May the torque be with you.


Dienstag, 26. November 2013

Tag 10 Doch noch Strandbad

Tag 10. Arm dran - Spiegel ab
Bistrita - Colibita - Piatra Fantanele (116 km)

Beschreibung:
Sehr entspannende Genusstour zu einem in den Bergen versteckten Badeparadies und Besuch eines maximalvermarkteten alten Herrn
Ausfälle: Rückspiegel

Leicht bedudelt von Volksfest bringt uns das Taxi im Tiefflug zurück zum Hotel.
Übrigens Taxifahren im nächtlichen Innenstadtverkehr ist etwas was man nur sehr mutig oder sehr besoffen machen sollte. Letztlich wird man herausfinden, dass das Produkt aus Fahrpreis und Lebensgefahr stets eine Konstante ist. Je teurer die Fahrt, desto größer die Wahrscheinlichkeit sein erworbenes Abendmahl bei sich zu behalten. Oder andersrum, je billiger desto Tod.
Wir begegneten diesem gar zweimal in Gestalt des gleichen Taxifahrers, in dessen Matschia (ein im Innenstadtverkehr gereifter Dacia) Logan die Gurte die Rücksitzbank fixierten und der Airbag schon mal zum Einkaufen herhalten musste.
Einige Sekunden spiele ich mit dem Gedanken mir das Ding auszuleihen, denn beim Aussteigen fallen die ersten Tropfen  zeitgleich mit meinen Münzen in den Matschia.
Gutes Timing, denn es soll noch die ganze Nacht sintflutartig weiter regnen und die Parkplätze des Industriegebietes in eine lose verbundene Seenplatte verwandeln.
Mir tun die Melonenverkäufer am Straßenrand leid, die unter Ihren Planen auf Europaletten gebettet die Nacht überstehen müssen.
Irgendwie schaue ich mir die ganze Nacht beim Schlafen oder Dösen zu und werde schon müde Wach. Es hämmert metallisch in meinem Schädel, es ist mir nicht unbekannt, nur dass sich die Lautstärke mit dem Fensterflügel modulieren lässt ist neu. Ich geh der Sache bei der Suche meiner Tagesdosis Ibu auf den Grund. Das Hämmern schallt von der Schlosserei gegenüber im Hof herüber und stammt irgendwie von einer  Höllenmaschine, die offensichtlich völlig sinnbefreit alle halbe Sekunde ein Hämmerchen niederfallen lässt. Grrrrrrr
Es ist eh Zeit aufzustehen und mal nach den Motorrädern zu sehen, die ja den Eingangsbereich der Fenstermanufaktur blockieren.
Der Besitzer zeigte sich bezüglich der vorgefundenen Motorräder ebenso erstaunt wie tiefenentspannt. Er plaudert ein wenig mit Lutz und mir und gibt uns dann noch ein paar Ausflugstipps.
Ausgehungert schaffe ich es zurück in den Frühstücksraum. Wir werden mit Kaffee und Röstbrot eingedeckt bis wir nicht mehr können und zahlen lächerliche 55 Lei.

Das Wetter klart etwas auf und ich genieße die Sonne, wie sie sich in dem See, wo gestern noch der Lidelparkplatz verweilte, spiegelt. Die Fluten weichen langsam zurück und ich denke noch bei mir, wo will Lutz eigentlich mit dem Rückspiegel hin, als mir klar wird, dass wir einen der wenigen Defekte dieser Tour beheben müssen.
Der original Spiegel scheint aus dem Vollen geschmiedet. Genau dieses massive Auftreten ist ihm auf den holprigen Straßen wohl zum Verhängnis geworden, denn das Ding ist satt oberhalb des Gewindes abgeschert und stellt uns nun vor zwei Probleme. Wie bekommen wir den Gewindestumpf aus der Bohrung und wo einen neuen Spiegel her.
Zumindest was den Spiegel angeht hilft das NAVI, denn nur wenige Hausnummern weiter soll sich eine Motorradwerkstatt befinden. Wir laufen mutig zu Fuß drauf los- die paar Hausnummern ha!
Da jede Hausnummer aber ca. einen Quadratkilomer abdeckt, zog es sich dann doch etwas länger bis wir eine kleine MX- und Roller-Werkstatt erreichten. Der Besitzer konnte uns erstmal nicht helfen, bis er in seinem Resteregal noch einen Satz Spiegel von irgendwas yamahaähnlichem fand und uns zum probieren einfach so mitgab.




Und wie man sieht, es passte und die XJ war nun bestimmt 2 kg leichter.
Natürlich hat Lutz die Spiegel dann auch später bezahlt. 

Die ganze Aktion war eher ein Gewinn, denn kaum war der Spiegel montiert kam die Sonne endgültig durch und wir fuhren raus zu dem See, den uns Flori empfohlen hatte.


Schon die Anfahrt war ziemlich klasse, denn die Straße war wieder voll Abenteuermodus. Ich weiß auch nicht mehr so genau ob ich oder das Schaf größere Augen machte, als es getrieben von einer ungeduldigen Schäferin im Steilhang den Halt verlor und mir vor die Räder purzelte. Der Schäferhund lag derweil gelangweilt im Straßengraben und ich meinte kurz eine Bewertungstafel in seiner Pfote aufblinken zu sehen.
Wir erreichen den See und kurz nach der Staumauer erweckt eine kleine Felswand meine Aufmerksamkeit.


Ich kann die Kletterei hier aber nicht empfehlen, denn die Felsen sind hier identisch aus der selben Pampe, mit der ich früher die Berge meiner HO-Eisenbahn gebastelt hab.
Man kann ganze Felsstücke mit der Hand rausbrechen und mit den Endurostiefeln merkt man auch erst sehr spät wann es unter einem zu arg nachgibt.
Aber Spaß hats dennoch gemacht.



 Nach der Klettereinlage erreichen wir das versprochene Hotel und staunen nicht schlecht.


 So viel Karibik hätte ich hier nicht erwartet.



Wir nutzen die Gelegenheit tauchen unsere Füße ins kalte Wasser und lösen eine der größten Umweltkatastrophen der letzten Jahre aus.


Nein natürlich nicht. Es gab keinen Umweltalarm und auch kein Fischsterben, aber die Trägheit, die das plötzlich warme Wetter beschert steht einem deutlich ins Gesicht geschrieben.


Es fällt mir jedenfalls sichtlich schwer mich aufzuraffen. Der Bedienung auf der Hotelterrasse geht es  scheinbar ebenso und so verstreicht eine angenehme Weile, bis wir bezahlen und weiter dürfen. Hatte ich schon den tollen Apfelstrudel erwähnt?
Noch ein verträumter Blick zurück und aufsitzen.


 Der Weg soll uns hier hin führen!!


Macht er aber nicht.
Er endet in einem Schweinepfad in den Bergen und so müssen wir wieder ein Paar km zurück, bis wir dann den Pass mit dem Kloster erreichen.


Es ist ein Nonnenkloster und wenn man vorher noch nie mit dem Antlitz einer orthodoxen Nonne konfrontiert wurde, bleibt der Blick doch etwas länger als höflich gewesen wäre an der Kleidung fixiert.
Das Kloster liegt direkt unter der Anhöhe, auf der ein riesiges Kreuz errichtet wurde. Ich persönlich bin mir sicher, das es sich um eine Vampir-Flug-Abwehranlage handelt, die verhindern soll, dass einfliegende Vampire, Schloss Dracula auf der anderen Seite erreichen.



Und somit befinden wir uns schon mitten in der bizarren Welt,


maximal vermarkteter Minimalattraktionen,

 die uns dieser Knabe hier,

 angedichtet hat.


Das Warnschild fand ich dennoch schwer in Ordnung, auch wenn sich heute kaum noch jemand für dein Blut interessiert, kann man hier ganz schön ausgesaugt werden. Fairerweise muss man aber auch zugeben, dass dieses Draculaland für Kids wohl echt eine spannende Sache ist.

Nachtrag füs private Logbuch:
1. Immer wenn man denkt, man wäre gänzlich allein, kommt, kaum das man nackig in die Fluten springen will, irgendwo doch noch so ein Terrouristenpaar mit Cam an.
2. Die Sache mit den Spiegeln zeigt mal wieder, dass die Rumänen uns vielmehr vertrauen als wir Ihnen.
Direktive an Kleinhirn, Vorurteilsmodus auf 86% reduzieren.



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