May the torque be with you.


Freitag, 27. Dezember 2013

Tag 18 "leaving Romania"

 Tag 18 "leaving Romania"
Etappe: Beius-Puszta-Muran (389km)
Beschreibung: steht alles unten grrrrrr (ich will noch nicht heim)



Immer wenn es regnet
muss ich an Sonne denken
mag nicht weiter fahren
will mich nur ablenken
nass bis auf die Haut sitz ich da
LMAA

Der Tag startet zur Abwechslung mit einem kräftigen Regenschauer. Wer hätte das gedacht, dass, nach dem klaren kalten Tag gestern, ein ebenso kalter aber nasser Tag folgen würde.Die beiden BMW-Systembekleidungsdurchdiegegendfahrer, die gestern Abend noch mit ihren gelben Warnnummernschildern (NL) ins Hotel gefallen sind, schauen etwas pikiert. Ich denke bei mir, wenn die wüssten, was wir schon hinter uns haben und erwische mich heimlich dabei, wie die dunkle Seite meines Gehirns schon die Quote für eine Beendigung der Freundschaft der beiden Niederländer ausrechnet.
Wir sind gestern sehr nah an die Grenze zu Ungarn gerückt und lassen  uns heute Morgen nicht nur wegen des dichten Regens also etwas Zeit, die jeder unterschiedlich zum Stressabbau nutzt. Lutz faltet die bettlakengroße Karte mit einer mir völlig fremden akribischen Sorgfalt und Ruhe zusammen zusammen. Es gibt einfach ein paar Dinge (außer Helga), um die ich ihn echt beneide.



 Aber auch ich nutze die Zeit, um in Selbstmittleid zu ertrinken. Alternativ hätte ich gerne jemanden verprügelt, aber alle, die in Frage kamen, wirkten stärker als ich.
Das Hotel jedenfalls war durchaus zu empfehlen, wobei die Sicht hier aus dem Biergarten heraus etwas täuscht, denn von der Straße ist das Haus fast nicht als Hotel zu erkennen und wenn, dann verbreitet es eher den Charme einer billigen Absteige.


Mit der Pusztapassage steht heute der vermeindlich heißeste Abschnitt der Heimreise auf dem Programm. Aber das fällt wohl ins Wasser.
Der ganze Rumänientripp entpuppt sich eher für nicht zu frustrierende Skandinavienfans als geeignet.
Der Regen lässt nach. Wir stürzen uns in den morgendlichen Verkehr und rollern nach Oradea











Oradea entpuppt sich als wirklich superschöne Stadt mit einem Straßenverkehr im besten Anarcho-Stil.

Es macht  mir aber erstaunlich wenig graue Haare, die Gruppe hier durchzuwuseln, was wieder zeigt wie sehr wir uns in den letzten  3 Wochen aufeinander eingespielt haben.

Dennoch hätte es mich an diesem Tag fast zwei mal zerrissen. Das erste mal hätte eine Straßenbahn,

 nicht die da aber ähnlich modern


die trotzt meines grünen Leuchtfeuers (Linksabbiegerampel an riesigem Kreisverkehr) ohne Klingeln oder Warnung einfach durch den Kreisverkehr mittig durchratterte. Ich hab das Ding echt im allerletzten Moment im Winkel des Helmaausschnittes wahrgenommen und es gerade noch geschafft stehen zu bleiben.
Beim zweiten Versuch hab ich einen PKW im mehrspurigen Kreisverkehr übersehen und diesmal war ich ganz froh, dass die Menschen hier so geistesgegenwärtig und aufmerksam fahren, sonst wäre ich sicher im Spital gelandet.

Wie man sieht, hat es aber irgendwie doch allen gefallen, hier durchzubrummen.






Da ging es schon an die Grenze. Noch einmal billig besten rumänischen Sprit tanken.
Ach apropopos
Könnt Ihr euch noch an die Zeit erinnern, als man uns immer sagte
"tankt nicht den minderwertigen Sprit in Polen.... die mischen da billigen Alkohol mit bei und strecken den so....darum ist der so billig."
Hahaha. In einer Zeit, in der man nun E10 fürs gleiche Geld wie früher das gute Normal vorgesetzt bekommt, kann man da sogar im Nachhinein nur noch den Kopf schütteln.
Der billige Rumäniensprit besteht fast 100% aus Mineralöl und daher haben wir bei der Befüllung der Tanks sogar die Oberflächenspannung mit ausgenutzt.
Die Tanke war auch super mit Karten ausgestattet und hatte eine Wechselstube.
Dort haben ich meine letzten Lei in Nutellacroissants, Milchkaffee und Kartenmaterial umgetauscht. Eine sehr gute Entscheidung, denn die erworbene Karte der Slowakei ist Spitzenklasse und wird mir noch sicher viele Urlaube dienen.


Der Grenzübertritt war bis auf den scheißendreck gelaunten ungarischen Grenzer unspektakulär, genau so unspektakulär wie die Fahrt durch die Ungarische Ebene. Ich denke mit Freude daran, dass die Fahrradreise, die ich einst für hier geplant hatte, niemals stattfand. Ich glaube, da wäre ich eingegangen.
Das NAVI fand einen Weg jehnseits der Hauptstraße und dafür möchte ich mich mal an dieser Stelle bei dem NAVI, über das ich sonst nur schimpfe bedanken, denn der Weg war für Pusztaverhältnisse schon fast als abwechslungsreich zu benennen.
Dennoch flogen wir durch den sandigen Boden, an schier endlosen, mit Cornflakes-Rohmasse bebauten Feldern, der Tatra entgegen.
Bereits um viertel vor zwei stehen wir 6 km vor Polska, wo uns entgegen meiner Erwartungen aber keine tanzenden Einwohner auf der Straße begrüßen.

Am späten Nachmittag erreichten wir die Eurozone abermals und werden von dieser netten Raubkopie in der Nitzke Tatry empfangen.
Wir haben es tatsächlich bis Muran geschafft. Das hätte ich heute Morgen niemals geglaubt. Die letzten Kilometer waren wirklich beseelend, stets die Berge im Visier, vorbei an den goldenen Hügeln und grün- braun- roten Herbstwäldern


Irgendwie war heute recht schnell das Tagesziel erreicht, oder anders ausgedrückt.........
nach Erreichen der Berge hatte keiner von uns mehr Bock weiter zu fahren.
Recht schnell fanden wir ein abgelegenes Wanderer-Hotel, das wieder diesen herrlich plumpen Charme einer sozialistischen Kaderschmiede verströmte.


Es war auch nicht gerade billig. Wobei man auch einräumen muss, dass nach 2 Wochen Rumänien einem jede Herberge weiter westlich überteuert vorkommt.
Mir gefiel die Ausstattung mit Sauna und Schwimmbad, denn mein Bein hatte sich deutlich verschlechtert und brauchte dringend Therapie.
Irgendwie haben wir es dann doch nicht in den Pool geschafft und ich fand mich nach einem kleinen sehr anstrendgenden Abendspaziergang (mit deutlicher Schleifspur rechts)







im Speisesaal vor einem leckeren Bier sitzend wieder.

Es würde nur als Erstes an der Spitze einer ganzen Dynastie von Bieren stehen, deren Aufstieg und Fall durch einen Schankbeleg bestens für die Nachwelt dokumentiert werden sollte.










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