Sonntag, 27. August 2017

AkkuBlog: Links ist rechts des Doubs II

Mit dem Pedelec durch das Franch-Comte.


Der letzte Urlaub gerade erst 4 Wochen her,
waren wir definitiv wieder urlaubsreif.

Ganz ohne Stress sollte das diesmal ablaufen und bis 2 Tage vor Abreise stand noch nicht einmal das Ziel fest. Genau mein Ding, einfach mal schauen, wo schönes Wetter ist und los.


Letztlich wurde es dann wegen  dem Wetterbericht und der kurzen Anfahrt Besançon.

Die  Stadt hat Belfort ausgestochen, da sie mit 116.000 Einwohnern etwas größer ist und dank Bischofssitz mit reichlich alter Bausubstanz lockt.
Dazu gehörte dann auch unser Hotel (Ibis Styles), aus einer späteren Epoche stammend, das dank reichlich Farbe und echt stylischen Ideen den Betonkasten vergessen lässt. Der Service ist klasse und es gibt einen Pool.
Kleiner Preis war inklusive, wie das Frühstück.
Besancon liegt im Osten von Frankreich und ist Verwaltungssitz des Département Doubs und ist oder war Hauptort der Region Frosch-Comté.
Aber eigentlich kennt man Besancon nur wegen der Vauban-Festung, hier im Hintergrund. Dazu dann später mehr, nur soviel sei schon verraten, Besancon ist eine der reizvollsten Städte, die wir je besucht haben.

Die Ecke oder besser das U des Doubs kenn ich schon ein wenig, da man hier auch sehr schön mit dem Motorrad fahren kann und die Region auf dem Weg von den Vogesen in die Alpen liegt, wenn man nur richtig fährt.




Premiere Jour
Besancon - Baume-Les-Dames 
85 schöne aber unspektakuläre Kilometer zum Warmmachen

Zurück zum Doubs, denn wir wollten ja Rad fahren.
Vorweg, an dem Doubs und dem rund 160 km langen Eurovelo 6 Doubs (insgesamt ca. 1300 km) braucht es kein Pedelec. Jedes klapperigge Klapprad reicht hier zum Spaß haben aus. Die Pedelecs haben wir nur eingepackt, da es anschließend auf die Höhenzüge der Alpen gehen soll und da geht einem untrainierten (Luftpumpe ohne Druck) gerne mal die Puste allzufrüh aus.


So sieht das da aus, wenn man am Kanal lang rumzockelt.


So, wenn man dann dem "wilden" Flussverlauf folgt. Wobei man sich das nicht immer so aussuchen kann. Manche Passage, die nicht als Fahrradweg ausgeschildert ist, endet auch schon mal auf einer Schleuse in einer Sackgasse.
OK, in einem unbeobachteten Moment kann man das Rad über das Schleusentor tragen,
Aber das ist "interdit".
Ein Wort, dem ich noch öfter begegnen werde, aber das kenn ich schon, "Kletter nicht da hoch, auf der Mauer gehen verboten, nicht zu weit über die Brüstung lehnen, " Mimimimi.


Navigation ist insgesamt sehr sehr einfach. Immer am Wasser lang, immer auf dem Radweg bleiben und schon hat man ne 50 /50 Chance anzukommen.
Also wenn man mal Pause macht, immer schön merken, aus welcher Richtung man gekommen ist.



Und schon sind wir wieder in Besancon.

Wird auch Zeit, denn Süßigkeiten sind alle.
Eis ist auch schon durch.


Dennoch kein Grund, nicht noch in den Schiffstunnel unter der Stadt einzubiegen.
Das ist ja echt etwas, was man in der Qualität in Deutschland auch nicht kennt.
Ein Wassertunnel unter der Stadt mit angebautem Fahrradweg.
Tres superbe.



So, dann war's aber auch genug. Der Popo macht aua und transpiriert hat man auch.
Der Weg zum Hotel führt durch einen Park, wenn man will. Da haben sich die Parkwächter was tolles einfallen lassen. Moppeten sind da nämlich interdit, aber Fahrräder erlaubt. Und damit sich alle dran halten, gibt es diese Fahrradschleuse.
Cleverement.



Deuxieme Jour:
Besancon - St. Vit/Osselle 
65 km

Mein Sattel ist dumm wie Vollkornbrot,
also gemessen an dem Sprichwort "Der Klügere gibt nach"
Na, das kann ja heiter werden, liegen ja nur noch 9 Tage vor uns.

Der Weg (65 km) sollte uns zur Grotte in Osselle führen. Nicht das wir ernsthaft drüber nachdachten, bei dem Topwetter in die Erde zu verschwinden, aber da gibt es einen Badesee mit angeschlossener Restauration und ein pinkfarbenes Einhorn


Zuerst muss man nochmal runter nach Besancon und am Ufer lang, denn heute geht es ja in die andere Richtung, also so grob nach Westen.


Den Weg unten am Wasser lang muss man sich erkämpfen. Das Pflaster hat Monte-Saccarello Qualität.
Und hatte ich schon erwähnt, dass mein Sattel dumm wie.........
ja, hatte ich


Die Aussicht, fast zu viel so früh am Morgen, und wir sind noch immer nur am Wasser.
Jetzt geht es in die Parkanlage am Fuße der Stadtbefestigung.


und wieder raus auf die Piste.

Der Weg führt wieder eng am Wasser lang und wir lassen uns den noch kühlen Wind um die Nase wehen.


In den kleinen Hafenbecken vor den alten Schleusen liegen oft alte Frachtkähne, die zu Wohnungen umgebaut wurden. Leider gammeln auch einige nur so vor sich hin, so wie man das von manch vergessenem Campingplatz kennt.


Und dann standen wir plötzlich an einem Becken des Doubs und es schien nicht weiter zu gehen.
Kaum zu glauben, aber auch hier müssen die Lastkähne durch diesen Tunnel.

Und das funzt comme ca:
Also Kahn in Becken, dann Tau um Poller und Ösen.
Kräftig ziehen, bis sich Kahn um 90 Grad gedreht hat, hoffen, dass auf der anderen Seite zwischenzeitlich keiner gekommen ist und ab durch das Loch im Felsen.


Hier mal von der anderen Seite.


Damit keiner rein schippert, wenn gerade wer drin steckt, hat man sich für diese Erfrischungseinrichtung entschieden.
Das macht sinn, wenn man sich den Rosé-Konsum auf den Booten mal genauer betrachtet.
Für Fußgänger gibt es extra diesen Bogen mit Spritzschutz. Radfahrer müssen über den Berg, da das Loch nur über eine steile Treppe zu erreichen ist.


Ja, und kaum kann man nicht mehr sitzen, sind wir auch schon zurück im Park in Besancon.
Kaffee auf der Decke in der Wiese.....


Live Musik und Fontaine......

Das Leben ist gut.


Troisieme Jour
Besancon Festung und Innenstadt

Fontaine gerade leider in Pausefunktion.


Ah nee....hat nur jemand den Wasserhahn zugedreht.


Die Reste der Römischen Siedlung, auf denen die Kirche ihre Kathedrale errichtet hat.


Und dann hoch zur Festung.


Krokodile waren aus,  der Burggraben wurde mit Affen gesichert.
Klettern verboten!!!
Wir werden sehen.








Hamsterrad


Koi Ahoi im Tierpark.
Neben der imposanten Festungsanlage und den kleinen darin enthaltenen Museen gibt es für die knapp 11€ Eintritt auch noch einen Tierpark, wo man die Kids dann problemlos müde machen kann.


Neben Löwen, Tigern und einer wilden Ansammlung von Primaten, gibt es einen Nachtzoo mit nachtaktiven Kleintieren.
Sind die nicht kuschelig.


Die Mauer gehört den Pavianen, die auch schon mal vor aller Augen lustig vor sich hin kopulieren. Fast wie auf dem Oktoberfest.


Quatrieme Jour:
St. Vit nach Dole
(das ist nicht da, wo die Pfirsiche in die Dose kommen)
schlaffe 45 km bei ebenso hohen Temperaturen

Und da hängen sie dann tatsachlich unbewacht in den Bäumen rum.
Etwas haariger, als man sie aus den Geschäften kennt, viel kleiner und viel leckerer.



Rochefort sur Nenon
Vermutlich der Uferbereich, der sich mit Kletterfelsen, schattigen Bäumen und Bänken sowie großer Liegewiese am Wasser am Schönsten zum Verweilen eignet.



Und weiter nach Dole, immer schön am Kanal lang, der hier wie eine Allee ausgebaut ist.
Also besser nicht zu schnell fahren, wie schnell endet so eine Tour nach 2 Pastis und 3 Rose am Baumstamm.


Für alle Orientierungsarmen gibt es extra eine Linierung auf der Straße. Wobei - die könnte auch für die Rennradler sein, die ja selten den Kopf heben.


Ja, und dann steht man plötzlich unverhofft vor der Kathedrale. Man erreicht sie über die Altstadt und ihre teils lenkerbreiten Gassen. Es geht mächtig bergan, also schon mal ein paar Gänge runter schalten.



 So sieht's von der anderen Seite aus, für alle die glaubten, es wäre nur ein Plakat.



Freitag, 4. August 2017

Wildromantisches Schluchten-Spektakel im Département Alpes-de-Haute-Provence

Wie schon mal erwähnt, rangiert der Combe Laval im Vercors bei mir nur so auf Rang 4-7 der sehenswertesten Asphaltpassagen.
Das liegt sicher an dem Kleinod natureller Landschaftsgestaltung, das ich euch jetzt näher bringen möchte.

Länge:                              ca 150 km
Belag:                               Asphalt pur
Schwierigkeitsgrad:         einfach
Kurzbeschreibung:
Von den Kilometern her eher eine Halbtagestour,  wer aber die sich bietenden Eindrücke dauerhaft aufsaugen möchte, sollte sich einen Tag Zeit lassen.




Ausgangspunkt ist Entrevaux,

eine kleine mittelalterliche Stadt, die hält, was andere versprechen.




Geographisch betrachtet ist die Stadt tatsachlich das alte Tor nach Frankreich. Dem breiten Tal des Var folgend, stößt man unverhofft auf eine Engstelle von herausragender strategischer Relevanz.






























Der Felsen, der hier unvermittelt das Tal zu einer engen Spalte formt, erhebt sich mit einem messerscharfen Grat in luftige Höhen.
Folgerichtig hat Ludwig der quatortzte äh quatorzième den guten alten Vauban,
der auch meine Heimatstadt gebastelt hat, beauftragt, ein Fort auf die Spitze zu bauen. Sicher nur um uns auch hunderte Jahre später noch die Größe und Schönheit seines Reiches unter die Nase zu halten und nicht damit heute hunderte fehlernährte Touris hier beim Aufstieg nach Sauerstoffzelten schreien.








Im Ort selbst gibt es neben engen Straßen und ein paar schönen Ausblicken auf den Var so allerhand kleine Nettigkeiten zu entdecken.
Auch ein kleines zweistöckiges Motorradmuseum gibt es dort, in dem man neben bekanntem auch ein paar sehr exotische Exponate findet. Der Eintritt ist frei, nur am Ausgang findet sich ein Teller, der sich zur Ablage übriggebliebener Münzen anbietet.






Und schon sehen wir uns wieder mit ihr konfrontiert...
Der gemeinen
"Landscape-Rule",
die schlicht und einfach definiert, "willst du irgendwo schön runter gucken, dann musst du vorher erst mal hinauf."
Und der Weg hat es in sich. Da ich mir vom hochgucken schon so ungefähr vorstellen konnte, was da abgeht, hab ich mir selbst empfohlen, den Aufstieg in den frühen Morgenstunden zu bewältigen.
Da ist noch recht kühl und nicht so voll. Ersteres traf dann auch zu, aber ein paar Amerikanos vegetierten dann in der ein oder anderen Kehre doch am Wegesrand, wobei unklar war, ob sie sich auf dem gestrigen Abstieg oder dem heutigen Aufstieg befanden.


Der Weg hinauf!
Kurz vor der Schule befindet sich ein Drehkreuz aus Stahl und etwas davor ein die Wand eingemauerter blauer Automat. 
Kleingeld mitbringen! 
An diesem Automat kann man gegen einen kleinen Obolus einen Jeton erwerben, mit dem sich das Drehtor öffnen lässt. Bei uns wäre der Automat sicher oben auf der Zitadelle, was dann von kleingeldlosen Zeitgenossen sicher entsprechend lautstark gewürdigt würde.


Der Weg selbst ist in gutem Zustand, bietet schon morgens kaum Schatten und ist viel steiler, als es auf dem Bild ausschaut. Dafür sind die Ausblicke schon jetzt begeisternd und spornen einen auf dem Weg hinauf weiter an.
Kaum dass man den Sockel der Festung erreicht, bietet sich die Option, durch den Keller herein zu spazieren. Eine Option, die ich nur empfehlen kann.
Es geht durch einen in den Stein gehauenen Tunnel
ins Innere der Feste und über Treppen dann langsam aus dem Kerker hinauf zum Gefängnis.
Gar düstere Gestalten sind da unten anzutreffen. Unter anderem sollen hier die letzten freilaufenden Grottenolme zu finden sein.






 You will never come back to the Tageslicht!

 Na, irgendwie dann doch. In meinem Fall finde ich mich plötzlich im Heizhaus wieder, wobei das Dach mal saniert werden müsste und der Boiler ist auch kaputt.

Überhaupt kann ich von einer Reservierung hier im Hotel nur abraten.
Bei Pokkking.kom hat das Ding nur ne 0,7! Prädikat unterirdisch.

Die Zimmer sind, seit der letzten Vermietung 1914 bis 1918 an gefangene deutsche Offiziere, nicht mehr renoviert worden und die Anzeichen eines erheblichen Investitionsstaus sind überall zu finden.

 Dafür ist die Aussicht wie versprochen grandios und jede Mühe wert gewesen.


Hat man die Strapazen mit der Beseelung durch die grandiose Aussicht erst einmal wieder verdrängt, geht es auch schon weiter in die Gorges de Daluis.



Hier die bekannteste Silhouette  der ganzen Sclucht.
"Tete de Femme"
Und dadavor, auch immer gerne gesehen
"tete de ma femme" "avec casque de moto"






 Ungefähr in der Mitte des oberen Drittels (nach Tete de Femme) gibt es einen kleinen Parkplatz. Der Haltepunkt liegt vor der Tunneleinfahrt. Orientieren kann man sich an dem Tunnel davor, da liegen noch die Reste von Helgas Kupplungszug, der die optischen Eindrücke wohl nicht verkraften konnte und vor lauter innerer Berührtheit gerissen ist.
 Es lohnt sich durchaus, einen Abstecher über die gesperrte Pont de la Mariée zu machen.



Auf der anderen Seite führt ein kleiner verwunschener Weg durch einige Tunnel nach Guilliomes.




Das ist ohnehin der Ort, in dem sich hier alle relevanten Straßen treffen. So auch die nach Sauze von wo an man über zwei kleine Wege die Berge erkunden kann. Irgendwie hab ich vergessen, da Bilder zu machen. Grrrrrr.

Ein weiterer Abstecher führt nach wenigen Minuten zum Château de la Reine Jeanne, welches aber eher einem Castell ähnelt.



Wer stets den Drang verspürt, irgendwo hochklettern zu müssen (wobei mir keine solche Person bekannt wäre), kann sich hier austoben. Aber es soll interdit oder divetato oder gar proibito sein, heißt es.

Jetzt kommt die nach Daluis doch recht nette Verbindungsetappe über Peone. Alternativ kann man auch auf der Hauptstraße bleiben. Beides irgendwie sehr ähnlich und dient eigentlich nur zum Warmhalten für das Feuerwerk, das jetzt noch kommen soll.

Gorges du Cian

Hab ich schon mal erwähnt, dass ich mehr so der mediterane Typ bin?
Falls es hier Gleichgesinnte geben sollte, dann werden die sich an der Kombination der warmen rot Töne des Gesteins im Kontrast mit dem satten Grün der Vegetation kaum satt sehen können.






Landschaftlich nicht ganz so brachial wie die Gorges de Daluis, sind es hier mehr die sanften Formen Farben und deren Übergänge, die einen kaum glauben lassen wollen, dass das die Natur alleine hinbekommen hat.
Die Bilder könnt ihr übrigens einzeln laden und dann in voller Größe genießen. (rechtsklick auf Bild, in neuem Tab öffnen, dann "Strg  +" zum Zoomen)


Wer hier einfach nur durchfährt, ohne die Nebenstrecken zu erkunden, würde sicher auch in der Pfarrkirche Sankt Stephan in Mainz die Chagall-Fenster nur von außen betrachten.
Zeit ist Erfahren und Mut wird belohnt! Na ja, man muss ja nicht unbedingt mit dem Motorrad hinter die Absperrung, per Pedes geht ja auch.




Der nach Entrevaux eingezeichnete Rückweg ist ein Geschenk für alle, die einfach noch nicht genug gefahren sind,
oder diejenigen, die sich nach den ganzen Impressionen noch ein wenig runterbringen müssen.
Wer dann noch was abgedrehtes machen möchte. 250 Meter vor Entrevaux gibt es eine nette Furt


durch den Var, im Frühjahr oder nach Starkregen fürVar eine Attraktion.

Ja, und eine Spielzeugeisenbahn gibt es auch.