Heute will ich mal berichten, wie ein paar kleine stecknadelkopfgroße Dellen eine schwer zu kontrollierenden Diva all ihrer Allüren berauben.
Um was/wen geht es eigentlich?
Vor ein paar Jahren hatte ich mir neben einer Montesa 4Ride auch noch eine Cota 4RT des gleichen Herstellers zugelegt.
Die 4Ride zum Endurowandern und die Cota, da ich gefallen am Trial fahren gefunden hatte.
Die Basis ist bei beiden Motorrädern annähern die gleiche und Motor und Kupplung gar identisch.
Leider fahren sich beide Kupplungen nicht identisch. Während die 4Ride egal mit welchem Öl anspruchslos ihren Dienst versieht, lies sich die Cota schon nach dem ersten Ölwechsel (Castrol MTX 75W-140) nur geräuschvoll und hart schalten.
Kaum 3 Betriebsstunden später folgte dem teuren vollsynthetischen Öl eine Billigvariante, die -oh Wunder- auch nicht besser funktionierte. Kalt trennte die Kupplung nach dem Motorstart nun gar nicht mehr richtig, was dann aber nach wenigen Minuten einem bockigen Ansprechen wich.
Abhilfe schaffte nur das teure und nicht so leicht zu bekommende elf HTX 740 Getriebeöl.
Trotz des teuren Schmiermittels blieb der Druckpunkt im Vergleich zur 4Ride immer noch bockig direkt, was einem bei Lenkervolleinschlag und Schritttempo immer wieder mal aus der Bahn schoss. Kann ja sein, dass Profis die Kupplung so brauchen. Für mich ging es aber gar nicht und die 4Ride machte ja vor, dass es auch anders gehen kann.
Ich war schon so genervt, dass ich darüber nachdachte mir nochmal einen Knalltakter zusätzlich in die Garage zu stellen und die Cota nur noch zum Wandern zu nutzen.
Aber dann gab es die perforierten Kupplungsscheiben plötzlich wieder. Die Idee ist, dass in den Vertiefungen der Stahlscheiben mehr Öl hängen bleibt und die Kupplung daher weicher arbeitet.
Hier sieht man rechts die Tunigscheibe und links das Original.
Mit den Scheiben hatten einige schon bei der cota 315 gute Erfahrungen gesammelt. Also warum nicht schnell mal 35€ investieren und das austesten.
KIVO lieferte innerhalb 3 Tagen. Was da kam sah erstmal nicht sehr liebevoll gefertigt aus. Die Scheiben habe scharfe Grate auf einer Seite, sind aber plan und gerade. Die von Honda sehen da schon wertiger aus, aber funktionierten halt nicht sehr schön.
Auf geht’s. Zuerst mal das alte Öl ablassen und auffangen, das kommt für die ersten beiden Betriebsstunden mit maximalem Abrieb nämlich wieder rein.
Dann den Gehäusedeckel ab. Der Abbau der Kupplungsleitung ist hierfür nicht notwendig. Es genügt den Deckel nach Demontage einfach nach vorne oben zu binden.
Nun die Kupplungsfedern ausbauen und das Drucklager abbauen. Sieht alles etwas anders aus, als bei meinen anderen Motorrädern, aber letztlich keine Raketentechnik.
Und dann stehen wir vor dem eigentlichen Problem. Die zentrale Schraube der Kupplungsglocke. Das original Abdrehwerkzeug hab ich natürlich nicht und die Kralle mit der ich das sonst schon mal mache passt nicht.
Gut eine Stunde probiere ich verschiedene Dinge vor mich hin, bis ich dann den Schlagschrauber nehme und mit kleinem Drehmoment mal anteste. Siehe da, es funzt auf Anhieb.
Die Hürde ist genommen und schnell werden die Stahlscheiben getauscht. Der Deckel ist übrigens mit einem Gummiring gedichtet. Eine tolle saubere Sache, ohne Dichtungsreste usw.
Schnell nochmal kontrolliert, ob die Papierreibscheiben auch innen und außen und in der Mitte nur Sinterscheiben sitzen. Nochmal den Schlagschrauber nutzen und fertig für die Federn und die Druckscheibe.
Schätze mal, der nächste Kupplungswechsel geht unter einer Stunde.
Mit dem gebrauchten HTX Öl ist die Kupplung in der Tat nicht wieder zu erkennen. Die geht jetzt wirklich smooth, lässt sich gut über einen weiten Bereich dosieren. Ausreichend zupacken tut sie wohl auch, dass werde ich am WE mal testen können.
Das hat sich echt geloht und ich ärgere mich, dass ich so lange gewartet habe, bzw. das es die Scheiben so lange nicht zu kaufen gab.
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