
deren Kartoffelsalat sich als
Bratkartoffelgemüsedings entpuppt.
Dazu gibt's vorweg ne halbe Desperados zum
durstlöschen und danach Rotwein zum Flaschenpreis von 30 Lei. Der Abend
endet nach kurzem Spaziergang durch den Park
und dem kurzweiligen Besuch in einem „non Stop Market“ mit der
Marktbeute auf eingangs beschriebenen Balkon.
Das Leben kann so schön sein und es ist jetzt schon absehbar, dass es eng werden würde im neuen Revit-Motorradzwirn.
Nachtrag zum Grenzübertritt usw:
Habe eben festgestellt,
dass der zehn Euro Bestechungsschein ordnungsgemäß gestempelt im Ausweis
liegt.
Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die Bahnübergänge, die durch
stets wechselnde Abstände und Beläge Helga fast zum Abspringen und Ausflippen
gebracht hätten. Das war eine echt glitschige Angelegenheit und mit nur
einem intakten Arm eine echte Herausforderung. Da hatten wir mit Sicherheit
einen der durchsetzungsfähigsten Menschen (Volksmündlich gerne auch als
stur bezeichnet), den ich je kennengelernt habe, in unseren Reihen.
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