Etappe: Sibiu-Transfagarasan-Sibiu (233km)
Ausfälle: Geplatzter Kragen
Beschreibung: Endlich Schluss mit Reisen und mal richtig Motorrad fahren vom Feinsten.
Der Tag startet so grau wie der gestrige, aber heute sind wir alle wieder frisch und voller Tatendrang.
Eines unserer großen Ziele, die Transfagarasan, steht auf dem Programm und die Runde wird mit den geplanten 3xx km schon ohne Freestyleambitionen recht umfangreich.
Recht lange passieren wir den Bergkamm in der sonnigen Ebene,
doch leider werden die Wolken um die Gipfel nicht weniger. Bedrohlich schwarz und geschlossen hält sich das Wolkenband im Norden fest.
Es nützt nichts, irgendwann müssen wir beidrehen und hinauf in die feuchte Finsternis.
Der Weg hinauf ist vor allem neblig, nass und kalt. Wir halten an einem kleinen Parkplatz in der Mitte der Auffahrt um uns kurz aufzuwärmen und mal zu schauen, was die vielen Stände dort so zum Verkauf bieten.
Doch es hält uns da nicht lange, denn nun wurden wir doch noch mit ihm konfrontiert...
dem "Resident Evil" der Sanitärausstattung, welches mir als Betonverschlag mit zwei gullideckelgroßen Öffnungen im Boden gegenüber trat. No way.
Nach einem kurzen Ausflug in das gut besuchte Waldstück geht es weiter bergan durch die Wolken hinauf zur Passhöhe.
Mit jedem weiteren Meter Höhengewinn sieht man der Strecke nun auch recht deutlich an, mit welcher Gewalt sie dem Berg abgerungen wurde. Der steile Fels zeigt deutliche Narben, die Bohrer und Sprengungen in seinem Antlitz hinterlassen haben.
Der Weg ist nur selten durch Gallerien gesichert und Felssicherungen fehlen gänzlich.
Was die Straßenmeisterei hingegen gut gelöst hat, ist das Unfallmanagement. Es geht faktisch keine Info verloren. Wird ein Fahrzeug von einem Felsbrocken begraben, so wird das Fahrzeugkennzeichen außen aufgesprüht und der Verbleib so für die Versicherung und die Nachwelt archiviert.
Die Straße ist, auch wenn sie stark frequentiert ist, tatsächlich eins der fahrerischen Highlights und kann schon fast mit den Dolomitenpässen konkurieren.
Zum Glück entscheiden wir uns gegen den rummeligen Parkplatz an der Passhöhe, denn kaum dass wir die dunkle Röhre des Gipfeltunnels passieren, werden wir von der gleissenden Sonne geblendet, die sich scheinbar seit Wochen auf der anderen Seite des Bergkammes versteckt hielt.
Gleich in der ersten Kehre legen wir uns wie Eidechsen in die warme Strahlenflut. Herrlich.
Die Straße führt nun wieder hurtig bergab und plötzlich ist man mit der 250er gar nicht mehr so sehr untermotorisiert. Ich schalte einige Male die Cam an und fliege ins Tal hinunter, bis sich eine geeignete Location mit Kaffee und Kuchen auftut.
Der Kaffee ist dann auch wirklich klasse und die Pfannkuchen mit Schoki oder Marmelade erst recht. Es wird eine lange Pause und die Sonne lacht uns noch immer an, als wir die Motorräder besteigen und weiter Richtung Vidraru-Stausee fahren. Gleich an einer der ersten Abfahrten machen wir uns runter ans Wasser und langsam bekommt man ein Gefühl dafür, dass der See fast das ganze Tal verschluckt hat.
Die Ruhe soll nicht lange währen, denn beim Prüfen der Gabel fällt plötzlich auf, dass die CRF-Zwillinge sich gar nicht mehr so sehr gleichen.
Suchbild finde den Fehler
(Auflösung Teil 14. oder früher)
Sa.i.e (Name gemäße Googele Datenschutzpolicy anonymisiert) hat den Tankrucksack mit Handy und Geldbeutel beim Cafe liegen lassen.
Der Schreck sitzt erstmal tief und der Gedanke wild rumtelefonierender Finder, die gerade allen Bekannten berichten, wie sie unser Konto plündern, lässt die kleinen Hondas die Strecke zurück fliegen.
Objektiv betrachtet war die Hoffnung, alles wieder zu bekommen, zwar nicht so groß, aber es gab ja auch keine Alternative.
Gut eine Stunde später erreichen wir das Gasthaus, doch der Sack ist nicht zu sehen. Sabine geht fragen und kommt dann freudestrahlend mit dem guten Stück zurück. Auch ich bin nun deutlich erleichtert. Das hätte sicher ganz schön Ärger gegeben, so ohne Papiere in Rumänien.
So weit so gut. Puls wieder unter 180 und auch die Lust jemanden die Felswand runterzustürzen, lässt langsam wieder nach. Das Ganze hatte sogar noch was Gutes, so würden wir die Möglichkeit haben, die steilere Rampe nach Sibiu nochmal trocken zu fahren.
Soooo.......... der Plan.
Siehe da, den Tunnel hatte ich gar nicht so lange in Erinnerung. So lange war er ja auch garnicht, an seinem anderen Ende wurde es nur nicht heller.
Echt zum Schreien, aber die Wolken kleben wie Kettenfett am Hosensaum an den Steilwänden fest.
Mit jedem Meter Höhenverlust nimmt der Regen zu. Zum Frustabbau fahre ich ein paar Rennen im Nebel, aber es macht nicht wirklich Freude.
Letztlich bleiben wir an einer Gallerie stehen, da der Regen so zugelegt hat, dass Weiterfahren keinen Sinn mehr macht. Sturzbäche ziehen aus dem Fels über die Straße in die Tiefe, während unaufhörlich Nebelschwaden den Weg zum Gipfel erklimmen.
Erst in der Ebene verebbt der Regen. Wir tanken in der Sonne mit einem argwöhnischen Blick auf die dunkel verhangenen Berge.
Ich bin mir sicher, dass das gute Wetter nun dauerhaft kommen wird oder hoffe ich es nur? Denn langsam wird das Wetter zum Problem.
Ich mach mir Gedanken um Helga und Lutz, die fast die doppelte Strecke durch das ebenso verregnete parallel laufende Tal zurücklegen müssen.
Wir stellen zur Begrüßung schon mal Desperados, Radler und Rotwein raus.
Es wird unsere letzte Nacht in Hermannstadt werden und die kälteste und regenreichste des Urlaubes.
Mal sehen, wo ich das Video mit den Überschwemmungen beim Abendessen hingezaubert habe.
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