May the torque be with you.


Montag, 23. Dezember 2013

Grenzgänger!!! Italien Schweiz Frankreich auf einen Streich 11 12 12II 13

Hier findet Ihr meine Reisen im Grenzgebiet Italien - Frankreich und der Schweiz
aus den Jahren 2011, 2012 und 2013
und hoffentlich noch viele weitere Jahre.
Die Reisen erstrecken sich in erster Linie auf das Piemont, Aosta, Ligurien, Vercors und Rhone-Alpes (Ardèche, Drôme, Isère, Savoie und Haute-Savoie), Provence-Alpes-Côte d’Azur
( Alpes-de-Haute-Provence, Alpes-Maritimes, Bouches-du-Rhône, Hautes-Alpes, Var und Vaucluse)
hinauf bis zum Schweizer Jura.
 

Leider muss ich gleich mit einer schlechten Nachricht beginnen.

Wenn man diese, für westeuropäische Verhältnisse, noch recht wilde Gegend erfahren möchte,
muss man sich beeilen.
Denn auch diese letzte unberührte Enklave am Westrand der Alpen wird mehr und mehr für den Massentourismus erschlossen.

Monte Jafferau, Monte Chaberton, die Sperrforts Redoute, Marmelot, usw. sind nur noch auf illegalen Wegen zu erreichen.
Der Sommeiller und die Parpaillon-Tunnel dürfen nicht mehr am Wochenende befahren werden und weitere Routen wie die Assietta stehen sicher bald zur Disposition.
Ich habe so den Verdacht, dass vor allem die Massenbewegung  der MTBler die Enduros zunehmend verdrängen wird. Und ich fürchte, die Flutwelle der elektrifizierten Fahrräder wird dieses Schicksal endgültig besiegeln.




2012 in den Süden gedrängt


Wie der Titel es schon verrät, war das Reiseziel gänzlich anders formuliert, als der Reiseverlauf es  dann vermuten lässt.
Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres und der ersten Alpen-Offroad-Reise wollte ich es dieses Mal bis ans Meer, zumindest aber auf die Ligurische Grenzkammstraße und zum Fort Central schaffen.
Es sollte alles ganz anders kommen.
Schon die Anreise über das Saarland durch die Vogesen ging in den aus dem Westen in unaufhörlichen Wogen gegen die Vogesen drückenden Regenwolken unter.
Kurz vor Beaufort hatte ich dann derart starke Zündaussetzer, dass ich am Abend nicht glaubte, weiterfahren zu können. Ein prasselnd knallendes Geräusch unter dem Tank brachte mich dem Fehler näher. Eine außen gebrochene Zündspule verursachte bei Feuchtigkeit scheinbar Überschläge, die die Zündung aussetzen ließen. Dank einem hilfsbereiten Wirt und einem sehr netten Schweizer war es mir möglich, am Sonntagmorgen eine Dominator-Zündspule zu erwerben, die ich dann in der Garageneinfahrt des Verkäufers wechseln durfte.
So ging es dann mit etwas Verspätung


aber reichlich Wegzehrung

 ins Jura hinein.



Obwohl ich über Frankreich eigentlich schneller und besser voran komme, bevorzuge ich nach wie vor die Anreise über die kleinen Wald- und Wiesensträßchen des Jura.
Hier scheint die Schweiz noch in Ordnung und es ist immer erstaunlich wenig los.
 Die Landschaft ....
 ...eher gediegen als aufregend.
Die Sehenswürdigkeiten dezent am Straßenrand drappiert.


 Grün ersetzt das felsgrau, mit dem ich bald ja reichlich bedacht werde.


Soooo der Plan..............


Die Passage oben am Lac de l'Hongrin vorbei musste ich letztes Jahr wegen des schlechten Wetters schenken.


 Ab diesem Jahr wird dieses kleine Schmankerl fester Bestandteil der Anreise.


Gekrönt wird dieser Ausritt durch die Tunnelpassage.
Am Eingang gibt es eine Erklärung, wann man den Tunnel in welche Richtung befahren darf.
Ich habs nicht ganz verstanden, denn das Schild war leider nur französisch und ich hatte auch den Eindruck gewonnen, dass sich eh niemand daran hält.
Mit dem Motorrad erschien mir die Passage eh immer zu bewältigen zu sein. Denn der Tunnel ist eigentlich so breit, dass man mit dem Motorrad auch an einem Pickup ganz gut vorbeifüßeln kann.


Der Abschnitt danach ist ein wenig nervig, da man über die Hauptstraße muss und einige neue Baustellen mir meine gewählte Streckenführung zu nutzen verbaten.

Dennoch gelang es mir in einem kleinen Gewaltakt und dank des sonnigen Wetters,
den großen St Bernhard zu erreichen





und über das Aostatal über den  kleinen St. Bernhard bis kurz vor Bourg-Saint-Maurice zu gelangen.
Dort wollte ich im Hotel Belvedere unterkommen. Ein altes ehrwürdiges Berghotel, das ich schon im Vorjahr wegen seiner altbackenen Infrastruktur und dem guten Essen (siehe 2011) lieben gelernt habe.
Leider ist der Schuppen Tourenfahrer-Hotel und daher war am Abend zwar noch ein Zimmer zu haben. Ich hätte aber sofort, so wie ich war, zum essen gehen müssen, da das Buffet nur von.....bis..... geöffnet hätte.
Es widersprach etwas meiner mediteranen Grundeinstellung, mich mit alldem, was der sonnige Tag so auf meinem Körper verteilt hat, zu Tisch zus setzen. Ehrlich gesagt, fehlte mir auch empfindlich die, mir von zuhause so vertraute, französische Gelassenheit. Vielleicht liegt es an der neuen zahlungswilligen Kundschaft (Route 66 trift weißblauen Propeller) oder ich war nur zur falschen Zeit am richtigen Platz.
Die Aussicht war jedenfalls wie letztes Jahr grandios.


Da es nun aber schon auf acht zuging, musste was anderes gefunden werden und ich wollte ja nicht unbedingt runter ins Loch. Ich fand diese kleine Etabissement. Geführt von einem jungen Paar. Er Engländer (lustig ich hatte mich erstmal mit ihm französisch unterhalten, da ich sein Englisch so grottig fand), sie Brasilianerin.
Ich sollte sogar noch bekocht werden.

 Später dann ging es noch ins Kaminzimmer auf einen Plausch.


 Am nächsten Morgen ging es bei strahlendem Sonnenschein weiter ins Val d'Isere







eine alte Freundin besuchen


und die Aussicht genießen, denn der Regen der vorangehenden Tage hatte die Luft so klar gewaschen, dass das Rot der Sonne noch nachts auf meinem Gesicht glühen sollte.


 Ein guter Tag hier oben  auf dem Col de l'Iseran die Stille zu verinnerlichen.


und dann die malerische Abfahrt zu genießen.
Kaum zu glauben, dass ich hier 2011 durch 5 cm Neuschnee fahren musste
und 2013 sogar hier stecken bleiben werde.


Der Weg führt weiter zum Lac du Mont Cenis


die Berge herum gespickt mit alten Festungen und Stellungen
  • Fort de la Cassa
  • Fort de Variselle
  • Fort de Ronce
  • Pattacreuse
  • Malamot (2914 m)
  • Fort de la Turra
  • Poste du Mont Froid
die aber nicht alle legal mit dem Motorrad zu erreichen sind. Eigentlich ist in der Hauptsaison keines mehr zu erreichen und es kann verdammt teuer werden, es dennoch zu versuchen.
 

 Fort de Variselle liegt aber so einladend dicht am See, dass ich nicht nein sagen konnte


und die scheinbar nicht ganz ernst gemeinte Eingangssicherung überwinde








Nach einer ausgiebigen Visite des alten Fortlebens geht's wieder hinunter zur Staumauer. Ich kann nur jedem, (auch mit Straßenmaschinen) den Rundweg um den See ans Herz legen. Eine wirklich schöne, leicht zu fahrende Piste mit netten Aussichten und bleibenden Eindrücken.


Aber dann plötzlich konnte ich ihn gaaaaanz deutlich vernehmen -
den süssen Ruf des Meeres
und ich machte mich über Susa auf den Weg zum Colle delle Finestre


den ich bei noch immer strahlendem Sonnenschein in Begleitung zweier ebenso netter wie erfahrungsloser Schweizer auf zwei beladenen GS überwandt.
Die beiden wollten weiter zur LGK und ich wünschte ihnen, dass sie bis dahin genug Erfahrung auf unbefestigten Wegen sammeln konnten, um diese Herausforderung dann unbeschadet zu meistern.




Dem Colle delle Finestre den Rücken kehrend, führt der Weg auf die Assietta.


Ein Stück dem Weg am Hang folgend, werfe ich einen letzter Blick zurück. Sage "Auf Wiedersehen, Italien" und schaue, ob die beiden BMW den Einstieg gewagt haben.


Sie wagen es und geben mir somit die Möglichkeit, im Dreck zu spielen.
Es spielt sich einfach leichtherziger, wenn man weiß, dass in 15 Minuten Abstand jemand folgt, der einen aufhebt oder findet, wenn einen der Spieltrieb zu arg übermannt hat.




Ich übernachte in Cesana Torinese. Der Ort ist etwas heimeliger als Oulx und ich kenne da ein altes Hotel, in dem ein kauziger alter Herr immer wieder gerne mit mir handelt. Ich hoffe, beides bleibt mir noch viele Jahre erhalten. (Bilder gibts davon in der folgenden Reisebeschreibung)

Der folgende Tag beginnt mit einem großen Donnerwetter...
und zwar 50 km weiter östlich.

Das Wetter in den Zentralalpen hat sich dazu entschieden, auf Segnung durch Regen umzustellen.
Dank meinem Support aus der Heimat bin ich über das Wetter ebenso gut informiert wie auch unglücklich.
Auch wenn es schwer fällt, die LGK schon wieder nicht zu erreichen und das Meer nicht mal aus der Ferne zu sehen, entscheide ich mich über den Col du Lautaret nach Westen zu flüchten und dann über den Galibier beizudrehen.

Und genau da muss ich eine kleine Pause zur Gepäckverlagerung einlegen......



 ...denn der Haltewinkel des Koffers ist gebrochen.
Und wenn ich mir das Ding so ansehe, dann kam das für den Winkel sicher nicht so überraschend wie für mich.



In einer ziemlich großen Schleifenbewegung umfahre ich die Aiguilles d'Arves, wobei mir die linke Spitze aus Nah und Fern wie der Erdal-Rex-Frosch erscheint.



Das nächste Ziel ist dann schon Alpe d'Huez.
Kaum zu glauben, dass sich hinter dieser recht unansehlichen Bettenburg, die im Sommer wirklich scheußlich den Berg verunstaltet, ein wahres optisches Kleinod versteckt hält.




Und so folge ich der Straße "Les Roches" zum Col de Sarene


die mich an geradezu betörenden Felsketten vorbeiführt, deren Staffelung und schroffen Abrisse eine unglaubliche Tiefe vermitteln.
Sehr bedauerlich, dass so eine Knipse dies nicht einzufangen vermag.


Das Verweilen wird zum Muss. Nur so lassen sich die Gefühle bei diesem Anblick wenigstens ein Stück weit konservieren.


Es ist später Nachmittag, als mich der Hunger endlich in ein Restaurant treibt. Ich sitze in der Sonne und spiele mit einem unermüdlichen Hund, wie ich ihn mir immer als Kind gewünscht hätte.
Ein pfiffiges Kerlchen, der mit mir um ein Holz, dass er angeschleppt hatte, zanken wollte.



Als wir es beide übertrieben hatten und der Ast zerbrach, wirkte der Kleine etwas überfordert.
Die Tatsache, dass er den Stock im Maul spürte und sich für den Sieger hielt, wollte sich einfach nicht mit dem Bild seiner Augen, das mich mit dem Stock in der Hand zeigte, in Einklang bringen lassen.



Irgendwann verschwand er in den Schatten für ein Reset und kam erst wieder, als ich aufgegessen hatte, um mich zu verabschieden.
Es wird Zeit. Ich bin müde und weiß noch nicht so genau, wo ich hin will und was man da machen kann. Das schlechte Wetter ist mir mit ausreichend Abstand gefolgt und die dunklen Wolken kleben an den hohen Bergen im Osten.
Ok. Also werde ich wohl grob weiter Richtung Haute Provence müssen.







Die Straße zum Col de Menee ist frisch geteert und unter einer dicken Schicht Splitt beerdigt worden.





Es dauert bis halb sieben, bis ich Châtillon-en-Diois erreiche. Es ist unerträglich heiß und schwül. Ich suche ein Zimmer. Nicht immer ist man nett zu mir.


Ich erreiche Die, als die Sonne bereits langsam versinkt. Die Innenstadt ist nachts für den Verkehr gesperrt. Ich hab wenig Lust zu laufen und kurve durch die Peripherie.
Ein altes Hotel erweckt meine Neugier. Der Parkplatz ist voll. Ich habe wenig Hoffnung und frage. Der junge Hotelier geht sehr höflich mit mir um. Alle Signal stehen auf ausgebucht. Aber ich habe Glück, ein Zimmer mit Dusche auf dem Flur im obersten Stock ist zu haben.
Ich sags gleich. Das Hotel ist einzigartig. Die Zimmerschlüssel (Eisen geschmiedet und gefeilt) passen in Schlösser, wie man sie normalerweise nur an Scheunen und Kellertüren findet.
Die Zimmer vermitteln eine Mischung aus mediterranem Flair und dem Habitus der Fremdenlegion.
Und in dem Etagenbad erwartet mich eine Badewanne - so tief, dass man drin schwimmen könnte.


Ich entschied mich gegen Nahrung fürs Einweichen.

Es ist dunkel, als ich es endlich auf die Straße schaffe.
Mittlerweile tobt der Hunger in meinen Eingeweiden, aber dennoch will ich keinen Platz zum Speisen finden.

Ich lande in einer Seitengasse.
Dunkelhäutige Menschen stehen um ein kleines Restaurant.
Ich hoffe auf marokkanische Leckerein. Aber leider wird es nur Falaffel und Döner geben.
Ich werde höflich, aber etwas misstrauisch mit einem sehr harten Französisch empfangen.
Ich glaube, die Menschen hatten noch nie vorher einen Deutschen zu Gast, der französisch redet.
Sichtlich belustigt über unsere gegenseitige Interpretation der französischen Sprache finden wir schnell zusammen.
Irgendwie bin ich zu müde für Konversation und verabschiede mich schon bald nach Erhalt meines Fleischfladens.




 Ich setze mich in einen Park und genieße mein unerwartet heimisches Abendbrot.
Der Döner bringt mich satt durch die Nacht, bis die Sonne am Fensterladen  mich aus den Laken lockt.
Der Regen bleibt auf Abstand.


 Es gibt ein sehr französisches Frühstück, das eben so schnell verputzt ist, wie der Hunger danach wieder kommt.
Schnell ist gepackt und ich mache mich einen Tag früher als geplant auf den Heimweg.



Die Entscheidung fiel recht spontan als Folge der Tatsache, dass mir hier die Ziele aus früheren Reisen alle wohl bekannt sind und ich andererseits gerne das Vercors ausgiebig bereisen wollte.


Das grobe Ziel heisst Col de Rouset
und nachdem ich in ein Seitental gefunden habe, stehe ich plötzlich mittendrin


 im herrlichsten lilablau


 der Lavendelfelder.


 Nach einer kleinen Pause zur Befriedigung der Sinne
gehts weiter ins Vercors

Ich lass Euch einfach mal mit den Bildern alleine, denn die einzelnen Passagen werde ich auf dem Bericht zu meiner 2013 Reise ausgiebigst beschreiben.

Dabei werd ich auch verraten, wie man trotz der Absperrungen die Grands Goulets
mit etwas Courage knipsdingsen kann.




 Und dann war da noch der dunkelste Tunnel, den der Kleine König je durchfahren hat.








 Im Canyon des Encouge..........


 Dann gings schon zum am besten fotografisch dokumentierten Loch in ganz Frankreich.
Dem Combe Laval und dem Col de la Machine.





 Irgendwann waren die Bierdeckel vom Frühstück verdaut und es musste Stärkung her.
Leider waren die meisten Restaurants geschlossen, aber hier gab es einen Buchweizencrepe als Hauptgericht, kombiniert mit einem viertel Rose und einem Crepe au Chocolat als Nachspeise für 10 €.




 Da kann man nur schwer nein sagen, denn auch die Kellnerin war recht appe...
nett eben


 Grenoble passierte ich östlich über Chamrousse, wobei diese außergewöhnlich gut ausgebaute Bergrennstrecke mit einer Enduro nicht so der Brüller ist. Aber hanging off hat das ganze sicher was.



Dann hab ich eine echte Fehlentscheidung getroffen, indem ich die Schleife über Albertville wählte.
Könnt ihr euch gleich notieren. Da gibts nix zu sehen, was man gesehen haben muss.
Richtung Moutiers gibts eine viel schönere Strecke, die ich ebenfalls im Teil 2013 ausgiebig beleuchte.

Jedenfalls landete ich mehr zufällig und nach einer ziemlichen Odyssee hier in Pussy



 bei Madame bella Chat.
Eigentlich wollte sie gar keine Gäste nehmen, da sie kein Abendessen machen könne. Die gute Frau hatte Besuch von ihrer Ziehmutter, die sie in die Stadt ausführen wollte.
Aber sie hatte wohl Mittleid und bot mir ein Zimmer und eine Karaffe Wein an, die ich dann mit einer ihrer Katzen genoss.


Das Frühstück war dann zum Glück wieder kontinental und man hat mich neben der wirklich guten Marmelade noch mit Käsen der Region eingedeckt, die ich alle probieren und loben musste
und was noch viel wichtiger war
auch loben konnte, denn die waren allesamt Spitzenklasse.
Einen  Fauxpas hab ich mir dann aber dennoch gegönnt, als ich den Herrn des Hauses für den Sohn hielt und auch so ansprach.
Er hat es schweigend zur Kenntnis genommen und mit Fassung getragen.
Dafür hab ich aber leider keine von der oberaffengeilen Marmelade "poire aux amandes" bekommen.
Die hab ich erst ein paar Wochen später, als ich mit Sabine zufällig vorbei kam, abgestaubt.


Ja und dann fand ich noch diese alte genietete Brücke erwähnenswert
und das hat folgenden Grund.
Das gute Stück ist zu schmal und der Bogen zu niedrig für den heutigen Verkehr.
Die neu errichtete Betonbrücke steht ein paar Meter weiter. Die alte baufällige wurde nur noch für Fahrräder und Mofas usw. genutzt.
Sie war auch nur noch Brückenklasse 0.3 und mit 1,6 Tonnen ausgeschildert.
Da die neue Brücke aber gerade defekt war, musste der Verkehr über die alte umgeleitet werden.
Dafür hat man dann ein nettes kleines 9 Tonnen Schild vor das alte 1,6t Schild geklebt.
Ich liebe Frankreichs pragmatische Ansätze und hab mich auf der Brücke dennoch beeilt :-)


In Gedanken war ich immer noch bei dem angenehmen Frühstücksgespräch, das wir in perfektem
Deusösisch geführt hatten und bei dem ich erstaunlich viel über meine Gastgeber erfahren habe.
Fast wäre ich in Aime an der Abfahrt zum Lac de Saint Guerin vorbeigesegelt. Die Strecke dort über den Berg ist zwar offiziell befahrbar, wird aber nicht ausgeschildert. Ich denke mal, man will den Verkehr von dieser Seite aus wegen der schlechten Straße abhalten.









Die Strecke ist eigentlich viel spaßiger, als die Bilder das hier widergeben. Ich würde sie aber nicht uneingeschränkt für Straßenmotorräder empfehlen. OK, mit ner W650 würds wohl gehen.





Es gibt nun zwei Möglichkeiten weiterzukommen. Entweder unterhalb der Staustufe die Straße durchbrummen oder oben über den Col du Pre. Der ist aber nur mit einem kleinen Holzschild beschildert und schwerer zu finden. Hat man Alles richtig gemacht, ploppt man am Lac de Roselande raus.
Von hieraus gibt es nun einen kleinen supergeilen Geheimweg zum Col des Aravis am Mont Charvin und  an den Trois Aiguilles vorbei.
Dort steht auch eine abgelegene Jausenstation, in der man mit netten Leuten aber kaltem Wasser übernachten kann.



Hier einer der beschriebenen netten Hüttenbewohner


der mich aber auch nur so genau im Auge hat, weil ich was habe was er gerne hätte


Die Piste nach der Jausenstation zieht sich etliche Kilometer durch die einsame Hochtallandschaft



Ja, und es ist dort je nach Wetterlage recht rauh zu fahren, da die Gewitter die Straße heftigst abfräsen.
Und so neigt sich neben meinem Urlaub auch die Haltbarkeit meiner Kofferkombi dem Ende zu.




Aber in drei Wochen geht es hier ja mit Sabine schon wieder vorbei.




Sonntag, 22. Dezember 2013

Fazit Leute Leute nur zusammen sind wir viel


6300 km in drei Wochen abreißen ist schon an sich eine ziemliche Belastung.
Auch der Umstand, diese Strecke in fünf verschiedenen Ländern und dem Allerbesten, was osteuropäischer Straßenbau an Überraschungen für einen bereithält, bewältigen zu müssen, trägt nicht gerade zur Stressregulierung bei.
Hat man dann auch noch unter 14 Tagen ständiger Dürreperiode (Gewitter, Landregen, Dauerregen durchzogen von vereinzelten Schauern) zu leiden, kann so ein Trip schnell mal die zwischenmenschlichen Beziehungen schwieriger gestalten.
Oder kurz gesagt.
Willst du so was mit deinem Partner machen, um wieder enger zueinander zu finden und/oder eine leicht angeschlagene Beziehung zu reanimieren,
vergiss es.
Tank lieber voll und fahr gleich zum Anwalt.

Nach meiner Einschätzung funktioniert so eine Reise mit unterschiedlichen Motorrädern und unterschiedlichen Erwartungen nur dann, wenn man sich auch sonst super versteht und die Eigenheiten des Anderen zu tolerieren, schätzen und lieben gelernt hat oder sich völlig egal ist.
Die Drei haben es mir da sehr einfach gemacht, wofür ich mich hier mal bedanken möchte.



Auf solch einer Reise kann sich so manches Wesen ein wenig verändern.

Der Eine entdeckt unerwartet seine feminine Seite


Der oder die Andere den verfrühten Winterschlaf


So eine Reise ist aber der perfekte Weg
Freundschaften zu festigen.


sich über Kleinigkeiten zu freuen


gemeinsam schön zu sein oder einfach schön gemeinsam zu sein


 sich auch mal schweigend zu verstehen


 oder grundlos zu lachen


nachzudenken
ohne zu grübeln


seinen Freunden was anzubieten


rauszufinden, dass wir nur zusammen viel sind





 gemeinsam einen Weg zu beschreiten


 gemeinsam den Bauch einzuziehen


 abzuschalten und zu wissen, dass einer auf einen achtet


 gemeinsam der Dummheit entgegenzutreten


 oder sich ähnlich zu sehen


 


Das machen wir sicher nochmal.





 


Mittwoch, 18. Dezember 2013

Tag 16 "die aus dem Wald kommen"

Tag 16  "Sie kommen aus dem Wald"
Etappe: Curtea de Arges - Kreuzung 70/67c (Eingang Transalpina) (226 km)
Beschreibung: Landschaftlich wie fahrerisch sehr reizüberflutete Etappe mit den üblichen Hindernissen und .............



Der Sonntag beginnt eben so spät wie fettig.



Der Wirt hatte uns ja schon gestern Abend gebeten, nicht zu früh aufzustehen, da die gute Frau, die sonst das Frühstück macht, an diesem Morgen nicht kommen könne und er es vielleicht nicht ganz so früh in die Küche schafft.
Endlich mal eine Anforderung, die wir am Tag 16 unserer Reise problemlos umsetzen können.
So leicht ist's dann doch nicht, denn der merkwürdige gelbe Ball am Himmel, der in dünnen hellen Fäden durch das Rollo ins Zimmer strahlt, hat schnell meine Neugier geweckt und mich aus der Koje vor die Tür gelockt. Die Luft aus den Bergen zieht eisig kalt durchs Tal. Die Strahlen des gelben Balles fühlen sich sonderbar und  unbekannt auf der Haut an.
Ein guter Zeitpunkt für einen kleinen einsamen Spaziergang.
Verdammich....Chance verpasst...
der zweite Sonnenschein hat es gerade vor die Tür geschafft.


Die beschauliche Runde runter zum Fluss tut wirklich gut. Seit Sibiu ziehe ich das rechte Bein nach. Es muss noch 7 Tage halten.


Der Tag beginnt also extremst untypisch und sonderbar. Wir sind uns nicht schlüssig, ob es ein gutes Zeichen ist, dass die Sonne über den Gipfeln scheint.....
dort in der Ferne, wo die Kaparten uns erwarten....
oder lauern.
Vermutlich werden wir gegen Abend den Fuß der Transalpina erreichen. Diesen einzigen Weg nach Norden, der uns durch die einst schier undurchdringlichen Kaparten wieder Richtung Heimat bringen will.
Also nochmal hindurch, durch die feindliche Wildnis, vorbei an Wölfen, die mit den Bären am Wegesrand um die karge Nahrung ringen ...
die Touristen.....
..............................
dort aus dem Fenster werfen. :-))

Kaum zu glauben, aber wir frühstücken in der Sonne auf der Veranda vor dem Hotel. Wir müssen nicht mit der Karte und dem Wörterbuch jonglieren. Alles, was wir bestellen und sei es so was ausgefallenes wie Omelette Schinken/Käse ohne Käse, wird geliefert und sogar für Extrawürste wird gesorgt. Kaffee gibt's auch satt, den muss man sich aber holen gehen, da der arme Wirt die Küche und den Service tatsächlich alleine managen muss.



Die Lust zu packen und uns aufs Motorrad zu setzen, steht uns ins Gesicht geschrieben. Aber es gibt leider keinen Plan B mehr, denn es ist noch ein weiter Weg bis zur Mosel und wir wollen ja nochmal in die Tatra.
Unser Weg zur Transalpina bringt uns an so manchem schönen Punkt vorbei.............






und natürlich an dem ein oder anderen Lokal.



So mancher Weg führt über Brücken, über die schon der Kaiser flanierte,
um dann im Nichts zu enden.


Die Strecke, die wir uns ausgearbeitet haben, ist spitzenklasse und macht irre Laune, auch wenn wir nicht so recht übern Berg gefunden haben. Das Terrain ist für die Vierfüße wieder mal ne Nummer zu derb und irgendwie hab ich auch immer weniger Lust, mir im Wald eine Suhle zu graben.
Das Umfahren funktioniert gut und selbst die kleinen Stücke Hauptstraße sind superschön. der Weg am unteren Teil des Sees (Transfagarasan) ist sehenswert, wobei durch die vielen Autos vielleicht eher nicht am Wochenende zu empfehlen.






Das Picknick als kleines Amuse-Gueule am frühen Nachmittag hat sich schnell etabliert.
Wobei es neben den landesüblichen Leckereine auch immer Cremewurschti für Lutz gab.
Ich hab bis heute nicht rausgefunden, ob er das Zeug eigentlich mochte oder nur gegessen hat, da es eben immer gekauft wurde.
Die Cremewurschti hier waren jedenfalls grottig und wir dekorieren die Landschaft damit, um Tiere anzulocken und zu fotoknipsdingsen.
Aber es kommen keine und für  die Asphaltschwalben, die hier auf den Parkplätzen jagen, ists noch zu früh.




Unerwartet früh gegen sechs erreichen wir die Kreuzung und somit den Eingang zur Transalpina. Leider finden wir hier nicht wie erwartet eine breite Auswahl an Unterkünften.
Dafür finden wir eine breite Auswahl an Gipsys, die hier zu Hunderten die Straßen in Beschlag nehmen. Wir tänzeln mit den Motorrädern durch die Menschenmassen. Überall am Straßenrand stehen über Hunderte von Metern Abwrackprämien-PKW und Lieferwagen. Getankt wird aus Plastikflaschen. Eine riesige Menge von Pilzen und Beeren wechselt gegen Bündel von Geldscheinen den Besitzer. Einige der Fahrzeuge werden den Heimweg nicht antreten. Wir werden sie morgen piratisiert am Straßenrand wiederfinden.
An allen Ecken wird gegrillt und vereinzelt auch Musik gemacht. Ein Riesen-Happening und wir etwas ungelenk mittendrin.
Auch auf dem Aufweg zur Transalpina findet sich kein Hotel. Wir müssen zurück. Nochmals durch das Zigeunerfest.
Das Wetter hat sich in alter Tradition etwas zugezogen, aber noch regnet es nicht. Wir kehren bei der ersten Unterkunft 300 Meter vor dem Gipsylager (Obrasia Lotrolui) ein. Zum Glück gibt es noch Zimmer. Die sind nicht gerade preiswert, aber sehr sauber und modern. Und Essen wird es auch noch geben. Auch wenn wir den Plan, draußen zu sitzen, verwerfen müssen. Es ist für September schon verdammt kalt.


Schnell findet man hier ähnlich gekleidete Freunde


So müssen Trophäen aussehen



Was gabs sonst noch???
Helgas KAWA zickt den ganzen Abend schon rum.
Wir müssen auf einem Parkplatz neben der Hauptstraße halten und so wies hier aussschaut geht hier nachts ganz schön die Post ab.
Und zwar die Schneckenpost.
Die KAWA wird es wohl noch bis Heim schaffen.

Irgendwie haben wir es heute versäumt, reichlich Fotos zu machen. Vielleicht ist es die Tatsache, dass wir uns bereits auf dem Rückweg befinden, die uns das Fotografieren vermiest hat.
Dabei gabs schon ein paar bemerkenswerte Dinge.
Helga hat Obst am Straßenrand gekauft. Sie hat sich die Früchte ausgesucht und die gute Frau hat sie dann einzeln gewogen. Dabei stand der Preis, glaube ich, schon von Anfang an fest.
Touris Ausland 5 Lei.
Aber sehr sehr nett und die Kinder interessiert, aber sehr höflich.

Was nicht vergessen werden darf
Die überwiegend dunkelhäutigeren Menschen, die auf der Straße das verkauften, was sie im Wald gesammelt hatten, leben auch genau in diesem Wald. Sie wohnen in improvisierten Zelten aus Ästen und Nylonbahnen. Sie leben dort mit ihren Frauen und Kindern. Man sieht sie nur wenn sie am Straßenrand stehen und ihre Waren anbieten oder morgens in der Frühe, wenn sie aus dem Nebel am Waldrand hervortreten um an den wenigen Brunnen, wie hier an unserer Unterkunft, frisches Wasser in Kanistern und Eimern zu füllen und es in den Wald zu tragen.