Tag 11
Etappe: Bistrita -Targu Mures- Sibiu (Herrmannstadt) (292km)
Beschreibung: Abwechslungsreiche Etappe über Stock und Stein und Asphalt ohne Halt. Die Etappe ist der Beweis, dass man auch ohne hohe Berge kurvige Straßen bauen kann.
Der Tag beginnt mit dem üblichen morgendlichen Regen, der sich aber schon zum Frühstück hin verflüchtigt und da wir gestern Abend ja wirklich wieder alles, was es gab, aufgegessen hatten, bin ich auch guter Dinge, dass es trocken bleiben wird.
Unser heutiges Ziel ist Sibiu. Die Etappe hatten wir beim Abendessen vorgeplant und auch schon das Hotel gebucht. Es wird nämlich eine recht lange Tour, in deren Verlauf wir uns auch trennen werden, da Helga und Lutz noch Besuche zu machen haben und wir noch etwas tiefer in den Dreck wollen.
Am frühen Mittag erreichen wir Targu Mures. Die Stadt zweigt sich als die bisher belebteste und imposanteste rumänische Stadt und der Straßenverkehr läuft dank Komplettverampelung überwiegend anarchiebefreit.
Doch wie der Teufel es will, trennt genau eine solche Lichtzeichenanlage unsere kleine Gruppe und ich nutze die Gelegenheit, mich in der Mitte des Ringverkehrs unübersehbar so zu positionieren, dass ich den Rest der Truppe einfangen kann und zugleich ein paar Bilder der tollen Bausubstanz machen kann.
Der Rest der Truppe hingegen nutzt die Gelegenheit, sich durch Vorbeifahren zwanglos vom Tourguide zu verabschieden.
Mit noch in fassungslosem Blick versteinerter Miene bleibt dem Rest meines Körpers keine Zeit zu verharren. Wenn ich die hier verliere, sehe ich sie vielleicht nie wieder. Ich wende in der Einbahnstraße über die flache Fußgängertreppe und ordne mich geräuschoptimiert in den laufenden Verkehr ein. Drei Ampeln weiter erkenne ich Lutzens gelben Helm und dass sich der Gasgriff viel besser bedienen lässt, wenn ich endlich die Cam wieder in die Jackentasche stecke.
Ab jetzt fließt der Verkehr viereinhalbspurig. Ein letztes beherztes Ignorieren der roten Ampel und schon ziehe ich an Helga vorbei, die mir genau so freudig wie überrascht zuwinkt. Auch Sabine scheint dann doch ganz froh, mich wieder vor sich zu sehen. Wir drehen bei und fahren zurück zu den kleinen Lokalen, die ich vor dem Gebäude hier
entdeckt hatte. Es ist Zeit für Kaffee und durchatmen.
Das Lokal entpuppt sich als Dönerbude, was uns aber sehr entgegen kommt. Es erleichtert das Bestellen doch deutlich, wenn man die Speisen kennt.
Soooo der Plan......
Es war dann doch etwas aufwändiger, aber nichts, was man nicht durch Beharrlichkeit und mit dem Finger drauf zeigen hätte regeln können.
Derb war jedoch die Nummer mit der Toilette. Ihr wisst ja, die sind furchtbar dreckig in Rumänien.
Ja, stimmte leider auch nicht. Die hier war sauber aber abgelegen in einer seitlichen Katakombe nur etwas schwer zu finden. Ein Schild hing an der Tür, das vermutlich auf die Gebührenpflicht für Nichtkunden hinwies. Sooo mein Gedanke.
Etwas unlustig wurde die Sache, als ich merkte, dass der Schnapper defekt war und sich von innen nicht mehr öffnen ließ. Und das bei meiner Klaustrophobie.
Unruhig wurde ich, als ich merkte, dass ich mein Handy auf dem Tisch hatte liegen lassen. Es könnte also dauern, bis ich aus diesem Loch wieder raus komme.
Panisch hingegen wurde ich erst, als ich merkte, dass hier nur rumänische Frauenzeitungen oder die Ru Ausgabe der Bunten zum Lesen lagen.
Wild gegen die Tür hämmernd wurde ich von einer Küchenfrau befreit, die mich vermutlich gesehen hatte, als ich zur Toilette ging und sich einen Spaß draus gemacht hatte, mich da etwas zappeln zu lassen.
Während des Genusses der pappsüßen Nachspeisen, beobachte ich, wie die Polizei die Straße teilweise absperrt. Ich ahne noch nicht, dass wir in wenigen Minuten Teil dieses verschärften Verkehrschaos werden würden.
Der Weg führt uns durch fast unberührte Teile Siebenbürgens
an die Große Kokel.
Ja nee, heißt echt so.
Die Strecke ist deutlich abwechslungsreicher als die Bilder zeigen. Führt an Flussläufen vorbei und auch schon mal durch den Wald.
Wir trennen uns unterwegs, denn Sabine und ich wollen nach Sighisoara, während Helga und Lutz nach Medias abzweigen.
Auf dem Weg begegnen wir diesem Abschleppwagen. Leider hab ich das Gefährt während der Fahrt nicht optimal erwischt, aber der Wagen stand nur bis zur B Säule auf der Pritsche.
Rumänen-Abenteuer Pur.
Schäßburg selbst zeigt sich dann recht rummelig. Die Stadt hat mit Ihrem mittelalterlichen Flair echt was zu bieten und trägt den Status als Weltkulturerbe zurecht. Für uns wars an diesem Tag aber nicht das Richtige und so suchen wir uns einen schönen Platz gegenüber auf einem Berg, um das Treiben aus der Ferne zu bewundern.
Dabei wurden wir auf diese Topimmobilie aufmerksam.
Leider war die Baugenehmigung für den Pool noch nicht durch, sonst hätten wir zugeschlagen.
Wir ziehen weiter nach Agnita, um Lutz und Helga abzufangen. Dabei queren wir eine der ärmsten Regionen unseres bisherigen Weges. Eigentlich wollen wir nochmal einkehren, aber hier gibt es ausser Landschaft und ab und an einem kleinen Supermarkt gar nichts. Vor den Märkten stehen Landarbeiter, die sich betrinken. Der Regen kommt zurück wir halten kurz an einer Einfahrt, aus der geschwindt zwei Kinderköpfe zum Vorschein kommen. Wir schenken ihnen ein paar Süßigkeiten und ich blicke in erstaunlich dankbare Augen eines kleinen blondgelockten Engels.
In Agnita finden wir diese völlig brachliegende Feste und eine Baustelle, die die ganze Straße erfasst. Die Umleitung erscheint uns bei dem aufkommenden Regen als keine echte Alternative und so holpern wir 2 km über den eigentlich nicht vorhandenen Bürgersteig.
Wie vermutet werden Helga und Lutz sich nicht so einfach bei Ihren Gastgebern davonstehlen können, ohne den halben Vorratskeller durchgekostet zu haben und wir beschließen, nach Herrmannstadt durchzubrummen.
Dank NAVI finden wir das Hotel am Ende der Fußgängerzone auch direkt (also wir sehen es). Einen fahrbaren Weg dorthin zu finden, soll uns aber noch eine Weile beschäftigen.
Wie besprochen dürfen wir mit den Motorrädern im Hof parken.
Wir bekommen die Schlüssel, ich öffne die Zimmertür und.......
kanns kaum Glauben, was man so für 30€ pro Nase inkl. Frühstück bekommen kann.
Fast hat man Hemmungen, mit den schweren Stiefeln über den roten Teppich zu schlappen.
Es gibt auch eine riesige Badewanne und ein Bild von mir, wie ich da mit der Hotelduschhaube auf dem Kopf meinen Elitekörper in Schaumbad ertränke.
Wollt Ihr das sehen?
Besser nicht. Die Farbe der Haube harmoniert nicht sonderlich mit meiner sonnenverwöhnten Haut.
Soll ich noch von dem Spa, dem Schwimmbad und dem Jugendstil-Speisesaal mit dem verschiebbaren Dach und dem Erotikkanal berichten????
Na ja, morgen vielleicht.
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