Samstag, 9. November 2013
Drei Wochen im Autember
6300 km von der Mosel bis ans Ende der Kaparten
Vorweggesagt, war die Reise nach Rumänien eine ziemlich Enttäuschung!!!
Miserabelste Infrastruktur, vagabundierende Hunderudel, schlechte Grundversorgung, nach unseren Maßstäben abgründige Unterkünfte, grenzwertiges Nahrungsmittelversorgung, ständiges Betteln, Sanitäre Einrichtungen mit Würgreizgarantie, Diebstähle und Korruption vom Grenzposten an……….
von all diesen abenteuerlichen Dingen haben wir nur sehr wenig gesehen oder erlebt.
Dieser Reisebericht wird daher mehr von den netten, freundlichen, und hilfsbereiten Menschen erzählen und zeigen wie man sich auch mit einer 250er und 49 Liter Gepäck durch die vielen großen und kleinen Abenteuer einer solch langen Reise hangeln kann.
Eigentlich war es von vornherein eine ziemliche Schnapsidee und ich weiß auch schon gar nicht mehr welche Bierlaune uns dazu getrieben hat, diesen langen Weg zu bestreiten. Jedenfalls kann ich mich noch gut an die Tage nach diesem denkwürdigen Abend, an dem Sabine, Helga, Lutz und ich beschlossen hatten diese Reise anzugehen, erinnern.
Da war z.B. die erste Abschätzung der Strecke durch die Gebirge bis zum Schwarzen Meer, die mir mit respekteinflößenden 6.800km ein mächtig flaues Gefühl im Magen bescherte. Dazu kam, dass die Reise mindestens 3 Wochen in Anspruch nehmen würde. Allein die üblichen Mengen an Ausrüstung und Bekleidung würden eines Service-LKW nötig machen.
Aber es waren ja noch gut 9-10 Monate bis dahin und insgeheim ertappt man sich dabei,
wie man sich einen Plan zurecht legt, wie man möglichst sozialverträglich aus der Nummer wieder herauskommen könnte. Aber die Mädels kannten kein Pardon und so nahm das Projekt langsam Formen bzw. Deformierungen an.
Mit Blick auf das Alter meiner treuen 650er SLR (siehe Sardinen) und den zu erwartenden Gepäckmengen, wurde die Reise für die Vierzylinder ausgeplant. Noch schnell zwei Sätze des guten alten Michelin Pilot Road I (der Reifen schlechthin, wenn man nicht genau weiß was einen erwartet) bestellt und schon mal dies und das aus dem Fundus hervorgekramt.
Doch zwei Monate vor dem Abfahrttermin, kurz nach meiner Offroad-Alpentour) sorgten zwei degenerierte Bandscheiben, eine abgerissene Achillessehne und eine angerissene Schultersehne für reichlich Ärger.
In meinem Falle führte das dazu, dass ein 300kg Motorrad nicht in Frage kam. Sabine witterte eh schon lange die Chance endlich ihre neue 250er Enduro auf große Fahrt zu führen und als dann Honda die CRF für 4000€ verschleuderte, reifte in mir eine, für einen leistungsverliebten Fahrer, geradezu verwegener Plan.
Keine zwei Tage später standen zwei CRF 250L in der Garage und die Frage im Raum,
wie um alles in der Welt bekomme ich da Gepäck für drei Wochen drauf und wie verkaufen wir Helga und Lutz, dass längere Autobahnpassagen auf den Transferstrecken ab heute gestrichen sind.
Tag 0
Etappe: Wohnzimmer –Garage- Ausfahrt (RLP) 0,1 km
Ausfälle: ca. 20 kg Gepäck, das zu hause bleiben muss
Beschreibung: Ausgeglichene Tour mit kurzen aber sehr steilen Anstiegen (Kellertreppe)
Da liegen nun also das verblieben Bündel Habseligkeiten, die gerade noch so in den Packsack passen, dass auch das Thermofutter der Jacken und Hosen dazu gestopft werden kann. Denn das sollte nötig sein, denn in Rumänien ist es Heiß und bis mitte September herrscht eine strenge Dürreperiode.
So der Plan……….
und ich kanns und möchte es schonmal vorweg nehmen, die Futter waren eher selten in der Tasche. Noch seltener war nur die Nässeschutzmembrane eingepackt .
Es nahte der große Moment der CRF Erstbepackung und das klappte viel besser als erwartet.
Mit ca. 12kg noch recht ziviel ausgefallen, machte sich das Gewicht auf dem Heck hoch thronend während der Fahrt deutlich weniger negativ bemerkbar als erwartet und auch der kleine Tankrucksack trübte allenfalls im Stehen auf den Rasten das Fahrvergnügen etwas.
Für eine 25oer ist es eben doch ein sehr erwachsenes Motorrad.
Tag 1
Etappe: Löf-Franzensbad (CZ) 483 km
Ausfälle: Tachowelle Zephyr, Startprobleme
Beschreibung: Lange und recht unspektakuläre Verbindungsetappe durch bekannte Regionen die selbst im WesterWald bereits ein Mensch gesehen hat.
So ging es dann für uns Drei (Sabine, Volker und den Mutbär)
am 17.08.2013 noch ohne Frühstück von der sonnigen Untermosel in den kühlen Westerwald hinauf. Ein guter Zeitpunkt um unser neues Topinvestment (NAVI) ausgiebigen Tests zu unterziehen.
Als Treffpunkt hatten wir gegen acht / halb das BurgerKing in Heiligenroth auserkoren.
So der erste Plan, der schon gleich daran scheiterte, dass alle Lokalitäten dort oben im Wald erst nach neun Uhr Mittelwesterwälder Zeit öffnen. Wir sind tatsächlich bis auf die Autobahnraststätte zurück geeiert um diese fürstliche Mahl zum sagehaften Sondertarif von 16€ ++ einzunehmen.
Aber ich wills gleich vorwegnehmen, es sollte das teuerste aber auch wenns lecker war das zweitschlechteste Frühstück dieser Reise werden. Und somit ist es schon fast ein Qualitätsprädikat für das, wass wir noch vor uns hatten.
Nachdem Michaele (sie wollte uns nur ein kleines Stück begleiten), Helga und Lutz eingetroffen waren gings dann quer durch den Vogelsberg in und an der Rhön vorbei in den Thüringer Wald. Pünktlich vor HiBu trennte sich Helgas 100 000 km Zephyr dann zwanglos von ihrer Tachowelle, was einen Besuch bei Bruno (befreundeter KAWA-Händler und stets hilfsbereiter Genosse) notwendig erscheinen ließ. Und wieder passte das Timing perfekt, denn Gabi und Bruno waren obwohl erst Samstagnachmittag war nicht mehr in Ihrem Laden. Servicewüste sag ich nur. :-)
Den Wunsch der Mädels, zum Kuchen ins http://www.cafe-otto.de/ (beste Konditorei im ganzen wilden Osten) zu fahren fand ich ebenso verlockend wie von den zusätzlichen km her gänzlich abwegig. Man muss auch mal nein sagen können. Und so erreichten wir nach einem kulinarischen Stopp in Sonneberg unsere Unterkünfte im zarten rot der langsam versinkenden Sonne.
Vorher hatte ich noch reichlich Spaß mit dem Tschechischen Geldautomaten, der nach der in bestem Deutsch formulierten Frage nach der gewünschten Sprache ohne Umschweife meine linguistischen Wünsche ignorierte und lustig wilde für mich unverständliche tschechiche Auswahlmenüs anbot. Nach 4 Versuchen (try and error, wobei jedes Mal die Karte wieder ausgeworfen wurde) hatte ich es dann bis zur PIN geschafft und zwischen mir und meinen ersten Kronen stand eigentlich nur noch der Polizeiwagen, der mittlerweile hinter mir Platz gefunden hatte.
Es zeigte sich, dass die Beiden etwas barsch auftretenden Ordnungshüter vom Schlage -ich hab dank der Uniform endlich mal was zu melden- aber nur an unseren falsch parkenden Motorrädern interessiert waren, denn schließlich sind wir in einer Kurstadt, da kann mann nicht eben mal auf dem Bürgersteig anhalten, auch wenn der 20 Meter breit ist. Nachdem wir den Beiden ein wenig Beachtung geschenkt hatten, war dann auch alles wieder gut und wir durften endlich zum Essen.
Zu Franzensbad muss ich noch ein paar Worte loswerden.
Der alte Kurort ist wirklich eine Augenweide. Er ist leicht und schnell zu erreichen und ein idealer Eingang zum deutsch-tschechichen Grenzgebirge. Das Essen ist gut und Unterkünfte gibt es in verschiedenen Preisklas ab 30€ aufwärts reichlich. Leider ist er aber auch ein etwas altbackener Urlaubsort und man ist mit 39 Lenzen (oder en wenig mehr), von einigen mitgeschleppten Enkeln und Urenkeln abgesehen, der Jüngste in der Disco. Gut das störte uns nach rund 500km Landstraße nun weniger, aber an sommerlichen Wochenenden ist eine Zimmerreservierung absolut ratsam, da der Ort schnell ausgebucht ist.
Tag 2
Etappe: Franzensbad-Jablonne(CZ) 326 km
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