Montag, 27. Juni 2016

Tief in die Erde hinein Teil1

26. 25.

Es ist Sonntagmorgen und ich sitze auf der Terrasse und blicke noch etwas verträumt auf die Sonne, die sich im angestauten Flüss spiegelt.
Es ist neun Uhr und das warme Holz unter meinen Füßen fühlt sich einfach überwältigend an. Der Wind treibt warme Luft durchs Tal und ab und an hört man einen Fisch , der sich nach einer Mücke schnappend aus dem Wasser hebt, um dann mit einem leisen "Platsch" in selbiges zurück zu gleiten. Eigentlich hätte es heute morgen regnen sollen, aber so haben mich die Sonnenstrahlen, die sich durch die Jalousie hindurch zwängten und mich an der Nase kitzelten, doch schon ganz früh in diese herrliche Stille gelockt.

Die ersten Laute kommen aus der Hütte, auch die Gefährten sind erwacht. Es riecht nach frischem Kaffee und Sabine hat die Krümel des frisch geschnittenen Brotes auf die Terrasse gestreut.
Ich nehme an, ich soll jetzt ein Brotkehlchen fangen, dabei liegt mir das Jagen und Fischen wirklich nicht sonderlich.
Aber der Reihe nach............

25.
Ja, das ist einfach nicht zu glauben, dass wir heute 30 km vor Röros mit einem Male uns unter einem 5km breiten Sonnnenloch finden. Noch besser, es gibt dort eine alte Steinbrücke, die mit ihren wildromantischen Reizen zum Verweilen einlädt. Ich schreite auf weichem Hochmoorboden zwischen den Rinnsalen hindurch und suche den optimalen Punkt für ein Erinnerungsphoto. Ich soll ihn nicht finden, denn jede Einstellung hat ihreen eigenen fast unwirklichen Reiz.

Nun ist es auch gar nicht mehr so schlimm, dass wir über die 30 angereist sind und nicht die wohl viel schönere 705 genommen haben, wie es ursprünglich mal gedacht war. Den Plan hatten wir geändert, da wir von der 30 aus über zwei Nebenstraßen übern Berg wollten. Leider sind diese beiden Passagen neuerdings mit je 75 NOK zu entlohnen, was für ein Auto mit vier Personen sicherlich ok ist. Für vier Motorräder erscheinen mir 300 NOK für 30-40 km jedoch als unangemessen viel.
Kaum haben wir Lutz wieder vom Opferstein gehievt, geht es weiter nach Röros, um eine Hütte in Stadtnähe zu finden. Die wollen wir uns nämlich unbedingt ansehen und schon mal rausfinden, wo das Bergwerk und die Hütte zu finden sind.
Dummerweise findet in der Stadt ein Kinderfußballturnier statt und da ist mächtig was los. Auf den Campingplätzen leider auch und so gelingt es uns im ersten Anlauf nicht, eine Hütte zu finden. Man empfielt uns eine Gegend an der 705, wo ich lustigerweise im "Ursprungs...so der Plan" hin wollte. Auf der Ausfallstraße entdecke ich ein handgemaltes Schild "Hytta ledig" und fahre in die Einfahrt hinaein.
Was soll ich noch sagen...........
" ich sitze auf der Terrasse und blicke noch etwas verträumt auf die Sonne, die sich im angestauten Flüss spiegelt"

Zwei tolle Tage ohne Internet

Es werden dann vermutlich doch nur Bilder aus der Mitte Rechts in Norwegen kurz vor der schwedischen Grenze.






Neulich in Dublin
















Samstag, 25. Juni 2016

Trolltias und andere Spezialitäten

24.
So richtig vorwärts sind wir heute
mal wieder nicht gekommen. Was mich auch nicht wundert, denn wie will man einem Ziel näher kommen, dass man gar nicht fokussiert hat. Unsere aktuelle Richtung ist mehr so eine diffuse Ahnung (Röros) und da es für Helgas Kette allerhöchste Eisenbahn wird, war der Weg über Trondheim eh  gesetzt.
Der Motorradspezialist, den uns der Hüttenmanager in Afjord empfohlen hatte, war nicht so einfach zu finden, denn es ist mehr so eine Hinterhofwerkstatt im Wohngebiet. Letztlich hatten wir ihn gefunden und der nette Besitzer konnte uns zwar binnen Tagesfrist nicht weiterhelfen, hat uns dann aber den da



in Trondheim empfohlen. Nun, er liegt sogar verkehrsgünstig 5 km vor Trondheim und zwar zur Fähre raus.
Apropoppo Fähre. Die ist sehr empfehlenswert, auf den letzten Drücker zu befahren, dann ist sie nämlich kostenlos. Und das kam so. Zwei Kilometer vor Anlegepunkt sehe ich die Fähre einlaufen. Enfield rechter Griff Vollanschlag bringt die Fuhre auf "wahnsinnige" Beschleunigung und schlingernd geht es bergab zum Kassenhäuschen, welches ich genau wie Grenzposten direkt ignoriere. Die Ampel springt faktisch kurz vor "bremsen geht jetzt eh nicht mehr" auf allen Spuren auf Rot und faktisch im selben Moment auf Spur eins auf grün, was eigentlich nur noch für die Nachfolger von Bedeutung ist.
Der Rampenwärter lässt das Stahlblech erst mal unten und kaum sind wir auf dem Boot, fahren wir auch schon los. Wir warten auf den Ticketmaster, aber es kommt niemand und so schleichen wir uns 25 Minuten später von der Fähre. Ohne Ticket.
 Den Kaffeestopp im Fährhafen lassen wir lieber mal ausfallen und es geht weiter zum Kettendealer.
In bestem Volkerrrrenglisch erkläre ich, was wir wollen. 520er Kette hat er. Er müsste sie kürzen sagt er und fragt, ob wir wirklich nur 102 Glieder brauchen. "It's real short, are you sure?"
"Jo I am serious and it will be very nettig if I can use your chain tool, because we are very knapp bei cash."
Netterweise rückt er tatsächlich sein Nietwerkzeug raus. Das D.I.D.-Tool hab ich noch nie used, but it will work .....I promise.
Es dauert etwas, bis das hier



happens, da die Bolzen der neuen Kette dicker sind als die der alten vom Chinamann. Lutz bastelt aus einem Stück Maschendrahtzaun eine Klammer, mit der wir die neue an die alte Kette flicken und über das Ritzel ziehen.
Nun wird genietet und weil ich das Werkzeug nicht kenne, lasse ich mir etwas Zeit. Der Norge Dealer ist nun doch etwas aufmerksamer und fragt, ob er mal einen Blick auf das Ergebnis werfen soll. Ich zeig ihm die Nietstelle und er nickt anerkennend. Wir quatschen noch ein wenig und weiter geht's.
Ach ja die goldene VXM Kette kostet 865 NOK. Das hatte ich echt deutlich teurer erwartet.
Also wenn ihr mal in Norge liegen bleibt, der hier hat in seinem Laden alles, was Ihr braucht und es wird euch geholfen.

http://www.tores.no/
TORE's
Bynesveien 101
7018 Trondheim

Ok, nun aber endlich Kaffee und ein paar Bilder für Euch. Ich bin nämlich müde und muss ins Bett.














Ach ja die Trolltias hatte ich ja fast vergessen.







Donnerstag, 23. Juni 2016

Hätte hätte Moppedkette

23.
Leser an dich binden du musst, junger En Field Van.

Och nö....


Wir verlassen die kleine Atlantikhalbinsel in Richtung Namsos. Klingt irgendwie griechisch, ist aber nicht ganz so warm dort, wobei wir uns heute eigentlich nicht beschweren können.


Trotzdem maulen schon alle in Rorvik an der Tanke. Mir ist zu warm, ich muss Pipi, sind wird bald da, Ohr zu, Nase läuft, Kette zu lange und schleift.
Alles bekannt, wegen der Kette fahren wir ja überhaupt nur in die greckonordische Metropole. Der Einzige, der Grund zum Jammern hätte, wäre ja eigentlich ich, denn meine Bremse dampft. Nach dem Spannen gestern haben wir es wohl etwas mit der Pedalwegverkürzung übertrieben, denn kaum zwei mal länger gebremst, hat sich das ganze wohl so ausgedehnt, dass sich die Bremse nun selbst hält. Erst nach Abkühlung lässt sich die Schraube vom Einsteller überhaupt lösen. Da muss man bei dem alten Geraffel echt mehr Spiel zulassen.
Es geht weiter zur Fähre und lustigerweise laufen wir faktisch gemeinsam mit ihr in den Hafen ein. Die Freude währt aber nicht allzu lange, denn die Fähre läuft noch eine kleine Insel an, die nun zuerst bedient wird. Zeit für einen Kaffee. Kaum 15 Minuten später klappt die Bugklappe wieder auf und gerade sind die Autos runter und wir auf den Moppeds drauf, da geht auch die Schranke wieder runter. Nach 5 Minuten warten geh ich mal nachsehen. Das Ding wird gerade von einem LKW aus betankt und da geht echt viel Sprit rein.
Irgendwann geht  die Schranke hoch, der Tankwagen fährt runter. Der Schulbus neben uns drauf, Schranke zu und Fähre wieder auf dem Weg zu der kleinen Insel.


Zur Frustbekämpfung hat jeder so seine eigene Strategie.
Es dauert tatsachlich eine geschlagene Stunde, bis wir etwas angenervt auf dem Ding stehen, wobei wir den schönen Weg im hohen Bogen über die obere Gangway
also da lang


nehmen durften.

Die Fähre schaukelt trotz der Größe mächtig durch den Fjord. Das macht diesmal fast allen echt Laune.

In Namsos suchen wir vergeblich eine Moppedwerkstatt. Internet, Leute fragen und TouriInfo bringen uns nicht weiter. Irgendwann haben wir keinen Elch mehr und fahren weiter.

Wir wählen die 715 nach Afjord über Osen. Bis Osen geht es durch den Wald von See zu See. Leider versäumen wir es ein paar Bilder zu machen, denn kaum entdeckt man einen schönen Punkt, ist man auch schon dran vorbei geschossen. Die 45 Km sind wirklich extrem einsam und in Osen gibt es endlich mehr als 4 Häuser an einem Fleck und dazu einen Supermarkt.
Es ist schon nach fünf, als wir genau diesen besuchen. Eigentlich hätten wir noch mindestens 60 km bis zur nächsten denkbaren Unterkunft, aber die Mädels wollen bezüglich der anstehenden Nahrungsaufnahme auf Nummer sicher gehen. Wer weiß, ob das hier nicht genau so einsam weiter geht.
Die 715 entwickelt sich nach Osen - es geht wieder hinab zum Meer - zur echten Traumstraße.




Auch wenn es schon auf sieben zugeht, halten wir einige Male, um diese herzergreifenden Ausblicke tief in uns zu verewigen.





Wir erreichen den Campingplatz in Ames kurz nach sieben mit der frisch gewonnenen Erkenntnis, dass hier noch alle Läden bis 23 Uhr auf haben und die Mädels vergessen haben, Brot zu kaufen. Na, das passt ja mindestens eben so perfekt, wie der Umstand, dass es noch genügend große Hütten für kleines Geld zu mieten gibt, der Vermieter die Schlüssel aber nicht findet und uns dann die Luxushütte für den gleichen Preis überlässt.

Norwegen und ich
werden langsam dicke Freunde.


Muss gerade über diesen Spruch über die Lofoten nachdenken, da ich mir vor der weiteren Streckenplanung mal die Großwetterlage angesehen habe.
Es heißt da im Reiseführer so schön
"Wenn du auf den Lofoten schlechtes Wetter hast, dann liegt es daran, dass du zu kurz da bist und daher die Insel mit dir hadert"
Eine schöne Umschreibung für die Tatsache, dass sich das schlechte zum guten Wetter so ungefähr vier zu eins verhält.

Ja, und über die Kreissäge an der Enfieldfront mach ich mir auch langsam Gedanken.




Mittwoch, 22. Juni 2016

Angekettet

22.
Der erste Defekt bahnt sich an und natürlich
ist er an der Enfield  nicht zu finden.
Aber der Reihe nach.
Schon vor der Abfahrt viel mir gestern Morgen die ziemlich weit durchhängende Kette an Helgas Mopped auf. Im Laufe des Tages hat sich das faule Ding dann auch nicht selbst wieder gespannt, sondern obendrauf Helga mit Laufgeräuschen genervt.
Diagnose Psychose........
viel aus, denn die  Kette hatte wirklich schon ein paar derart grauslig ausgesteifte Glieder, dass sie sogar nach dem Spannen auf dem hinteren Kettenrad um satte 3 mm abhob. Also ohne zu ziehen versteht sich.
Da wir uns, für norwegische Verhältnisse, gerade in der Zivilisation befinden, werden wir versuchen bis Trondheim (morgen oder übermorgen) Ersatz zu finden.
Das Ding würde sicher noch 3000 km halten, aber was wenn nicht und wir im Never Never Land  des Gundbransdalen irgendwo zwischen Lillehammer und dem Packeis liegen bleiben.

Bei genauerer Betrachtung am Ende des Tages, zeigen aber alle Ketten, dass die Wasserschlacht der letzten Tage nicht spurlos an ihnen vorbei ging. Auch die Schotter-/Basaltpisten setzen der offenen Kette der Enfield jetzt mächtig zu.
Ich denke sie wird halten, muss sie auch denn so ein komisches Maß werden wir hier wohl nicht bekommen.

Wir haben das gute Wetter heute genutzt mal über die Inseln zu hoppeln. Zumindest die asphaltierten Hauptwege sind ja in den Karten eingezeichnet und wo sie aufhören gabelt sich der Weg in viele kleine Wege, die über Schotter oder Wiese ans Meer führen.
Es gibt sehr viel zu entdecken, für den dem die Zeit dazu geschenkt wird.


Ich mag die Sprache echt gerne.

Die Bilder gleichen sich, sind aber immer wieder herzergreifend schön. Ein herrlicher Tag zum ausspannen und durchatmen.




Auf dem Boden leben ziemlich bizarre Insekten.



Boote wurden uns auch angeboten, aber irgendwie schien mir das hier nicht wirklich so eine Occasion zu sein.


Und morgen erzähle ich euch, wie man die Marsh-Mallow Rohmasse anbaut und erntet.


 .... und über das Meer nach USA verschifft.