Samstag, 30. November 2013

Tag 11 gefangen in Targu Mures

Tag 11
Etappe: Bistrita -Targu Mures- Sibiu (Herrmannstadt) (292km)
Beschreibung: Abwechslungsreiche Etappe über Stock und Stein und Asphalt ohne Halt. Die Etappe ist der Beweis, dass man auch ohne hohe Berge kurvige Straßen bauen kann.



Der Tag beginnt mit dem üblichen morgendlichen Regen, der sich aber schon zum Frühstück hin verflüchtigt und da wir gestern Abend ja wirklich wieder alles, was es gab, aufgegessen hatten, bin ich auch guter Dinge, dass es trocken bleiben wird.
Unser heutiges Ziel ist Sibiu. Die Etappe hatten wir beim Abendessen vorgeplant und auch schon das Hotel gebucht. Es wird nämlich eine recht lange Tour, in deren Verlauf wir uns auch trennen werden, da Helga und Lutz noch Besuche zu machen haben und wir noch etwas tiefer in den Dreck wollen.

Am frühen Mittag erreichen wir Targu Mures. Die Stadt zweigt sich als die bisher belebteste und imposanteste rumänische Stadt und der Straßenverkehr läuft dank Komplettverampelung überwiegend anarchiebefreit.



Doch wie der Teufel es will, trennt genau eine solche Lichtzeichenanlage unsere kleine Gruppe und ich nutze die Gelegenheit, mich in der Mitte des Ringverkehrs unübersehbar so zu positionieren, dass ich den Rest der Truppe einfangen kann und zugleich ein paar Bilder der tollen Bausubstanz machen kann.


Der Rest der Truppe hingegen nutzt die Gelegenheit, sich durch Vorbeifahren zwanglos vom Tourguide zu verabschieden.
Mit noch in fassungslosem Blick versteinerter Miene bleibt dem Rest meines Körpers keine Zeit zu verharren. Wenn ich die hier verliere, sehe ich sie vielleicht nie wieder. Ich wende in der Einbahnstraße über die flache Fußgängertreppe und ordne mich geräuschoptimiert in den laufenden Verkehr ein. Drei Ampeln weiter erkenne ich Lutzens gelben Helm und dass sich der Gasgriff viel besser bedienen lässt, wenn ich endlich die Cam wieder in die Jackentasche stecke.
Ab jetzt fließt der Verkehr viereinhalbspurig. Ein letztes beherztes Ignorieren der roten Ampel und schon ziehe ich an Helga vorbei, die mir genau so freudig wie überrascht zuwinkt. Auch Sabine scheint dann doch ganz froh, mich wieder vor sich zu sehen. Wir drehen bei und fahren zurück zu den kleinen Lokalen, die ich vor dem Gebäude hier




entdeckt hatte. Es ist Zeit für Kaffee und durchatmen.

 Das Lokal entpuppt sich als Dönerbude, was uns aber sehr entgegen kommt. Es erleichtert das Bestellen doch deutlich, wenn man die Speisen kennt.
Soooo der Plan......
Es war dann doch etwas aufwändiger, aber nichts, was man nicht durch Beharrlichkeit und mit dem Finger drauf zeigen hätte regeln können.
Derb war jedoch die Nummer mit der Toilette. Ihr wisst ja, die sind furchtbar dreckig in Rumänien.
Ja, stimmte leider auch nicht. Die hier war sauber aber abgelegen in einer seitlichen Katakombe nur etwas schwer zu finden. Ein Schild hing an der Tür, das vermutlich auf die Gebührenpflicht für Nichtkunden hinwies. Sooo mein Gedanke.
Etwas unlustig wurde die Sache, als ich merkte, dass der Schnapper defekt war und sich von innen nicht mehr öffnen ließ. Und das bei meiner Klaustrophobie.
Unruhig wurde ich, als ich merkte, dass ich mein Handy auf dem Tisch hatte liegen lassen. Es könnte also dauern, bis ich aus diesem Loch wieder raus komme.
Panisch hingegen wurde ich erst, als ich merkte, dass hier nur rumänische Frauenzeitungen oder die Ru Ausgabe der Bunten zum Lesen lagen.
Wild gegen die Tür hämmernd wurde ich von einer Küchenfrau befreit, die mich vermutlich gesehen hatte, als ich zur Toilette ging und  sich einen Spaß draus gemacht hatte, mich da etwas zappeln zu lassen.


Während des Genusses der pappsüßen Nachspeisen, beobachte ich, wie die Polizei die Straße teilweise absperrt. Ich ahne noch nicht, dass wir in wenigen Minuten Teil dieses verschärften Verkehrschaos werden würden.
Der Weg führt uns durch fast unberührte Teile Siebenbürgens






an die Große Kokel.
Ja nee, heißt echt so.
Die Strecke ist deutlich abwechslungsreicher als die Bilder zeigen. Führt an Flussläufen vorbei und auch schon mal durch den Wald.
Wir trennen uns unterwegs, denn Sabine und ich wollen nach Sighisoara, während Helga und Lutz nach Medias abzweigen.

Auf dem Weg begegnen wir diesem Abschleppwagen. Leider hab ich das Gefährt während der Fahrt nicht optimal erwischt, aber der Wagen stand nur bis zur B Säule auf der Pritsche.
Rumänen-Abenteuer Pur.

Schäßburg selbst zeigt sich dann recht rummelig. Die Stadt hat mit Ihrem mittelalterlichen Flair echt was zu bieten und trägt den Status als Weltkulturerbe zurecht. Für uns wars an diesem Tag aber nicht das Richtige und so suchen wir uns einen schönen Platz gegenüber auf einem Berg, um das Treiben aus der Ferne zu bewundern.





Dabei wurden wir auf diese Topimmobilie aufmerksam.
Leider war die Baugenehmigung für den Pool noch nicht durch, sonst hätten wir zugeschlagen.


Wir ziehen weiter nach Agnita, um Lutz und Helga abzufangen. Dabei queren wir eine der ärmsten Regionen unseres bisherigen Weges. Eigentlich wollen wir nochmal einkehren, aber hier gibt es ausser Landschaft und ab und an einem kleinen Supermarkt gar nichts. Vor den Märkten stehen Landarbeiter, die sich betrinken. Der Regen kommt zurück wir halten kurz an einer Einfahrt, aus der geschwindt zwei Kinderköpfe zum Vorschein kommen. Wir schenken ihnen ein paar Süßigkeiten und ich blicke in erstaunlich dankbare Augen eines kleinen blondgelockten Engels.




In Agnita finden wir diese völlig brachliegende Feste und eine Baustelle, die die ganze Straße erfasst. Die Umleitung erscheint uns bei dem aufkommenden Regen als keine echte Alternative und so holpern wir 2 km über den eigentlich nicht vorhandenen Bürgersteig.

Wie vermutet werden Helga und Lutz sich nicht so einfach bei Ihren Gastgebern davonstehlen können, ohne den halben Vorratskeller durchgekostet zu haben und wir beschließen, nach Herrmannstadt durchzubrummen.
Dank NAVI finden wir das Hotel am Ende der Fußgängerzone auch direkt (also wir sehen es). Einen fahrbaren Weg dorthin zu finden, soll uns aber noch eine Weile beschäftigen.
Wie besprochen dürfen wir mit den Motorrädern im Hof parken.
Wir bekommen die Schlüssel, ich öffne die Zimmertür und.......






kanns kaum Glauben, was man so für 30€ pro Nase inkl. Frühstück bekommen kann.
Fast hat man Hemmungen, mit den schweren Stiefeln über den roten Teppich zu schlappen.
Es gibt auch eine riesige Badewanne und ein Bild von mir, wie ich da mit der Hotelduschhaube auf dem Kopf meinen Elitekörper in Schaumbad ertränke.
Wollt Ihr das sehen?
Besser nicht. Die Farbe der Haube harmoniert nicht sonderlich mit meiner sonnenverwöhnten Haut.

Soll ich noch von dem Spa, dem Schwimmbad und dem Jugendstil-Speisesaal mit dem verschiebbaren Dach und dem Erotikkanal berichten????
Na ja, morgen vielleicht.








Donnerstag, 28. November 2013

Fazit Motorrad

Fazit Motorrad:
Natürlich ist es kein Pappenstiel, auf einer 250er mit Gepäck in 21 Tagen 6300 km auf nur rudimentär vorhandenen Straßen zurückzulegen.
Aber das wäre es mit einem anderen Motorrad genau so wenig und so gab es viele Momente, in denen ich die Leichtigkeit und Luftigkeit dieser kleinen Räuber zu lieben gelernt habe.
Ich will es mal anders darstellen und ein paar Vorurteile ausräumen.

Geringe Durchschnittsgeschwindigkeit:
Also wenn du nicht gerade über die Autostrada bolzt oder dich im Kampfmodus auf jeder noch so schönen Passstraße der gebotenen wunderbaren Aussicht berauben willst, dann muss man sich eingestehen, dass man mit der 250 ca. genau 0,nix langsamer ist als mit einem 100 kW Bike.
Einzig Überholen im dichten Verkehr ist eine Angelegenheit, die man etwas sorgfältiger planen sollte. Nach meiner Erfahrung  aus dieser wie auch anderen  Reisen sind  Faktoren wie Wetter, Straßen- und Verkehrsbedingungen und die eigene Kondition viel entscheidender und letztlich bestimmender für die Länge der Tagesetappen.

Platzangebot:
Nun, dies ist definitiv einer der Schwachpunkte einer 250er Enduro. Außer einem kleinen Tankrucksack und ca. 50-70 Liter Gepäcksack lässt sich kaum weiteres Gepäck verstauen. Zelt, Schlafsack und Kochgeschirr finden sinnvoll eher keinen Platz auf solch einem Motorrad. Das liegt weniger an der Konstruktion –gerade die CRF bietet da schon genug Reserven- sondern eher an der hecklastigen hohen Gewichtverteilung. Es macht wenig Sinn, ein 145 kg Motorrad mit 70 kg Gepäck zu beladen.
Man beraubt sich einfach der Vorteile dieser Motorradklasse. Daher halte ich auch die Montage von Koffern für wenig geeignet, den Reisespaß zu vergrößern. Man muss sich vorher sicher sein was man möchte. Will ich in den Bergen komfortbefreit übernachten, dann muss ein kleiner Schlafsack genügen. Will ich mir ein Land ansehen, aber nicht auf den Luxus einer Pension verzichten, dann bin ich mit der kleinen Enduro optimal bedient.

Ergonomie:
Die Sitzposition (Kniewinkel, Ellenbogen, Schulter) sollte passen. Der Lenker muss hoch genug sein, um im Stehen fahren zu können und neben dem Tank muss Platz für die Knie bleiben.
Man sitzt auf einer Enduro in der Regel recht aufrecht. Das muss auf langen Etappen nicht unbedingt von Vorteil sein. Die Möglichkeit, die Sitzposition in eine leicht nach vorne gebeugte Position zu variieren, sollte durch das Gepäck nicht verhindert werden.
Vibrationen sind bei der CRF kein Thema. Selbst bei Marschgeschwindigkeit Tacho 120 spürt man vom Motor recht wenig. Schätze mal, dies ist auch der Grund, warum die Reisegeschwindigkeit sich nicht von meinen Erfahrungen mit 650er Einzylindern unterscheidet.  Das Geräusch ist allerdings deutlich hochfrequenter. Im Gegenzug muss man sich keine Gedanken um die Haltbarkeit des Triebwerks machen. Denn im direkten Vergleich zu den bekannten großvolumigen luftgekühlten Einzylindern wird man eine CRF durch Dauervollast niemals zerstören. Ja, und dann ist da noch der über die 6300km Distanz nicht messbare Ölverbrauch. Da kann eine XT oder Domi schon mal 3 Liter durchblasen.
Das Fahrwerk bleibt auch jenseits der 100 stabil, wobei eine leichte hochbeinige Maschine auf äußere Einflüsse natürlich stärker reagiert als ein 6 Zentner Tourer. Und bei derben stürmischen Verhältnissen sollte man den Lenker schon mal etwas beherzter anfassen und sich den Einflüssen entgegenstemmen.

Die Sitzbank:
Der erste Eindruck täuscht nicht, es handelt sich eher um den String-Tanga unter den Motorradsitzmöbeln.
Brauchst Du in der S-Bahn eher zwei Sitzplätze (ausgenommen der Mainzer Modellbauversion einer S-Bahn) oder empfindest bereits die Sitzbank eines Carrera 4 für puren Sadismus, dann wirst du mit diesem String nicht klarkommen. Knackst Du aber mit deinen Pobäckchen im Advent Nüsse (nein keine Kokosnüsse), dann wirst du das Ding abmontieren und durch eine Kohleschaufel ersetzen.  
Von solchen Extremen abgesehen, sollte der normal leidensbereite Hintern ab dem zweiten Tag mit dem roten Sitzbalken gut klarkommen. Bei Tagesetappen um die 10 Stunden ist eine weiche üppig gepolsterte Sitzbank auch nicht das Richtige und steigen dann noch die Temperaturen, bist du schnell froh, nicht zu viel von deiner Alabasterhaut am Gesäß durch die Sitzbank abzudecken und so der kühlenden Konvektion zu entziehen.
Mit 75-80 kg wird es in der Regel nicht gelingen, die Sitzbank der CRF bis auf die Karkasse durchzusitzen und somit halten sich die Druckstellen an deinem Allerwertesten in Grenzen.
Ich kann die Sitzbank also eingeschränkt  empfehlen. Verbesserungspotential sehe ich primär darin, sie im Mittelteil etwas breiter und sogar noch etwas härter zu gestalten.

Reichweite:
Den kleinen 7,7 Liter fassenden Tank hielt ich anfangs für einen schlechten Witz. Im Normalbetrieb hat er sich dennoch als dicke ausreichend gezeigt, denn mit Verbräuchen von maximal 3,6 Litern (Autobahn annähernd Dauervollgas) bis deutlich unter 3 Litern (Landstraße im Urlaubsmodus) bewegt sich der Spritkonsum auf einem geradezu lächerlich niedrigen Niveau. Verlässlich 240 km schafften wir auf dem Rumänientrip, bevor wir wieder an die Säule mussten.
Oder anders gesagt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wir haben fast 500€ Spritkosten dadurch gespart, dass wir unsere Vierzylinder auf der Koppel haben grasen lassen und mit den Fohlen ausgeritten sind.

Würden wir es wieder tun:
Aber hallo!
Die Planung unserer 6000 km Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Albanien und dann mal sehen Tour in 2014 ist schon weit fortgeschritten.

Dienstag, 26. November 2013

Tag 10 Doch noch Strandbad

Tag 10. Arm dran - Spiegel ab
Bistrita - Colibita - Piatra Fantanele (116 km)

Beschreibung:
Sehr entspannende Genusstour zu einem in den Bergen versteckten Badeparadies und Besuch eines maximalvermarkteten alten Herrn
Ausfälle: Rückspiegel

Leicht bedudelt von Volksfest bringt uns das Taxi im Tiefflug zurück zum Hotel.
Übrigens Taxifahren im nächtlichen Innenstadtverkehr ist etwas was man nur sehr mutig oder sehr besoffen machen sollte. Letztlich wird man herausfinden, dass das Produkt aus Fahrpreis und Lebensgefahr stets eine Konstante ist. Je teurer die Fahrt, desto größer die Wahrscheinlichkeit sein erworbenes Abendmahl bei sich zu behalten. Oder andersrum, je billiger desto Tod.
Wir begegneten diesem gar zweimal in Gestalt des gleichen Taxifahrers, in dessen Matschia (ein im Innenstadtverkehr gereifter Dacia) Logan die Gurte die Rücksitzbank fixierten und der Airbag schon mal zum Einkaufen herhalten musste.
Einige Sekunden spiele ich mit dem Gedanken mir das Ding auszuleihen, denn beim Aussteigen fallen die ersten Tropfen  zeitgleich mit meinen Münzen in den Matschia.
Gutes Timing, denn es soll noch die ganze Nacht sintflutartig weiter regnen und die Parkplätze des Industriegebietes in eine lose verbundene Seenplatte verwandeln.
Mir tun die Melonenverkäufer am Straßenrand leid, die unter Ihren Planen auf Europaletten gebettet die Nacht überstehen müssen.
Irgendwie schaue ich mir die ganze Nacht beim Schlafen oder Dösen zu und werde schon müde Wach. Es hämmert metallisch in meinem Schädel, es ist mir nicht unbekannt, nur dass sich die Lautstärke mit dem Fensterflügel modulieren lässt ist neu. Ich geh der Sache bei der Suche meiner Tagesdosis Ibu auf den Grund. Das Hämmern schallt von der Schlosserei gegenüber im Hof herüber und stammt irgendwie von einer  Höllenmaschine, die offensichtlich völlig sinnbefreit alle halbe Sekunde ein Hämmerchen niederfallen lässt. Grrrrrrr
Es ist eh Zeit aufzustehen und mal nach den Motorrädern zu sehen, die ja den Eingangsbereich der Fenstermanufaktur blockieren.
Der Besitzer zeigte sich bezüglich der vorgefundenen Motorräder ebenso erstaunt wie tiefenentspannt. Er plaudert ein wenig mit Lutz und mir und gibt uns dann noch ein paar Ausflugstipps.
Ausgehungert schaffe ich es zurück in den Frühstücksraum. Wir werden mit Kaffee und Röstbrot eingedeckt bis wir nicht mehr können und zahlen lächerliche 55 Lei.

Das Wetter klart etwas auf und ich genieße die Sonne, wie sie sich in dem See, wo gestern noch der Lidelparkplatz verweilte, spiegelt. Die Fluten weichen langsam zurück und ich denke noch bei mir, wo will Lutz eigentlich mit dem Rückspiegel hin, als mir klar wird, dass wir einen der wenigen Defekte dieser Tour beheben müssen.
Der original Spiegel scheint aus dem Vollen geschmiedet. Genau dieses massive Auftreten ist ihm auf den holprigen Straßen wohl zum Verhängnis geworden, denn das Ding ist satt oberhalb des Gewindes abgeschert und stellt uns nun vor zwei Probleme. Wie bekommen wir den Gewindestumpf aus der Bohrung und wo einen neuen Spiegel her.
Zumindest was den Spiegel angeht hilft das NAVI, denn nur wenige Hausnummern weiter soll sich eine Motorradwerkstatt befinden. Wir laufen mutig zu Fuß drauf los- die paar Hausnummern ha!
Da jede Hausnummer aber ca. einen Quadratkilomer abdeckt, zog es sich dann doch etwas länger bis wir eine kleine MX- und Roller-Werkstatt erreichten. Der Besitzer konnte uns erstmal nicht helfen, bis er in seinem Resteregal noch einen Satz Spiegel von irgendwas yamahaähnlichem fand und uns zum probieren einfach so mitgab.




Und wie man sieht, es passte und die XJ war nun bestimmt 2 kg leichter.
Natürlich hat Lutz die Spiegel dann auch später bezahlt. 

Die ganze Aktion war eher ein Gewinn, denn kaum war der Spiegel montiert kam die Sonne endgültig durch und wir fuhren raus zu dem See, den uns Flori empfohlen hatte.


Schon die Anfahrt war ziemlich klasse, denn die Straße war wieder voll Abenteuermodus. Ich weiß auch nicht mehr so genau ob ich oder das Schaf größere Augen machte, als es getrieben von einer ungeduldigen Schäferin im Steilhang den Halt verlor und mir vor die Räder purzelte. Der Schäferhund lag derweil gelangweilt im Straßengraben und ich meinte kurz eine Bewertungstafel in seiner Pfote aufblinken zu sehen.
Wir erreichen den See und kurz nach der Staumauer erweckt eine kleine Felswand meine Aufmerksamkeit.


Ich kann die Kletterei hier aber nicht empfehlen, denn die Felsen sind hier identisch aus der selben Pampe, mit der ich früher die Berge meiner HO-Eisenbahn gebastelt hab.
Man kann ganze Felsstücke mit der Hand rausbrechen und mit den Endurostiefeln merkt man auch erst sehr spät wann es unter einem zu arg nachgibt.
Aber Spaß hats dennoch gemacht.



 Nach der Klettereinlage erreichen wir das versprochene Hotel und staunen nicht schlecht.


 So viel Karibik hätte ich hier nicht erwartet.



Wir nutzen die Gelegenheit tauchen unsere Füße ins kalte Wasser und lösen eine der größten Umweltkatastrophen der letzten Jahre aus.


Nein natürlich nicht. Es gab keinen Umweltalarm und auch kein Fischsterben, aber die Trägheit, die das plötzlich warme Wetter beschert steht einem deutlich ins Gesicht geschrieben.


Es fällt mir jedenfalls sichtlich schwer mich aufzuraffen. Der Bedienung auf der Hotelterrasse geht es  scheinbar ebenso und so verstreicht eine angenehme Weile, bis wir bezahlen und weiter dürfen. Hatte ich schon den tollen Apfelstrudel erwähnt?
Noch ein verträumter Blick zurück und aufsitzen.


 Der Weg soll uns hier hin führen!!


Macht er aber nicht.
Er endet in einem Schweinepfad in den Bergen und so müssen wir wieder ein Paar km zurück, bis wir dann den Pass mit dem Kloster erreichen.


Es ist ein Nonnenkloster und wenn man vorher noch nie mit dem Antlitz einer orthodoxen Nonne konfrontiert wurde, bleibt der Blick doch etwas länger als höflich gewesen wäre an der Kleidung fixiert.
Das Kloster liegt direkt unter der Anhöhe, auf der ein riesiges Kreuz errichtet wurde. Ich persönlich bin mir sicher, das es sich um eine Vampir-Flug-Abwehranlage handelt, die verhindern soll, dass einfliegende Vampire, Schloss Dracula auf der anderen Seite erreichen.



Und somit befinden wir uns schon mitten in der bizarren Welt,


maximal vermarkteter Minimalattraktionen,

 die uns dieser Knabe hier,

 angedichtet hat.


Das Warnschild fand ich dennoch schwer in Ordnung, auch wenn sich heute kaum noch jemand für dein Blut interessiert, kann man hier ganz schön ausgesaugt werden. Fairerweise muss man aber auch zugeben, dass dieses Draculaland für Kids wohl echt eine spannende Sache ist.

Nachtrag füs private Logbuch:
1. Immer wenn man denkt, man wäre gänzlich allein, kommt, kaum das man nackig in die Fluten springen will, irgendwo doch noch so ein Terrouristenpaar mit Cam an.
2. Die Sache mit den Spiegeln zeigt mal wieder, dass die Rumänen uns vielmehr vertrauen als wir Ihnen.
Direktive an Kleinhirn, Vorurteilsmodus auf 86% reduzieren.



Ari's CRF250L Bastelecke Teil 9 Auspuff / Exhaust

9. Auspuff

Nachdem die Auswahl an legalen Modellen für die CRF doch recht begrenzt ist, habe ich mich für den Dämpfer von Arrow entschieden.
Nicht gerade die preiswerteste Lösung aber mittlerweile kann man das Teil auch schon für 300€ bekommen und die Verarbeitung ist nachwievor hervorragend.
Ein weiterer Grund gerade dieses Modell zu wählen war sicher auch die Tatsache, dass man einen Teil der Abdeckung verwenden kann und so das Auspuffrohr nicht so bastellösungsmäßig sichtbar bleibt.
Also erstmal den alten Auspuff demontieren und den neuen drauf, was dann nach wenigen Minuten in etwa so aussehen sollte.
CRF250L Arrow Exhaust

Das funktionierte hervorragend jedes Teil passt auf den Millimeter genau. Der Topf wird ohne Schelle direkt mit dem Rahmen verschweißt. Das sieht besser aus, da die Schelle (das Band um den Topf) entfällt, muss aber nicht unbedingt ein Vorteil sein, da im Falle eines Sturzes hier der Mantel des Dämpfers aufreißen kann. Eine Schelle bietet hier mehr Flexibilität. Bei dem Arrow Topf ist der Halter (Lasche) sehr großflächig mit dem Mantel des Dämpfers verschweißt und macht einen recht robusten Eindruck. Ich werde nach den ersten Stürzen berichten, inwieweit es sich bewährt hat.
Die Lasche auf dem Auspuffrohr, die erstmal überflüssig erscheint, wird später für die Montage der Plasteabdeckung benötigt.
Der Hitzeschutz muss nun vom original Schalldämpfer runter. Danach muss man die Schrauben unter der Alufolie freilegen, die den schwarzen Anteil mit dem weißen Teil verbinden.



Nun kann man den Anbausatz montieren. Leider liegt keine Anleitung mit bei, welches Teil wo wie hin soll, was dann erst nach etwas probieren zum Ziel führt.



Montiert schaut das Ganze dann so aus.



Nach dem ersten Probelauf gefällt mir das Soundergebis recht gut. Im Stand nicht so aufdringlich laut. Schöne Überschläge beim Lastwechsel. Unter Vollast vielleicht schon ein Tick zu laut, denn so ein kleines Mopped wird doch recht häufig bei hoher Last bewegt.
Mal sehen wie es sich auf einer längeren Tour anhört.
Das Ding ist aber auf jeden Fall optisch wie akustisch sein Geld wert.

Samstag, 23. November 2013

Tag 9 In der Nacht wurde ich von einem Wolf geweckt

Tag 9
Alcalia-Bistrita (50 km)
Beschreibung:  Brechlangweileige Verbindungsetappe zum Ausspannen und Pflegen
nur der Weg am Tag 0 (Keller Einfahrt) war kürzer und langweiliger
Aber das Drumherum war klasse :-)




In der Nacht wurde ich von einem Rudel Wölfen geweckt. Ein Bär hat sie gefressen.
Eine beeindruckend wilde Gegend war das, die wir gestern gequert hatten.

Na ja, der Wolf hat sich dann doch nur als Jacky-Chan , den kleineren von Isabellas Hunden entpuppt.


Die Unterkunft war eher suboptimal (nicht zuletzt wegen der speziellen Ausstattung mit nicht funktionsfähigem Bad und Plumpsklo im Garten), dafür haben wir es nicht weit bis zu Isabella, die uns Frühstück macht. Die Familie ist unglaublich gastfreundlich und teilt alles, was sie hat, mit uns.
Helga nutzt die unbeobachteten Sekunden und sucht sich schon mal das Abendessen aus.


 Wir lenken derweil Isabella mit einem Strauß Blumen ab.





Ja, und dann war da noch dieser kleine Blutsauger. Das ist einer der gefürchteten Vampirschmetterlinge. Sieht man ihn von hinten, kann man kaum glauben, wie gefährlich er ist.


Aber von vorne erkennt man den teuflischen Stachelrussel und man versteht, warum dieser Bestie jedes Jahr Hunderte von Weidetiere zum Opfer fallen und auch Menschen bleiben nicht verschont.


Ich hab schon wieder Hunger............................

aber Rindfleisch ist eher selten auf der Speisekarte, sehr teuer und daher gut bewacht.


Hinkel gibt es hingegen fast überall in allen Variationen. man kann sie quasie von der Straße pflücken.
Ich berichte von unserer verregneten Anfahr und alle lauschen fassungslos meine n Ausführungen als würde ich vom Planeten Melmac erzählen. Es hat hier seit Wochen keinen Tropfen geregnet. Flori lacht mich fast aus, als ich ihm sage, dass es wohl bald losgehen wird.
Am nächsten Morgen sehen wir dann im Fernsehen die Bilder von den schweren Überschwemmungen, die es dicht hinter uns am Gebirgsrand gegeben hat.
 Der Tag plätschert bei super Sonnenschein so vor sich hin und wir bewegen die müden Gliedmaße bei einem ausgeprägten Spaziergang zum Schloß und durch den Schloßpark.

Wir erfahren eine Menge über das Land und die Menschen, die hier leben, und wie es ihnen in den letzten Jahren ergangen ist.

Das Schloss soll nach Floris Meinung von einem Deutschen oder Österreicher erbaut worden sein.



Das wollen wir dann genau wissen und suchen sein Grab
und finden sein Pferd




Aber wir geben nicht auf, auch wenn der Weg schwieriger wird



und Schlangen auf uns lauern.



 Dann erreichen wir das verwilderte Grab. Aber dem Namen nach zu urteilen, war's sicher kein Deutscher oder Österreicher, der hier rumkompostiert.
Es sei denn, er hatte einen gewissen osmanischen Migrationshintergrund, was vor Hunderten von Jahren im Deutschritterorden nicht so gängige Praxis war.

 Wir verbringen den Vormittag entspannt im Garten und mein neues Paar Bauchmuskeln freut sich schon auf die Sarmale (Krautwickel).




Leider müssen wir schon sehr bald nach dem Essen los, denn wir wollen noch Anka in Rechlitna besuchen. Der Ort liegt quasi direkt um die Ecke

und Ankas Haus  ist


mal abgesehn davon, dass es hier weder Straßennamen noch Hausnummern gibt, nach der Überwindung einiger eher für den Fußgängerverkehr freigegebenen Passagen,
leicht zu finden. Eigentlich haben wir sie nur gefunden, weil eine nette Hochzeitsgesellschaft, bei der wir nachgefragt haben, Anka natürlich kannten und sie angerufen haben, damit sie uns mit dem Auto abholen kommt.  

Auch hier zeigt sich der Rumäne an sich recht fleißig und tüchtig.


Faktisch jeder Vorgarten wird genutzt. An allen möglichen und unmöglichen Stellen findet man Nutzvieh, wie hier im Vorgarten.
Ein eben so ein verwirrender wie lustiger Brauch ist es, Kühe an Rentner zu binden.
Vermutlich macht man das um sicher zu stellen, dass Beide nicht verloren gehen und zum Essen pünktlich zuhause sind. Ja, und so ein altes Mütterchen wird mit Kuh am Bein auch von anderen Verkehrsteilnehmern ganz anders wahrgenommen.

Ach, hab ich erwähnt, dass wir bei Anka gaaaanz toll lecker zu essen bekommen haben???
Nee, wozu auch, war logisch.

Dennoch wurde es für mich irgendwie Zeit, in ein Hotel zu kommen. Mal duschen und ausstrecken, denn in Rumänien haben zwar alle Häuser WLAN und GPRS, aber fließendes Wasser und das auch noch in den zwei Geschmacksrichtungen heiß und kalt ist Mangelware.
Ja, und waschen müsste ich auch mal dringend.
Wir lassen uns von Anka ein Hotel in Bistrita buchen, an dem ich trotz NAVI erstmal vorbeirausche. Es liegt deutlich weiter draußen als erwartet, die Hausnummer gehört zu ca. 40 Gebäuden auf beiden Seiten der Straße und die Industriegebäudefassade will so gar nicht zu den Bildern aus dem Internet passen. Hinter der Fassade ist das Hotel aber sehr gut und erstaunlich groß. Für wenige Euro dürfen wir die Motorräder beim Fensterbauer am Ende des Gebäudes unterstellen. Ich erwähne es desshalb, weil ich erst dachte, der Preis wäre pro Motorrad.
Am liebsten wäre ich nach der Handwäsche dringend benötigter Textilien in meinem Bett liegen geblieben, aber wir wollten noch mit Anka und ihrem Mann in die Stadt, in der ein großes Volksfest abgehalten wurde.

Lustig, wie wenig sich das von Innenstadtfesten in Deutschland unterschied. Die gleiche Disco Mucke, dieselben Stände in anderer Farbe, dazu reichlich Bier und ausgelassene Stimmung.
Und es war auch spät noch irre warm.
Bistrita ist einen Besuch wert. Die Stadt ist schön herausgeputzt und hat eine durchaus wilde Vergangenheit, die sich in den unterschiedlichen Gebäuden ablesen lässt. Es gibt schöne Restaurationen, die zum Verweilen einladen und es gibt
Biergärten..................

Leider hab ich die Cam im Hotel gelassen.
Ihr wisst schon, hier wird ja alles geklaut :-)