Biene kommt wohl frühestens am 30.08 heim, hoffentlich kommt da nicht noch der Pilotenstreik dazwischen.
Wir machen uns gemütlich zum Aufbruch bereit. Lutz gibt einem jungen Ösi noch Tipps, wie man ohne Hauptständer an der African Twin durchs Leben kommt. Der arme Junge setzt im unwegsamen Gelände immer damit auf. Der Junge ist fasziniert von meiner gepackten Nixe, mit wie wenig man (frau) doch durch Albanien kommt. Er musste uns unbedingt fotografieren ....im nächsten Leben schwört er bestimmt einer gewissen Motorradüberlebenstechnikfirma
Der alte Chef unseres Hotels freut sich tierisch über mein genuscheltes " mirupafshim" das Hotel kann man wirklich nur empfehlen. Wir fahren durch wunderschöne Regionen, nach den ersten Kilometern will ich schon wieder anhalten und fotografieren. Nach der Bergumrundung präsentiert sich ein weitläufiges Tal mit einem kleinen Stausee. Ok, wir halten und ich darf Bilder machen. Hinter dem nächsten Berg kommt dann der nächste fotografierwürdige Anblick ...ein enges Tal über Jahrhunderte vom Fluss in die Natur geschnitten. Mein Goldstück hält an, damit ich den Anblick für Biene und Volker konservieren kann.
Die Straße schlängelt sich am Hang entlang , mal enger und kurviger,mal geringfügig breiter. Zeitweise wird aus dem Einschnitt ein kleiner Canyon, cool. An der Stelle fahrt man am Besten hinter einem jungen albanischen suizidgefährdeten Autofahrer hinterher. Erstens kennt der jedes Schlagloch und jede Verwerfung der Strecke und er weiß, vor welcher Kurve man unbedingt hupen muss.
Wir kommen wieder um einen Berg....die Straße geht nach unten und ganz unten ist eine alte Steinbrücke, die auf die andere Seite führt. Je weiter man nach unten fährt, umso schlechter ist das Panorama....Lutz schaut mich an und kann in meinem Gesicht lesen ;-) ja, er wendet, fährt hoch und fotografiert für mich. Ich glaube, er hat mir das gestrige Schotterabenteuer verziehen.
In Lezhe biegen wir ab und fahren die Dörfer entlang. Die Straße hat gute Abschnitte, aber auch die für Albanien erforderlichen Schlaglöcher, Asphaltverwerfungen und Fahrbahnrandabsenkungen. Wir biegen ab, nein, nicht auf Schotter und auch nicht auf die Autobahn. Es gibt noch eine Alternative, ganz konventionell über die Dörfer. Im Dorf fährt man ja bekanntlich etwas langsamer (5 km/h weniger) und beobachtet dabei das Dorfleben, z.B. eine Trauergesellschaft. Also ganz einfach,der Mann trägt lange Hose und Hemd oder T-Shirt ...Farbe egal. Die Frau von 20 - 50 trägt schwarz und nur schwarz tutto kompletto, ausgenommen nur das Taschentuch das Jede(!) demonstrativ in der Hand hält. Und alle Alten tragen Schwarz/ weiße Tracht. Ganz einfach, oder?
Irgendwie sehen wir nicht mehr so vertrauenswürdig aus, der Tankwart fragt uns, ob wir denn cash zahlen können, als wir ihm signalisieren, zweimal volltanken, bitte. Als wenn in unsere Mopeds 150 l rein gingen.
Für gestern bleibt noch nachzutragen, dass es im Nordosten ein geniales Bewässerungssystem gibt, das bestimmt schon seit Jahrhunderten so mit den kleinen Kanälen funtioniert. Rechts und links der Straße sind volle kleine Kanäle.
Tag 3 - wir verabschieden uns von Biene ....(für heute vermutlich das letzte mal Internet)...und von dem Pärchen aus Essen und fahren zum letzten mal durch Shkoder. Heute morgen ist in der Stadt wieder viel mehr los als gestern Nachmittag, da war ja geradezu "tote Hose". In der Ebene, die wir danach durchfahren, wird viel gebaut, ist ja auch schon ne coole Gegend hier am See. Es erinnert mich irgendwie an ein deutsches Neubaugebiet. Nur dass hier die Grundstücke größer sind.
Tag 4 Blagaj und Mostar. Ha, ich hab Lutz zu einem Besuch in Mostar überreden können. (Städte im Hochsommer mit Motorradklamotten zu Fuß zu erkunden? Wie blöd ist das denn? Später erzählt uns ein Einwohner, dass Mostar die heißeste Stadt des Balkans sei. Es können im Sommer schon mal 45-47° werden.)
Tag 5 Heute morgen hat uns unsere nette Wirtin noch für den morgigen Tag Regen angedroht. Als wir wieder in den Bergen von einem Dorf zum anderen trödeln, ziehen die ersten Wolken seit 10 Tagen auf. Aber es bleibt heute trocken.
Man findet aber auch albanische Besonderheiten ....zB: Balkone im Dachgiebel da wo garantiert kein Mensch mehr stehen kann, gibt auch kein Fenster geschweige denn eine Tür. Aber der Nachbar hat " geringfügig" höher gebaut, und der hat da auch noch einem Balkon.......
Wir biegen kurze Zeit später ab nach Theti....hmmmm das riecht hier toll. Rechts und links lange Felder mit Lavendel ? Rosmarin....Kräuter halt, welche kann ich duftmäßig nicht eruieren. Gegen Ende der Ebene kommt auf der rechten Seite ein großer flacher " Kompleksi" mit mannshohen Mauern ...ich habe darin einen Firmenneubau gesehen, bißchen abgeschirmt, aber Lutz sieht in dem noch nicht ganz fertigen Bau einen Knast. Danach geht's etwas kurviger weiter und schon wieder ein neuer Duft...diesmal wie das Tannenkiefernfichtennadelschaumbad aus meiner Kindheit. Die sehr gut asphaltierte Straße - entgegen albanischer Gepflogenheit nur geschätzte 20 Schlaglöcher auf 25 ! Km - wird immer kurviger und schlängelt sich hoch. Zweimal wird bis Bore ein getrocknetes Flussbett gekreuzt. Und dann kommt dchon wieder so ein Schild....diesmal auf albanisch und englisch .....der Franzose wurde sagen "Route barrée" ....ab dem 18.06 von 10:00 bis 17:00 gesperrt. Müssen die gerade jetzt bauen? Wir drehen um.
Auf der Rückfahrt will ich fotografieren, wie Lutz das ausgetrocknete Flussbett überquert, und werde prompt von einem jungen tschechischen Guzzifahrer angesprochen, der mir bei meiner Panne ??? helfen will. Er findet das ja so toll ...eine Frau mit Moped allein in Albanien. Na ja, er hat dann noch lieb Konversation gemacht, bevor er weiter gefahren ist.
Lutz will noch ein letztes Mal in Albanien tanken. Der Tankwart greift zum Rüssel, was mich panisch aufschreien lässt. Nein, ich meine nicht die Aufschrift, die in deutsch "Verbleites Benzin" verspricht ..er greift zum Diesel-Rüssel. Er schaut mich an, schüttelt der Kopf und sagt: all ok. Wo Diesel dran steht, ist Benzin drin, und wo verbleites Benzin dran steht, ist Diesel drin. Pffffft.
Vor der Grenze trinken wir mit den letzten Lek nochmal Kaffee. Die zugehörige Toilette ist putzig. Damenklo mit Bidet! und blau gekachelt, dafür ist das Herrenklo rosa gekachelt.
Nach Montenegro rein hat uns dann uns dann ein gaaaaanz wichtiger Macho abgefertigt. Ich glaube, der hat unsere Pässe 3 x gescannt, aber leider nix gefunden um die Einreise zu verweigern.
Wir sind direkt ab in die schwarzen Berge ....Lutz hatte doch tatsächlich auch eine asphaltierte Bobbahn von 20 km gefunden. Zur Erklärung Bobbahn: wenn ich meiner besseren Hälfte im Abstand von max. 4 Metern folgen muss, wenn ich ihn ab und zu mal sehen will. Ansonsten ist er immer schon wieder hinter der nächsten Kurve verschwunden. Er findet das irgendwie auch nicht so prickelnd, wenn er mich nicht im Rückspiegel sieht. Hallo: ich bin nicht geplatzt, weggezaubert, geraubt oder den Abhang runter gefahren. Ich habe nur angehalten, um ein Foto zu machen!!!
Ihr merkt schon nur Kurven und das ganz viele Kilometer.
Nach Montenegro kommt Bosnien. .. Oh nein - es kommt Herzegowina. Das ist wichtig. Das ist wie mit dem Freistaat Bayern und Ostfriesland oder mit Südtirol und Italien oder sag nie einem Saarländer, er sei doch mal Franzose gewesen.....
Wir kommen über die Hochebene nach Blagaj, wieder mal ein wunderschöner Anblick. Blagaj liegt unten malerisch im Tal...wir finden auf Anhieb unser Ziel ...Navi sei Dank...ein doch etwas überlaufenes Derwischkloster. Das Kloster liegt wie angeklatscht an einer hohen Felswand und passend kommt aus einer Höhle der Fluss. Ist schon beeindruckend. Ein geschaftstüchtiger Parkeinweiser gibt uns, Derwisch sei Dank, einen Parkplatz in der Nähe. Auf den Besuch im Inneren habe ich auf Grund der Hitze und der Besuchermassen verzichtet. Es scheint aber ein Muss für Muslime zu sein.
Weiter nach Mostar, der Eindruck ist zwiespältig ...eine wirklich schöne alte Stadt mit behutsam restaurierten Bauten und daneben die alte Moschee mit Einschusslöchern, die sich auch in den Grabmalen des muslimischen Friedhofs finden lassen. Eine hochmoderne Tanke mit offenem WLAN und Café und gegenüber ein halber Altbau, man sieht noch die alte (Stein) Bauweise ...1. Stock: Ruine, Erdgeschoss : zwei moderne Firmen mit Klima an der Außenwand.
Die Altstadt wimmelt von Touris. Man muss auch das Geld sehen, das auf diese Weise in die Stadt kommt. Im "neuen" Stadtteil können wir durch beeindruckende Alleen fahren, mitten in der Stadt. danach machen wir uns wegen der Hitze ab in die herzegowinischen Berge und treffen auf Pferde, wilde Pferde nicht so feudal untergebracht wie die Lipizzaner in Slowenien, so ellenlange weiße Dallaszäune. Nein, hier werden die Pferde in mit Steinen ummauerten Paddocks untergebracht. Ansonsten leben sie auch völlig ungezwungen.
Wir sind richtig schön durch die Berge getrödelt, weil wir das so wollten. Dabei konnten wir kilomerweit die Kunst der Trockenmauern bewundern. Die Jungs aufm Balkan müssen dafür die Ruhe weg haben.
Wir sind dann auf der Route auch mal durch ein Industriegebiet getrödelt, weil das Navi das so wollte.
Die Grenze nach Kroatien war völlig easy,.... weil nix los. Kurz nach dem Grenzübergang sind wir querfeldein und wurden prompt von der Polizei angehalten ...Lutz hatte wohl einen alten Schmugglerpfad aufgetan.
Die Suche nach einer Unterkunft war relativ schnell beendet. ...Luxus pur für kleine Euros und mal wieder beeindruckend liebe Leute.
Wir haben ein ganz anderes Problem ...in Vrgorac war eine Tanke, da hatten wir erst 95 km auf der Uhr. Dann kam 156 km keine weitere Tankstelle ..upps, bei 215 hat Lutz und bei 226 habe ich auf Reserve geschaltet. Und es ist Sonntag, auch in Kroatien. Ja, wir hätten einfach aus den Bergen an die Küste fahren können, aber das Navi hat uns immer wieder eine Tanke in den Bergen vorgegaukelt. Hat aber noch geklappt - Lutz musste den 2 Liter Reservekanister nicht ausgraben. Die Fahrt von Ploce an den Peckura-See war mal wieder sehr kurvenreich.
Eins hab ich aber nicht verstanden...wieso sind 200 m in der Innenstadt mit Motorradklamotten zu Fuß laufen unendlich weit bzw. nicht machbar für den Mann? Aber 8.1 km Schotterpiste nur ein ganz kurzes Stück? Ich bin halt ne Frau.....
Wir haben in Gajak direkt am See ein heimeliges Appartementi in Fledermausbesitz gefunden und uns mit Salami, Brot, Wein und Tomaten zum Abendessen eingedeckt.
Morgen werden wir endlich wieder mit Volker vereint. Wir freuen uns schon sehr.