305 km nach Saint Thomas en Royans
Der Samstag beginnt wie der gestrige Tag endete, sonnig und warm.
Schon nach wenigen Minuten frage ich mich, ob es so eine tolle Idee war, sich den Platz am sonnigen Fenster auszusuchen.
Oder anders gesagt, ich schmelze schneller als die Butter auf dem Frühstückstisch dahin.
Davon - also Frühstück - gab's dann auch reichlich und für französische Verhältnisse sehr abwechslungsreich. Eigentlich fehlte nur noch die Schlachtplatte oder ein wenig von der herrlichen Käseplatte, die gestern Abend nach dem Hauptgericht gereicht wurde.
Irgendwann siegt dann aber die Erkenntnis, dass wir ja weiter müssen und das vorzugsweise mit geschlossenem Hosenbund.
Das Bepacken der Motorräder ging zügiger voran, nachdem ich den Weg über die Feuertreppe gefunden hatte. Man glaubt es kaum, was für eine schweißtreibende Beschäftigung das sein kann, in Moppedhose und Endurostiefel gepackt, ständig den Treppenflur des Hotels hoch und runter zu fallen. Da war der luftige Notabstieg über die Feuerleiter eine willkommene und nach der Überlistung des Rettungstüralarms auch barrierefreie Variante.
Die fast schon nervige Hitze sollte uns noch durchs Hochjura begleiten, welches wir über Feld- und Waldwege von Hügel zu Hügel queren. Hätte ich das NAVI gestern am liebsten aus dem nicht vorhandenen Fenster geworfen, führt es uns heute nahezu perfekt durch die Landschaft. Das neue Kartenmaterial ist Top, es kennt hier wirklich jeden Weg.
Schnell nähern wir uns zusammen mit einigen Wolken dem Einstieg zum Col des Aravis und landen in der Hochsaison. Bustouristen, Radfahrer, Wanderer und Stöckelwild (also diese neue Spezies, die mit Skistöcken und Turnschuhen bekleidet im Sommer die Rettungsdienste der Alpenregionen auf trapp hält).
Schnell noch einen Kaffee, also eigentlich zwei , wobei bezahlt hab ich, glaube ich, Minimum vier.
Mit den ersten Tropfen geht es also auf die erste Offroadpassage des Tages,
den Parkplatz hinter den Buden und dann auch prompt auf den falschen Weg.
Verdammt, sonst komm ich immer von der anderen Seite, da kann man sich nicht verfahren. Ja, der breite Weg war auch zu verlockend, als dass ich die zerfurchte Alternative weiter rechts gewählt hätte. Die Strecke windet sich ruppig den Berg hinauf.
Die erste Sonderprüfung stellt sich uns in Form eines LKW, der hier oben wohl Pferde abgeladen hat und den Weg versperrt. Wir warten, bis er die Pritsche wieder oben hat und etwas zurück setzt. Dummerweise steht er genau an einer Stelle, wo die Bankette des Weges stark abfällt, also der Rand nicht richtig befahrbar ist. Das hohe Gras an der Stelle macht es auch nicht gerade einfacher zu erkennen, wie tief der Absatz tatsächlich ist. Ich fahre mit etwas Neigung nach rechts an dem LKW vorbei, nicht ohne einige Male mit dem Ellenbogen an den Kastenaufbau zu stoßen.
Sabine entscheidet sich an dem LKW vorbei zu füßeln. Dumm nur , wenn es rechts eben so viel tiefer ist und man so dicht an dem Wagen vorbei muss, dass links auch kein Platz ist, den Fuß abzustellen. Irgendwann blieb Sabine dann optisch an dem LKW kleben und es ging nur noch mit vereinten Kräften weiter.
Kaum die erste Heldentat vollbracht, geht es weiter nach Ugine über viele Rinnen teils geschottert, teils betoniert. Wir haben ausnahmsweise mal Zeit und so beschert uns ein Abstecher bei den Compte... Ar... ein paar Schotterkehren zur Übung für größere noch folgende Heldentaten.
Kaum zu glauben, aber letztes Jahr sah es da noch so aus.
Zur Belohnung gibt es am Col de l'Arpettaz Kaffee und Crepe au Nutella u. Tarte aux Framboises et Myrtilles.
Sonne und Wolken haben sich abgewechselt, aber im Süden sieht man die Wolken, die uns zwar einholen, aber unsere Unterkunft in Puzzy erreichen wir noch ziemlich trocken.
Heute sind wir die einzigen Gäste, da Madame und Monsieur Bellacha heute Abend Freunde besuchen.
Dem Essen tut der Umstand keinen Abbruch, denn die Hähnchenkeulen im Speckwickel lassen einem die Geschmacksknospen zerplatzen. Wir wissen schon, warum wir hier so gerne übernachten.
Leider fallen die deutsch-französischen Gespräche heute etwas knapper aus, aber das wollen wir dann morgen beim Frühstück nachholen.
Den weiteren Weg zum Lac de Roselande (der hier noch fehlt) gibt's dann morgen oder so.
Falls Sabine den nicht noch einflickt.
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