Gerde muss ich feststellen, dass die letzten 8 Tage so überwältigend und ereignisreich waren, dass ich noch gar nicht zum Schreiben gekommen bin.
Da ich das nun auch nicht mehr so schnell aufarbeiten kann, starte ich mit dem 8. Tag der Reise und der hatte es unerwarteter Weise ganz schön in sich.
Gestartet sind wir heute in Rissani. Dort hatten wir uns gestern, aus der Wüste kommend, recht frühzeitig einquartiert und die späte Abendsonne am Pool zu genießen. Das hat auch wirklich gut getan nach dem sandigsten Abschnitt unserer Reise.
Der Weg führt erstmal recht lange durch karge Steinwüste. Hier gibt es außer ein paar Camel-Cafes für die Reisebusse, die Touristenschwärme zu dem Düneneingang bringen, nichts.
Eine gute Gelegenheit sich mal mit solch einem Wüstenschiff persönlich anzufreunden.
Ich musste aber feststellen, dass Dromedare zwar sehr interessierte Zuhören aber selbst nicht sehr gesprächig sind.
Umso gesprächiger war aber der Beduine, der den kleinen Laden bewacht und uns allerhand merkwürdigen Nippes verkaufen will. In der Tat hab ich nach zähem Verhandeln endlich eine Berberhose erstanden. Ja wenn die schon mal anfangen, bei der Verhandlung, über ihre hungernden Kinder zu klagen, dann weiß man jetzt ist Schluss, jetzt kaufst due es oder gehst.
weiter geht es durch die schier endlose Wüste mit fast 100 Klamotten auf dem Tacho. In der Tat kommt man hier wirklich gut voran. 200 km in 140 Minuten sind machbar.
Erfout lassen wir links (oder war es rechts?) liegen und tackern weiter in Ziz-Tal, dessen Ausläufer sich geräumig weit öffnen. Palmenhaine bedecken den Grund der Schlucht, so weit das Auge reicht.
Leider ist es heute ziemlich diesig, weshalb die Bilder der nun folgenden Schlucht den Zauber der Landschaft nicht ganz wiedergeben können. Es lohnt sich aber die Ziz-Schlucht mal im Internet zu suchen und sich die professionellen Bilder anzusehen.
Wir fahren bis ans Ende der Schlucht, bis ca. 2 km hinter der Legionär-Tunnel.
Dort halten wir dann nicht oben am Hotel des Thermalbades sondern fahren in den Ort, wo wir umringt von Einheimischen eine regionale Spezialität kosten. .
Der Wirt spricht etwas deutsch und rät uns über die alte Legionärsstraße zurück zu fahren, da man nur von dort die schönste Aussicht auf die von der Nationalstraße nicht einsehbaren engsten Teil der Schlucht genießen kann.
So weit sollte er auch Recht behalten. Zu der Aussage, dass die Straße asphaltiert durch geht, kommen wir dann gleich.
Wir folgen der immer schlechter werdenden Straße bis zu einem Dorf, an dessen Ende eine riesige sehr eindrucksvolle aber verfallende Kasbah liegt.
Wir halten kurz und verteilen ein paar Lolis an die Mädchen, die zu uns herüber laufen.
Die Brücke vor uns ist über 40 Meter leider nicht mehr existent.
Ein schmaler geschotterter Weg hinunter in eine Furt (trocken) hebt sich leicht vom Geröll der Landschaft ab. Wir spazieren hinunter und legen mit ein paar Steinen eine Fahrspur, damit die Dacias nicht aufsetzen.
Und ab hinein ins Missvergnügen. Mit durchdrehenden Rädern rubble ich mich auf der anderen Seite aus dem Graben. Eine gefühlte Ewigkeit später taucht dann auch lutz oben am Rand des Flussbettes auf.
Okay, also weiter. Gut dass wir da nicht zurück müssen denke ich, da die andere Seite noch steiler war und dort auch loser Sand lag.
Die Straße wechselt von schlecht nach gut und wieder schlecht und noch schlechter und weg. Der Weg scheint verschüttet das NAVI sgt es ist ein Radweg und Google Maps zeigt auf dem Satellitenbild nix mehr und schon gar keine Brücke über den Ziz.
Verdammt, wir müssen zurück. Nach 15 Minuten stehen wir an der eingestürzten Brücke 100 Meter weiter ca. 25 Kinder. Es hat sich wohl rumgesprochen, dass wir auf der Straße fahren und die wussten ja alle, dass wir zurück kommen.
Die Furt hat noch eine zweite leichter zu bewältigende Ausfahrt, die wir vorher nicht sehen konnten. Gott sei Dank, wir werden wohl keinen Traktor suchen müssen, der uns hinaus zieht.
Erstmal kurz halten. Eine Tüte Bonbons wandert in die Mägen der verarmten Dorfkinder, eine junge Mutter passt auf, dass wir keines der Kinder einpacken. Wir geben ihr etwas Kleingeld, denn betteln tun hier auf dem Land irgendwie alle. Es hat seit drei Jahren kaum geregnet. die Gemüsegärten sind leer. Es ist ein hartes Leben hier oben im Nichts.
Wir machen uns wieder auf den Weg zurück nach Er Rachidia. Es ist spät geworden und auf der Route des Kasbah gibt es bis Goulmima keine vernünftige Unterkunft.
Wir buchen bei Booking eine kleine Unterkunft "La Berbarina" für 60€. Nicht gerade ein Schnapper, aber es sollte sich nach einer 5 km Fahrt über die Gassen der nicht asphaltierten Vorstadtstraßen als Glücksfall erweisen, denn die Chefin kocht auch noch verdammt gut.
So jetzt muss ich leider ins Bett und Eindrücke verarbeiten und das üppige Abendessen.