Montag, 6. April 2020

Montieren ohne zu kapitulieren

Das Wochenende steht mit bester Wetterprognose vor der Tür und...
ich stehe noch immer in der Werkstatt.
Der erste Fahrversuch war schon recht erfolgreich,

aber ich seh da noch mächtig Potential zur Verbesserung und das nicht nur bei dem etwas unschön hoch platzierten Tacho,


sondern auch in technischer Hinsicht. Die Bremse hinten ist völlig stumpf, da sind wohl die Beläge verglast und vorne muss ich mal sehen, ob da vielleicht etwas Luft im System gefangen ist.
Die Vergaser scheinen sich wieder frei zu arbeiten und alleine auf den ersten 30 km durfte ich das Standgas 4 mal nach unten korrigieren. Hat wohl doch länger gestanden, die gute W. Vermutlich an die 8 Jahre, denn der Pirelli vorne ist schon 9 Jahre alt.

Also wird das wohl eher ein langer Abend, denn der hohe Kawasaki-Lenker soll bei der Gelegenheit auch noch weichen.
An dem Ding scheiden sich bei mir seit 20 Jahren die Geister. Manchmal finde ich den Lenker richtig gut und zu einem geschwungenen Klassiker kann der auch ganz toll ins Gesamtkonzept passen. Meiner Einer aber findet mit dem Ding einfach keine dauerhaft optimale Sitzposition und manchmal mag ich das Gehörn auch einfach nicht sehen.

Die Auswahl in der Restekiste ist ja recht groß.



Von denen wurde es dann aber keiner, wär ja auch zu einfach gewesen. Ich entscheide mich für das Modell, das gerade auf der Enfield verbaut ist.
Doppelte Arbeit, aber was soll man in Zeiten Coronas so Freitag Nacht (Disse ist zu) auch anderes treiben?
Vorab schon bestellt hatte ich mir die Hülsen, um 22 mm Lenker in der zölligen Aufnahme der Gabelbrücke zu fixen.
Dummerweise waren im Beutel nur die 4 Schalen für die Aufnahme in der Gabelbrücke und nicht noch 4 weitere für die Hebelarmaturen, die völlig sinnbefreit nämlich auch ein Zoll stark sind. Grrrr



Na, erstmal den Griffgummi, der nun rund 18 Jahre auf dem Lenker sitzt, mit etwas WD40 runter würgen.


Danach beginnt dann wieder das große Kotzen. Scheinbar wurde schon mal ein anderer Lenker montiert. Beim Rückbau wurde dann eine Klemmschale übersehen. Im Ergebnis ist die Schale etwas geweitet, aber zum Glück nicht gerissen.


Die Armaturen haben zusammen 4 Schrauben und diese W hat als Sonderaustattung 4 verschiedene. Bis auf eine erreichen sogar alle ihr Ziel-Gewinde mit mehr als einer Windung.



Es kostet mich 20 Minuten, bis ich vier passende Schrauben in meiner Restekiste gefunden habe.
Auch das geht vorbei und ich endlich ins Bett.

Samstag geht es dann schon recht früh wieder in die Werkstatt.  Der Lenker wird montiert und ich finde noch den optimalen Verlegepfad für Gas- und Kupplungszug.
Es ist wie so oft, den einfachen Weg zur Problemlösung erkennt man bei einem ruhigen Blick aufs Objekt und einem starken Kaffee.


Umdrehen du musst....... umdrehen du musst.
Ja, verdammt, so einfach!  Den Tachohalter einfach upside down einbauen.
Damit das funzt, müssen zuerst die Nasen am Tacho abgeknipst werden. Diese sorgen eigentlich dafür, dass man den Halter gerade nicht drehen kann. Egal, ich will es so.
Und es funzt.


Noch nicht optimal, aber es muss ja auch nur bleiben, bis mir ein kleiner Tacho über den Weg läuft, der taugt. Der Lenker wird auch nochmal flacher, aber auch da lass ich mich nicht hetzen.

Dann hatte ich Sabine noch versprochen, die rappelige alte Rückleuchte zu ersetzen. Das hat auch nochmal ne halbe Stunde gedauert, da ich bei der Gelegenheit noch ein paar konstruktive Schwächen und die mistigen alten Stecker ausgeräumt habe.


Die Leuchte ist klasse, wer die übersieht, ist blind.

Und dann ging es endlich auf die Piste.
Die Sonne lacht,
Sabine lacht, mein Herz lacht.


Ein schöner Tag geht nach 250 km viel zu schnell zu Ende.

Jetzt freu ich mich drauf, die Sitzbank umzupolstern und dann geht es mit dem Tank weiter.


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