Tag 19: durch die hohe Tatra
Etappe: Muranska Hurta-in den Wald von Komorni Lhotka (369km)Beschreibung: Aüßerst sehenswerte Strecke am Fuße der und durch die hohe Tatra.
Verluste: Aufzeichnung der Tagesstrecke
Leider hat das NAVI mal wieder seinen eigenen Kopf gehabt und daher fehlt zum zweiten Male in diesem Urlaub ein ganzer Tagestrack. Vielleicht sollte ich das Gerät doch öfter mal anhalten und so kleinere Tracks aufzeichnen.
Sehr schade, denn wir hatten uns zu Beginn eine sehr schöne Strecke über kleine Nebenstraßen erarbeitet. Im Wesentlichen bewegen wir uns am frühen Morgen aber in einer umfassenden Schleifenbewegung erst etwas in den Nord-Westen, dann zurück auf Ostkurs. So gleiten wir mit herrlichstem Panorama am Fuße der Berge entlang, um dann wieder auf West-Nord-West einzudrehen und auf den bekannten Weg nach Zakopane einzudrehen.
Am frühen Nachmittag sitzen wir am Fuße der hohen Tatra in der Sonne vor einem Kiosk und trinken Kaffee.
Eben noch etwas verärgert, dass uns eine Schranke und ein Parkwächter den Zugang zu dem Hotel mit der riesigen Sonnenterrasse verwehrt hat, amüsieren wir uns nun über den Mineralwasser-Sommeillier im Adlon Berlin und stellen uns vor, wie er für besondere Feinschmecker, mittels einer Brausetablette, eines Strohhalmes und eines Glases besten Berliner Leitungswassers eine 96er Perrier Oktoberabfüllung fabriziert.
Es ist selbst in der Sonne erstaunlich kühl und wir genießen die Stille.
Um diese zu garantieren, hat jemand den Auftrag bekommen, darüber nachzudenken, was Gold ist. Bemerkenswerterweise geht der Vorgang nicht ohne Geräusch ab. Phhh...
Nach einer erholsamen Pause geht es weiter, einmal um den Berg in Richtung Zakopane.
Am Straßenrand gibt es viel zu entdecken und so finden wir z.B. das Original zu den berühmten Märklin M-Gleisen.
Wir kommen durch die betörend schöne Landschaft überraschend flott voran und so verweilen wir im immer noch sehr trubeligen Zakopane eine Weile. Es war ein Versprechen, das wir Helga gegeben hatten, denn sie wollte doch so gerne das Antlitz einiger der wirklich hübschen Holzhäuser digitalisiert nach Hause tragen.
Leider muss ich da passen und aufs Web verweisen, ich hab keinen Schimmer, wo die Häuserbilder geblieben sind.
Jedenfalls wars eine gute Gelegenheit, in der Sonne Wärme aufzutanken und zu beschließen, dass nun baldmöglicht wieder Zeit zur Nahrungsaufnahme wäre.
Lutzens Topcase hatten wir ja sicherheitshalber schon mal gut gefüllt.
Der Park in Zakopane kam dann aber nicht in Frage, da dort neben dem störenden Hundeverkehr auch die notwendige Tisch-Bank-Geile Aussicht Kombi fehlte.
Erst kurz vor dem Wiedereintritt in die Slovakei sollten wir an einem durch einen Sturm verwüsteten Landwirtschaftsmuseum einen geeigneten Platz.....
...mit Aussicht.....
....und Bestuhlung....
...zum Abwickeln unseres Rollkäses, finden.
Apropopo ....wenn es ein Lebensmittel gab, das ich seit dem Übertritt in die Tschechei absolut vermisst habe, dann ist es guter Käse.
Und so zeigte sich auch der Rollkäse mehr als netter Pausenjoke denn als Gaumenverzücker.
Dafür lohnt es sich, den ein oder anderen Kilometer durch geschickte Wahl möglicher Abkürzungen einzusparen.
Der Tag verging heute wie im Fluge und erst als sich die Dämmerung ankündigte, verschwendeten wir die ersten Gedanken an eine Unterkunft.
Die Residenz Napoleon an der Hauptstraße entsprach nicht so unseren Vorstellungen und so verließen wir die Transitroute hinter der Stadt wieder und fuhren querab in die Landschaft. Das NAVI hatte mehrere kleine Pensionen identifiziert. Die erste entpuppte sich als Bahnhofsabsteige. Schon beim Betreten des Schankraumes konnte man sich dem Eindruck nicht erwehren, dass die Dampflok hier noch immer mitten durch den Schankraum dampft.
Die Nächste sah von außen auch nicht besser aus. Der Ort Komorni Lhotka hatte aber einige Unterkünfte zu verzeichnen. Nur leider waren die fast alle geschlossen. Ich ließ die Gruppe am Marktplatz zurück und folgte den Schildern, die hinauf in den Berg führten. Die besseren Unterkünfte waren geschlossen oder nur wochenweise zu vermieten. Weit oben gab es eine Berghütte. Die hätten uns sogar genommen, aber es gab da kein fließend warmes Wasser und man war dort auch eher auf Wanderer eingestellt. Also wieder hinunter in Tal und auf der anderen Seite hoch. Es wurde dunkel. Der Weg führte weiter in den Wald und ich wäre sicher bald umgekehrt, hätte ich da im Dunkeln nicht noch die beiden Rucksackgestalten in ihren kurzen Hosen erspäht. Ich dachte mir, wenn die da noch hochlaufen, dann gibt es da auch noch was.
Nach weiteren 2 km zeigte sich, dass ich Recht behalten sollte. Ein riesiger Flachbau lag hier mit Spielplatz und Biergarten im Dunkel. Ich schlürfte am dunklen Speisesaal vorbei zum mit Bierwerbung beleuchteten Eingang und meine Hoffnung, dass der Laden noch auf hat, wurde erfüllt.
Mein Freund, der Kampfköter, empfing mich lautbellend, noch bevor ich den Türgriff in der Hand hatte.
Zum Glück kam Herrchen und bat mich herein. Der Muskeldackel entpuppte sich nach ausgiebig schnuppern nun als Kampfschmuser. Und er sprach genausogut deutsch oder englisch wie seine Herrchen.
Er schickte nach seinem zweiten Sohn und einer Frau, die mir die Zimmer zeigen sollte.
Die Zimmer lagen in einem separaten Trakt, waren sauber und groß und für 6 Personen, wobei ich fürs gleiche Geld auch 4 Zimmer hätte haben können.
Was mich störte, war das fehlende Doppelbett. Leider verstand mich die gute Frau erst, als ich ihr zeigte, dass ich an aneinander geschobenen Betten interessiert wäre.
Wir suchten dann ca. 14 Räume ab, bis wir zwei mit Doppelbetten fanden.
Nun wollte ich doch mal Sabine Lutz und Helga informieren, die seit gut 50 Minuten auf meine Rückkehr warteten.
Ich sagte, ich hab was, es wird noch dauern.
Der zweite Sohn war eingetroffen. Er hatte von seiner Oma (Sudetendeutsche vermutlich) deutsch gelernt, sparach aber lieber englisch, da er gerade mehrere Jahre in Dubai weilte.
Ein sehr angenehmer Mensch war das. Überhaupt wurden wir alle langsam miteinander warm.
Ich verabschiedete mich dann, um meine Freunde zu holen und sagte, dass wir in 30 Minuten zurück wären.
Es war wirklich ein weiter Weg durch den dunklen Wald und einmal wäre ich fast im Graben gelandet. Ich glaube, Sabine war froh mich zu sehen. Dann gings schon zurück in den Wald und ich glaube, Helga war bis zum Schluß davon überzeugt, dass ich sie veräppeln will. Jedenfalls glaubte von den drei kaum noch jemand, dass sie bald ins Bett dürften.
Dann erreichten wir so plötzlich wie beim ersten Mal das Hotel. Es ploppte förmlich unverhofft aus dem Dunkeln des Waldes. Wir parkten im Innenhof und die beiden Söhne (unser Alter) kamen, um uns beim Gepäck zu helfen.
Dann hatten wir es endlich bis in den Schankraum geschafft.
Eigentlich wollte ich nun schnell aufs Zimmer. Aber erstmal gab es vier Bier und die Info, dass es mit den Zimmern dauern wird.
Wir bekämen bessere Zimmer im Haupthaus. Ich denke mal, als unser Gastwirt von den beiden Frauen erfahren hat, wollte er noch was drauflegen und den Aufenthalt noch angenehmer und vor allem, wie er sagte, wärmer gestalten.
So strippten wir uns im Schankraum aus den Jacken und genossen unser Bier.
Wir waren schon auf Verpflegung aus dem Topcase eingestellt, als man uns fragte
"essen?"
"warm?"
Wir nickten.
"Nur gibt Hirschgulasch, hat Brot dabei."
Was soll ich sagen.....
es sollte eines der besten Wildgulaschs meines Lebens werden.
Es gab auch noch ein paar Biere und die Zimmer waren groß, warm, sauber und mit riesigem Balkon.
Aber davon morgen mehr.